Amazon Fire HD 10: Die Tablet-Neuauflage im Test
Revolutionäre Neuigkeiten gibt es im Markt der Tablets zwar schon seit einiger Zeit nicht mehr, durch eine geschickte Modellpflege bleiben aber Hersteller wie Samsung, Amazon, Apple oder Huawei am Ball. Hinter Apple kämpfen Samsung und Amazon stetig um den zweiten Platz - insbesondere Amazon kann nämlich mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis bei seinen Tablets punkten.
Ein neuer Vertreter der Tablet-Familie ist das kürzlich gestartete Fire HD 10 (2019), das bei Amazon mit 32 GB aktuell 149,99 Euro kostet. 189,99 Euro ruft Amazon für die 64-GB-Variante auf. Wir haben das Tablet getestet.
Amazon Fire HD 10 (2019) im Test
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Gefährliche Verpackung - Tablet überlebt nur knapp
Umweltschutz und Verpackungsvermeidung sind keine Schlagworte mehr - die Kunden wollen hierbei von den Herstellern konkrete Taten sehen. Amazon hat gehandelt - und sich dabei aber auf sehr gefährliches Terrain begeben. Das neue Fire HD 10 wird nicht komplett von einer stabilen Kartonverpackung umgeben. Wie auf unseren Fotos zu sehen, steckt in der sehr weichen Umverpackung nur noch eine dünne Kartonplatte mit einer kleinen Box für das Zubehör - und um das in einer Folie steckende Tablet befinden sich mehrere Zentimeter Luft.
Und das wäre unserem Testgerät beinahe zum Verhängnis geworden. Denn das Tablet wurde dann auch nicht in einem Karton, sondern lediglich in einer Polstertasche geliefert. Direkt nach dem Eintreffen sahen wir bereits den großen Schuhabdruck auf der Polstertasche und ahnten Schlimmes. Irgendjemand muss beim Transport voll auf das Päckchen getreten sein. Die orangefarbene Umverpackung war ebenfalls sichtlich zertreten. Doch wie durch ein Wunder hatte das Tablet überlebt und keine Schramme abbekommen.
Amazon sollte sich hier also ein Herz fassen und seine Tablets wieder in einer stabilen Kartonverpackung versenden - das lässt sich sicher auch umweltfreundlich mit wenig Plastik realisieren.
Lieferumfang des Amazon Fire HD 10 (2019)
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die technische Ausstattung
Von seiner Ausstattung her ist das neue Fire HD 10 Tablet das, was man eine klassische "Modellpflege" nennt: Dem Octa-Core-SoC mit 2 GHz Taktfrequenz stehen 2 GB RAM zur Seite. Der interne Speicher von entweder 32 oder 64 GB kann per MicroSD-Karte um bis zu 512 GB erweitert werden. Ein Mobilfunkmodul ist nicht an Bord. Das 10,1 Zoll große Full-HD-Display (1080p) hat eine Auflösung von 1920 x 1200 Pixel bei 224 ppi.
Einen klassischen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss gibt es weiterhin, geladen wird das Tablet per USB-Typ-C-Port (USB 2.0), ein Netzteil mit Kabel liegt bei. Die genaue Akku-Kapazität verrät Amazon nicht, verspricht aber eine Nutzbarkeit von bis zu 12 Stunden - wir würden aus der Praxis immerhin 8-10 Stunden für realistisch halten. Mit dem beiliegenden 9W-Netzteil soll der Akku in vier Stunden geladen sein, als optionales Zubehör gibt es aber auch ein 15W-Ladegerät, mit dem der Ladevorgang maximal drei Stunden dauern soll.
Ins Internet kommt das Gerät per Dualband-WLAN nach Standard 802.11a/b/g/n/ac. Kameratechnisch gibt es nur schmale Kost: Jeweils eine 2-Megapixel-Kamera an Vorder- und Rückseite mit maximal 720p-Videoaufnahme. Das in den Farben Schwarz, Dunkelblau und Weiß erhältliche Tablet misst 262 x 159 x 9,8 Millimeter und wiegt 504 Gramm. Als System ist Fire OS 7.3.1.1 vorinstalliert, das auf Android 9 Pie basiert.
Aua - hier war jemand draufgetreten. Das Tablet hat trotz fehlender Polsterung überlebt.
Bild. teltarif.de / Alexander Kuch
Verarbeitung, Display und System
Das neue Fire HD 10 ist nach unserer Auffassung seinem Preis entsprechend ordentlich verarbeitet, fühlt sich natürlich aber nicht so hochwertig an wie Tablets, die 150 Euro mehr kosten. Der Kunststoff-Body lässt sich zwar nirgends eindrücken, biegt man das Tablet hingegen, knarzt es hörbar. Ganz verwindungssteif ist es also nicht.
