Prime Day

20 Jahre Amazon: Aus der Garage zum Versand-Riesen

Amazon feiert heute seinen 20. Geburts­tag mit dem Prime Day. Wir blicken auf die Gründung des Online-Händlers zurück und beschreiben, wie es Amazon aus der Garage zum weltweit größten Versand­unternehmen geschafft hat.
Von Rita Deutschbein

Amazon feiert 20. Geburtstag
Bild: Amazon, teltarif.de
Vor 20 Jahren wurde in einer Garage im Raum Seattle die Geburtsstunde eines der weltweit größten Versandunternehmen eingeläutet. Amazon startete als kleiner Online-Buchhandel und entwickelte sich in den kommenden Jahren zu einem international bekannten Online-Händler mit mehr als 25 Millionen Kunden in rund 160 Ländern der Erde. Die Idee zu Amazon entstand bereits 1994, als sich der gerade einmal 30-jährige Computerwissenschaftler Jeff Bezos entschloss, eine Verkaufsplattform im Internet zu schaffen - zunächst für Bücher, da hier die Marge stimmte und sie unkompliziert beim Versand waren.

Amazon feiert 20. Geburtstag
Bild: Amazon, teltarif.de
Bezos kündigte seinen Job an der Wall Street und richtete sich in einer Garage in Seattle sein "Büro" für die neu gegründete Online-Plattform ein. Diese nannte er zunächst Cadabra.com, entschied sich später aber doch für das heute bekannte Amazon - in Anlehnung an den südamerikanischen Fluss Amazonas. Auch der Name Relentless wurde von Bezos ins Auge gefasst.

Etwa ein Jahr später ging Amazon im Juli 1995 für eine ausgewählte Kundschaft an den Start. Bezos lud dafür etwa 300 Freunde und Bekannte ein, die den neuen Online-Buchladen testen sollten. Am 16. Juli 1995 wurde das erste Buch an einen externen Kunden verkauft, in den folgenden 30 Tagen wurden Kunden in allen 50 US-Bundesstaaten und zusätzlichen 45 Ländern weltweit mit Büchern beliefert. Bereits im zweiten Monat nahm Amazon pro Woche etwa 20 000 Dollar ein und im Oktober des gleichen Jahres öffnete sich Amazon.com der breiten Öffentlichkeit. Amazon-Webseite zum Start 1995
Bild: Amazon.com
Nach dem erfolgreichen Start konnte Amazon seinen Erfolgskurs beibehalten. Etwa ein Jahr nach dem Verkauf des ersten Buches erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 15,7 Millionen Dollar. 1997, nach erfolgreichem Gang an die Börse, wurde die Summe auf insgesamt 147,8 Millionen Dollar gesteigert. Amazon hatte nun genügend Kapital für den weiteren Ausbau. Bezos begann 1998 damit, die ersten internationalen Webseiten aufzubauen und Amazon in immer mehr Märkten zugänglich zu machen.

In Deutschland übernahm Amazon im April 1998 die ABC-Bücherdienst GmbH, den damals führenden deutschen Online-Buchhändler. Die Übernahme kostete Amazon einen zweistelligen Millionenbetrag. Zur ABC-Bücherdienst GmbH gehörte das Tochter-Unternehmen Telebook, Inc, das bereits die Internetseite Telebuch.de betrieb und Niederlassungen in Spanien, den USA und Namibia hatte. Etwa ein halbes Jahr nach dem Kauf - am 15. Oktober - benannte Amazon die Webseite Telebuch.de in Amazon.de um. Amazon-Webseite zum Deutschland-Start 1998
Bild: Amazon.com
In den kommenden Jahren machte Amazon weiter Umsatz, hatte aber auch enorme Ausgaben. Das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende herum machte dem Unternehmen besonders hart zu schaffen - Amazon stand kurz vor dem Ruin. Die Aktienwerte fielen von 100 Dollar im Jahr 1998 auf einen Niedrigst-Wert von gerade einmal 6 Dollar, das Bargeld wurde knapp und Anleger sowie Gläubiger wurden nervös. Bezos war gezwungen, 1 300 Leute zu entlassen und ein Logistik-Zentrum zu schließen.

Amazon musste sich wieder aus dem Tief ziehen, wobei Bezos aber auch den Wunsch hatte, sich nicht mehr nur auf den Verkauf von Büchern zu beschränken. Er entschloss sich, die Verkaufsplattform Amazon auch anderen Online-Händlern zu öffnen - gegen eine Gebühr natürlich. Es entstanden die sogenannten zShops, von denen sich Amazon bereits 2008 wieder trennte, sowie der bis heute geführte Marketplace. Die Öffnung der Verkaufsplattform für die Konkurrenz war ein Risiko, das sich aber bezahlt machte: Nach der Talfahrt um die Jahrtausendwende machte Amazon 2002 erstmals Gewinne.

