Strategie

1&1: Günstige Flatrates für mobile Internetnutzung

DSL-Anbieter wird zum Sommer virtueller Mobilfunknetzbetreiber
Von Björn Brodersen

Der DSL-Anbieter 1&1 hat für den kommenden Sommer den Start einer eigenen Mobilfunkmarke mit speziellen Daten-Tarifen für die mobile Internetnutzung angekündigt. So wie im DSL-Bereich wird das Unternehmen dabei auf die Infrastruktur eines Netzbetreibers angewiesen sein. Wie schon bei den bisherigen Mobilfunktarifen wird 1&1 mit dem Düsseldorfer Mobilfunkbetreiber Vodafone zusammenarbeiten und in dessen Netz als virtueller Netzbetreiber (MVNO) auftreten. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth kündigte "Internet für alle" zu "aggressiven Preisen" an. Zudem werde das Unternehmen künftig auf Datenspeicherdienste im Internet (Cloud Computing) setzen und sichere E-Mail-Dienste setzen.

"Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt für unsere mobile Internet-Wachstumsstrategie", sagt Robert Hoffmann, Vorstandssprecher der 1&1 Internet AG, und kündigt an, künftig vor allem "innovative Datenprodukte auf Basis des Vodafone-Netzes" zu gestalten: "Der MVNO-Vertrag für den Wachstumsbereich mobiles Internet verschafft uns große Freiheit bei der Gestaltung unserer mobilen Daten-Produkte. Zugleich versetzt er uns in die Lage, Mobilfunk so einzukaufen wie heute schon DSL." Über eine Million Kunden von 1&1 würden heute das Mobilfunknetz von Vodafone Deutschland nutzen.

DSL-Geschäft stagniert

Mobiles Internet Mobiles Internet
Foto: 1&1
Mit der neuen Ausrichtung will 1&1 neben dem stagnierenden DSL-Geschäft zunehmend Umsätze im Bereich der boomenden mobilen Datendienste schaffen. Nur noch ein Drittel des Umsatzes erzielt das Unternehmen nach eigenen Angaben mit dem klassischen DSL-Geschäft. Ende 2009 zählte United Internet 3,31 Millionen DSL-Kundenverträge, 1,82 Millionen davon betrafen DSL-Komplettpakete von 1&1. 580 000 DSL-Kundenverträge gewann United Internet allein durch die Übernahme des DSL-Geschäfts von freenet hinzu. Ende 2008 zählte United Internet 2,82 Millionen DSL-Kundenverträge.

Die Konkurrenz auf dem Markt der Mobilinternet-Flatrates ist jedoch groß, zumal sich 1&1 bei den Standardpreisen bislang nicht als echter Preisbrecher präsentiert hat und DSL- und Mobilinternet-Verträge nur mit einer langen Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten anbietet. Wie schwer es für neue Mobilfunkanbieter ist, auf dem hart umkämpften Markt für mobile Datendienste zu bestehen, zeigt das Beispiel des Drillisch-Resellers Flexishop, der jüngst einige Marken für mobile Internet-Flatrates aus dem Programm nahm und sich künftig mit neuen Angeboten wie surf.BLACK mehr auf die Vermittlung von Daten-Verträgen konzentrieren möchte.

Zurzeit bietet 1&1 Daten-Flatrates für die mobile Internetnutzung per Smartphone, Netbook oder Notebook mit maximalen Datenübertragungsraten von 7,2 MBit/s im Downstream für monatliche Grundpreise zwischen 19,99 Euro und 29,99 Euro an. Eine GPRS/EDGE-Flat fürs Handy-Surfen kostet 9,99 Euro pro Monat.

Der Internet- und Telekommunikationsdienstleister United Internet mit ihren Marken wie 1&1, GMX und web.de hatte gestern mit seinem Gewinnausblick für das laufende Jahr für Enttäuschung unter Anlegern gesorgt, obwohl das vergangene Jahr zu den erfolgreichsten der Unternehmensgeschichte gehört. Während der Umsatz um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen soll, rechnet United Internet aufgrund höherer Investititonen mit einem EBITDA auf dem Niveau von 2009. Künftig teilt United Internet sein Geschäft in die beiden Segmente "Access" (Festnetz/DSL und mobiles Internet) und "Applications" (Webhosting und Online-Marketing).

Zugleich gab 1&1 eine neue Partnerschaft mit der Zoho Corporation, einem Hersteller einer Online-Office-Suite für Projekt- und Geschäfts-Anwendungen, bekannt. Ziel der Zusammenarbeit sei es unter anderem, über die Marken GMX und web.de Cloud-Standard-Lösungen für Privatanwender bereitzustellen. Noch im ersten Halbjahr dieses Jahr soll die sogenannte "1&1 Online Office Suite" bestehend aus Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentations-Programm in Deutschland und Großbritannien eingeführt werden. Die Office-Suite wird dabei nicht auf dem Rechner des Abwenders installiert, sondern ist im Browser komplett lauffähig. Der Zugriff auf Daten und Dokumente ist so auch von unterwegs aus möglich, solange ein Internetzugang zur Verfügung steht.

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