Vorsicht

Nicht überall, wo Sprachflatrate drauf steht, ist Flat drin

Zahlreiche Anbieter von Sprachflatrates schließen bestimmte Nummern aus
Von Thorsten Neuhetzki / Steffen Prey

Das eine Sprachflatrate in aller Regel nicht zum Datentransfer genutzt werden darf, ist hinreichend bekannt. Schließlich hat der Kunde ja auch eine Sprachflatrate gebucht und keine Flatrate zur Datenübertragung. "Folglich", so denkt der Flatratekunde, "kann ich aber alle Festnetzrufnummern zum Pauschalpreis anrufen, mit denen ich Sprache übertrage." Doch weit gefehlt, wie ein Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zahlreicher Anbieter zeigt.

Ein Preis von unter zehn Euro für eine per Internettelefonie realisierte Sprachflatrate ist inzwischen keine Seltenheit mehr. Per Pre-Selection zahlt man durchschnittlich etwa fünf Euro mehr. Das hier nicht viel Luft für den Anbieter in der Kalkulation ist, ist kein Geheimnis. Pro Minute, die der Kunde telefoniert, muss er Netznutzungsentgelte zahlen. Folglich liegt es im Interesse des Anbieters, wenn der Kunde zwar monatlich seine Grundkosten zahlt, aber möglichst wenig telefoniert. Also werden Rufnummern, auf denen viele Sprachminuten generiert werden, von der Flatrate ausgenommen. Dabei handelt es sich sicherlich nicht um die Nummer der besten Freundin, mit der täglich viel telefoniert wird, sondern um Rufnummern für verschiedene Dienste.

Ansagen ausgeschlossen

"[...] geographische (Festnetz-)Rufnummern mit Sonderdiensten (automatisierte Ansagen und Services; Chat- oder Konferenzdienste; Services, die eine Vergütung für den Anruf an den sipgate-Kunden oder Dritte ausschütten [...] sind explizit von der sipgate flat ausgeschlossen und nicht kostenlos", schreibt der VoIP-Anbieter sipgate aus Düsseldorf auf der eigenen Homepage unter seine Flat-Angebote.

Konkret bedeutet das: Wer einen Service wie Phonecaster anruft oder an einer Telefonkonferenz mit normaler Festnetznummer teilnimmt, könnte dafür zahlen müsse, obwohl er bei sipgate eigentlich einen Tarif gebucht hat, der alle Sprachanrufe zu deutschen Festnetzrufnummern in Deutschland abdeckt. So zumindest ist der allgemeine Sprachgebrauch des Begriffes Festnetzflatrate. Zumindest bei Phonecaster macht sipgate jedoch eine Ausnahme: "Der Dienst kann ohne weitere Kosten genutzt werden", sagt ein Sprecher des Düsseldorfer Unternehmens.

Doch sipgate steht nicht alleine da, sondern gehört nur zu einer ganzen Reihe von Anbietern, die sich den Ausschluss bestimmter Rufnummern vorbehalten. Auch nikotel schließt, neben der geschäftlichen Nutzung, die "Benutzung von Party-Lines, Voice-Chats, öffentlicher Telefonkonferenzen und vergleichbarer Angebote" aus. Die Nutzung sei untersagt und führe zur außerordentlichen Kündigung durch den Anbieter.

Party-Line mit 1200 Leitungen ist Anbietern ein Dorn im Auge

Mit Party-Line meint nikotel Dienste wie Telemon.de [Link entfernt] . Telemon, auch Telemonster genannt, ist eines der größten Flirt- und Party-Line-Portale in Deutschland. Die Nutzung ist, von eventuellen Telefonkosten abgesehen, kostenlos. Alleine in Hamburg hält der Anbieter 1 200 Leitungen bereit und generiert pro Monat Sprachminuten im zweistelligen Millionenbereich. Die Leitungen sind im Netz von HanseNet geschaltet und unter einer ganz normalen Festnetznummer erreichbar. Das Problem für die Flatrate-Anbieter: Nicht nur das viele Nutzer mehrere Stunden täglich in diesem Chat eingewählt sind; die Nummer ist zudem bei einem alternativen Anbieter geschaltet. Das bedeutet, dass der Flatrate-Anbieter deutlich mehr Netznutzungskosten zahlen muss als wenn der Kunde einen Telekom-Anschluss anrufen würde. Zudem berechnet HanseNet auch noch einen um 0,2 Cent pro Minute erhöhten Interconnect.