Bezos erwarb weitere Unternehmen wie den Online-Schuhladen Zappos für rund 850 Millionen Dollar, den Anbieter für Lagerhaus-Automation Kiva Systems für 775 Millionen Dollar sowie diverse Wettbewerber im Buch- und Verlags-Geschäft. Selbst die Zeitung "Washington Post" hat Bezos im August 2013 für 250 Millionen Dollar gekauft. Erstes Büro-Gebäude von Amazon
Bild: Amazon.com
Das Unternehmen entwickelte sich zu einem Online-Handel für die unterschiedlichsten Produkte, konnte gleichzeitig aber auch mit seiner Preistransparenz punkten. Im September 1997 wurde die "1-Click"-Funktion gestartet. 2007 führte Amazon den Prime-Service ein, einen Liefer-Jahresvertrag zum Festpreis. Außerdem folgte der Verkauf der ersten Spar-Abos. Sogar eigene Marken hat der Händler gegründet: Unter dem Namen Strathwood vertreibt Amazon Gartenmobiliar, Pinzon heißt die Marke für den Wohnbereich und Denali die für Werkzeuge. Hinter Pike Street steckt hingegen eine Billigmarke.

Es waren auch Dienste und Angebote abseits der Verkaufsplattform, die Amazon dabei geholfen haben, zu einem der bekanntesten Online-Händler weltweit aufzusteigen. Bereits 2005 begann das Unternehmen damit, DVDs an Abonnementen zu verleihen - des Verleih-Geschäft wurde im Februar 2008 von Lovefilm übernommen. Im Gegenzug wurde Amazon Lovefilms größter Aktionär - mit einem Anteil von 42 Prozent. Drei Jahre später, am 20. Januar 2011, wurde bekannt gegeben, dass Lovefilm komplett von Amazon übernommen wird. Der Grundstein für Amazon Instant Video war gelegt. 2006 folgte der Start der Amazon Web Services (AWS) - der Ursprung der heutigen Amazon Cloud.

Es war aber das Jahr 2007, in dem Amazon nochmals Gas gegeben hat. Dienste wie Amazon Music, Amazon Prime, der Club der Produkttester Amazon Vine sowie ein eigener Bezahl-Service wurden eingeführt. Ebenfalls 2007 wurde in den USA der erste E-Book-Reader der Marke Kindle verkauft. Es sollte aber noch bis Oktober 2009 dauern, bis der Kindle auch in Deutschland verfügbar war - damals allerdings nur über Amazon.com. Zwei Jahre später erst kam mit dem Kindle 3 das erste über Amazon.de erhältliche Lesegerät auf den deutschen Markt. Die Geschichte der Kindle-Lesegeräte haben wir in einer weiteren News zusammengefasst. Die ersten Kindle-Generation für Deutschland
Bild: teltarif.de /Rita Deutschbein
Es folgten erste eigene Tablets namens Kindle Fire, der Start des Amazon App-Shops sowie das erste Amazon-Smartphone namens Fire Phone. Außerdem baut Amazon bestehende Dienste stetig weiter aus - wenn auch nicht immer zur Freude der Kunden. Ein Beispiel ist der Prime-Dienst, der nun nicht mehr nur die Versand-Option beinhaltet, sondern um Amazon Prime Instant Video, einem BuyVIP-Vorab-Zugang sowie der Onleihe für E-Books erweitert wurde. Statt ehemals 29 Euro pro Jahr kostet Prime nun 49 Euro jährlich. Jeff Bezos zeigt Kindle Fire Tablet HDX
Bild: dpa
Trotz all dieser Erfolge, schweben aber auch einige Schatten über Amazon. Schlagzeilen mit den Stichworten Leiharbeit, schlechte Bezahlung, Ausbeutung der Mitarbeiter und Abmahnungen machten die Runde. Nachdem bereits in einigen Logistik-Zentren in den USA die schlechte Bezahlung der Mitarbeiter kritisiert wurde, schwappte die Welle 2013 auch nach Deutschland über. Die Gewerkschaft Verdi stufte Amazon als "Lohndrücker" ein und bestreikte den Konzern erstmals.

Mit falschen Versprechungen sollen zudem Hilfskräfte aus ganz Europa nach Deutschland gelockt worden sein, die hier dann - von Sicherheitsmännern überwacht - ohne wirkliche Pausen weit über eine Acht-Stunden-Schicht hinaus für Dumping-Löhne schuften mussten.

Abseits der Arbeitsbedingungen musste sich Amazon auch gegen den Vorwurf behaupten, seine Marktmacht im E-Book-Geschäft auszunutzen. Durch den Sitz der Europa-Zentrale in Luxemburg, diversen Tochterunternehmen und der vorgeworfenen Umverteilung von Betriebsvermögen soll Amazon zudem einige Milliarden am Fiskus vorbei gewirtschaftet haben. Verdi bestreikt Amazon in Deutschland
Bild: dpa
Trotz aller Kritik hat sich Amazon seit seinem Start vor 20 Jahren zum wohl größten Online-Händler mit weltweiten Webseiten-Auftritten entwickelt. Ob Hardware, Lebensmittel, Bücher, Kleidung oder sonstige Produkte - Amazon bietet nahezu alles an. Zudem schafft es der Konzern immer wieder, durch neue Innovationen auf sich aufmerksam zu machen. Die Auslieferung von Waren per Drohne und Lieferzeiten von nur einer Stunde sind nur zwei der aktuellen Beispiele.

Zum 20. Geburtstag feiert Amazon sich selbst mit dem sogenannten Prime Day. Heute haben Prime-Kunden exklusiv Zugriff auf mehr als 3 000 verschiedene Artikel, deren Preis bis zu 50 Prozent reduziert ist, wir berichteten.

Wer die Geschichte von Amazon in allen einzelnen Detailschritten nachlesen möchte, findet bei Amazon eine entsprechende Timeline [Link entfernt] . Logistik-Zentrum von Amazon
Bild: Amazon.de

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