Das Display ist nach unserem Geschmack für die Preisklasse ebenfalls in Ordnung, Bilder und Videos werden scharf und farbtreu angezeigt, ohne jetzt die von einem Samsung oder Apple-Display gewohnte Brillanz mitzubringen - auch hier darf man eben nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Fire OS 7.3 reagierte in unserem Test flüssig auf alle Eingaben. Es hat bei der Aufteilung auf diverse Homescreens natürlich nach wie vor einen starken Fokus auf Amazon-Dienste und Content-Inhalte, die Amazon genau darüber promoten will. Uns erscheint die Integration der Dienste sowie Werbung für Serien und Filme aber deutlich dezenter als beim Fire TV, wo man schon auf der Startseite vor lauter Amazon-Content kaum die Drittanbieter-Apps findet. Das hat der Hersteller bei den Tablets eleganter gelöst.
Ansonsten ist die Bedienung wie von Android gewohnt. Beim Appstore ist es nach wie vor so, dass es dort wichtige Apps, die man aus dem Google Play Store kennt, nicht gibt.
Leistung, Sound, Alexa & Fazit
Der SoC ist zwar kein Hochleistungs-Chip, aber immerhin so stark, dass Kinder und Erwachsene auch mittel-anspruchsvolle Games damit zocken können. Bei unseren Benchmark-Tests ist uns aufgefallen, das die Bildwiederholrate oft um die 60 fps lag, was in dieser Preisklasse ein ordentlicher Wert ist. Mitunter gab es aber auch Einbrüche auf unter 16 fps, was wir dann als starkes Ruckeln wahrnehmen konnten. Hochleistungs-Gamer sollten also mehr Geld für etwas mehr Leistung investieren.
Full-HD-Videos sowie Filme und Inhalte aus Mediatheken spielte das neue Fire HD 10 zuverlässig und ohne Stockungen ab. Bei 4K-Videos (die ja das Full-HD-Display gar nicht nativ darstellen kann) geriet es allerdings regelmäßig ins Stocken. Wer sich also bei der Wiedergabe über Ruckeln wundert und sicher weiß, dass daran nicht die Internetverbindung schuld ist, sollte (beispielsweise) auf YouTube die Auflösung von 4K auf Full-HD herunterstellen.
Positiv überrascht haben uns die beiden Stereo-Lautsprecher, die für den Preis des Geräts außerordentlich natürlich und sogar räumlich klangen. Lediglich der Bass des Dolby-Atmos-kompatiblen Systems war gegenüber den Mitten und Höhen zu schwach.
Der Homescreen des Tablets
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Alexa und Hands-free-Modus
Amazon will mit einem speziellen Hands-free-Modus den Tablet-Nutzern ermöglichen, das Gerät - beispielsweise in der Küche beim Kochen - ohne Berührung zu bedienen. Hierzu kann man entweder über die Statusleiste oder per Alexa-Sprachbefehl in den Show-Modus wechseln - zumindest in der Theorie.
Denn selbst bei mehreren Versuchen verstand Alexa nicht, dass wir in den Show- beziehungsweise Hands-free-Modus wechseln wollten, um beispielsweise das Gerät beim Kochen nicht ständig anfassen zu müssen. Alexa versuchte stattdessen ständig, in unserem Netzwerk irgendwelche Smart-Home-Geräte zu finden, die es nicht gibt. Den Show-Modus mussten wir schließlich wieder per Fingertipp starten.
Powerbutton, USB-C, Mikrofon, Klinkenbuchse, Lautstärketasten
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Und auch im Show-Modus verstand Alexa nur die üblichen Standard-Floskeln wie "wie wird das Wetter" oder "erzähle einen Witz". Einen hoffnungsvollen Versuch konnten wir mit einem Rezept starten. Auf Anfrage suchte uns Alexa ein Kochrezept für eine schnelle Bolognese-Soße heraus und fragte die Anzahl der Portionen ab. Als wir dann aber mit der Erklärung der Zubereitung starten wollten, stürzte die Verbindung zu Chefkoch ab. Immerhin quittierte Alexa dies dann noch mit dem lustigen Schluss-Fazit: "Hoppla, der Server hat sich den Magen verdorben und ist abgestürzt. Bitte komme zu einem späteren Zeitpunkt wieder".
Ausgereift ist die Sprachsteuerung per Alexa auf dem neue Fire HD 10 also noch lange nicht.
Video-Menü auf dem Homescreen
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Fazit: Preiswertes Unterhaltungs-Tablet für die Familie
Das neue Amazon Fire HD 10 Tablet aus dem Jahr 2019 ist genau das, was es sein will: Ein Unterhaltungs-Tablet fürs Internetsurfen und Anschauen von Fotos und Videos, und zwar überwiegend zuhause. Wer es unterwegs mitnehmen will, muss mangels SIM-Karten-Slot den Hotspot des Smartphones öffnen. Die Leistung des Tablets reicht auch für gelegentliche Spiele problemlos und der Akku hält locker für einen Tag. Der Hands-free-Modus soll eigentlich die Vorzüge der Alexa-Sprachsteuerung in den Vordergrund rücken - doch damit waren wir im Test nicht zufrieden. Auch die 2-Megapixel-Kameras sind nicht mehr aktuell.