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Editorial: Kostenlos-Angebote am Ende?

Mobilfunkgesellschaften verschärfen Druck auf Händler
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Nachdem es in den letzten Wochen erst ein langes Hick-Hack um die Quam-Partnerkarten-Aktion gegeben hat und diese dann letztendlich durch den Vermarktungsstopp von Quam beendet wurde, ist nun am letzten Freitag ein neues Kapitel in der "Never-Ending-Story" aufgeschlagen worden. Die beiden Händler faircom und DLC new media, die einen Großteil der nicht bearbeiteten Quam-Verträge vermittelt hatten, mussten ihr Alternativangebot des Serviceproviders Cellway zurückziehen. E-Plus hatte dem Provider aus Hallbergmoos aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit verboten, die ausgelobten Verträge im Professional-Tarif freizuschalten.

Schon seit über einem Jahr wächst der Mobilfunkmarkt in Deutschland nicht mehr so stark wie noch in den Boom-Jahren 1999 und 2000. War es seinerzeit noch das vorrangige Ziel eines jeden Netzbetreibers, möglichst viele Kunden in das eigene Netz zu locken und möglichst viele Handys unter den Deutschen zu verteilen, so dass diese das mobile Telefonieren kennen und lieben lernen, so tritt heute Rentablitätsdenken in den Vordergrund. Nur ein Kunde, der sein Telefon auch für Gespräche, SMS oder Datendienste nutzt, rechnet sich langfristig für den Netzbetreiber. Für Nutzer, die den Handyvertrag später nicht nutzen, weil Sie z. B. nur auf das im Bundle enthaltene Endgerät aus waren und dies danach im Internet meistbietend versteigert haben, wird es zukünftig keine besonderen Sonderangebote mehr geben.

Sinkende Provisionen und weniger kostenfreie Zugaben für die Kunden bestimmen daher seit Monaten den Markt. Für viele Händler wird es dabei immer schwieriger, bei Vertragsabschluss aktuelle Handys für null Euro anzubieten. Dennoch ist in den Mobilfunkläden immer noch eine Menge los, da immer mehr Kunden ein neues Handymodell von Nokia, Siemens oder SonyEricsson wünschen. Oder sie erhalten bei Vertragsverlängerung vom Netzbetreiber ohnehin ein neues Modell, damit sie dann neue Services wie Bildnachrichten oder MMS oder i-Mode ausprobieren. Verträge mit Grundgebührbefreiung und Gratishandy sind daher fast von der Angebotspalette verschwunden bzw. nur noch im Internet erhältlich, da die Internethändler aufgrund ihrer im Vergleich zum stationären Shop geringeren Kosten noch einen größeren Teil der Netzbetreiber-Provisionen ausschütten können. Zudem haben sie bei der Grundgebührenbefreiung die Möglichkeit, die Rückerstattung an den Kunden über die gesamte Laufzeit zu finanzieren und so einen Zins- und Liquiditätsvorteil für sich zu schaffen. Die Händler erhalten zumeist die gesamte Provision bei Vertragsschluss vom Netzbetreiber oder Serviceprovider überwiesen.

Fazit: Die Mobilfunkgesellschaften machen nun auch bei Ihren Händlern und Vertriebspartnern Druck und fordern die Vermittlung von Kunden, die den abgeschlossenen Vertrag auch nutzen werden. Händleranzeigen in Zeitungen oder im Internet, in denen damit geworben wird, dass man durch Abschluss eines bestimmten Vertrages oder einer Vertragskombination an ein allzeit kostenfreies Handy kommen kann, mit dem man niemals telefonieren muss, sollten somit der Vergangenheit angehören. Angebote, in denen auch Spitzenhandys für null Euro oder aktuelle Einsteigergeräte mit grundgebührbefreiten Verträgen angeboten werden, wird es, wenn überhaupt, nur noch für eng begrenzte Zielgruppen oder Sonderaktionen geben. Allerdings können Kunden, die eine neue Mobilfunkgesellschaft suchen und diese dann auch intensiv nutzen wollen, auch weiterhin mit Handysubventionen in Höhe von mehreren hundert Euro rechnen, die den Erwerb eines neuen Handymodells dann doch wieder erschwinglich machen.