Wettbewerb

Apples "böses Spiel auf dem Rücken der Verbraucher"

Verbraucherschützer überlegen wettbewerbsrechtliche Untersuchung
Von Björn Brodersen mit Material von AFP

Verbraucherschützer haben den Apple-Konzern vor einer nutzerfeindlichen Verkaufsstrategie bei seinem neuen Musik-Handy iPhone gewarnt. Sollte der US-Konzern das mit Spannung erwartete Gerät wie in den USA auch hierzulande von einem einzigen Mobilfunkkonzern anbieten lassen, sei das "für die Kunden sehr ärgerlich", sagte Patrick von Braunmühl vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) der Nachrichtenagentur AFP. Es müsse überlegt werden, ob ein solches Vorgehen wettbewerbsrechtlich untersucht werden könne.

Apple iPhone 8GB

Der US-Konzern startet sein neues Musik-Handy, eine Kombination des MP3-Players iPod und eines Handys, am Freitag in den USA. Dort wird es exklusiv vom Mobilfunk-Anbieter AT&T angeboten. Auch in Europa, wo das Gerät gegen Ende des Jahres auf den Markt kommen soll, sucht Apple nach Branchenangaben einen Exklusiv-Partner für das iPhone.

VATM-Geschäftsführer fühlt sich an Microsoft-Strategie erinnert

Auch die kleineren deutschen Mobilfunkfirmen kritisierten das Vorgehen scharf. "Apple spielt hier ein sehr böses Spiel auf dem Rücken der Verbraucher", sagt auch der Geschäftsführer des Branchenverbands VATM, Jürgen Grützner. Apple spiele die Anbieter untereinander aus. "Wenn Apple so weiter macht, werden sie in der Öffentlichkeit genauso unter Druck geraten wie vorher schon Microsoft", sagte Rützner weiter. Microsoft ist immer wieder vorgeworfen worden, dass es seine starke Stellung beim Betriebssystem Windows ausnutzt, um die Software von Konkurrenten gegenüber den eigenen Produkten zu benachteiligen.

Sollte Apple seine iPhone-Strategie auch in Europa anwenden, müssten die Interessenten des neuen Musik-Handys sich an einen Anbieter binden und dessen womöglich teurere Tarif akzeptieren. Handy-Nutzer, die bei einem anderen Anbieter unter Vertrag sind und das iPhone haben möchten, müssten damit bis zu ihrem Vertragsende warten. Laut VATM könnten sich die Verbraucher womöglich mit einzelnen Anbietern auf Abstandszahlungen einigen.

Es gibt auch Alternativen

In den USA verabreden sich die Handy-Fans im Internet schon zum Zelten vor den Mobilfunk-Shops - um eines der neuen iPhones von Apple zu ergattern. Das Musik-Handy, das den weltweit erfolgreichen MP3-Player iPod mit einem Handy kombiniert, ist schon vor der Weltpremiere am Freitag ein Kult-Objekt. Ende des Jahres soll es auch in Deutschland zu haben sein. Die vier deutschen Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2 sprechen derzeit lieber nicht über Verhandlungen mit Apple. Wer das iPhone hat, dürfte auf einen Schlag neue Kundschaft haben. Und auch, wem das iPhone, das in den USA für umgerechnet rund 400 Euro auf den Markt kommt, schließlich zu teuer ist, könnte durch den Werbeeffekt sich für ein anderes Gerät des Anbieters entscheiden.

Handy-Nutzer, die unbedingt ein iPhone haben wollen, sollten jedenfalls im Moment nicht überstürzt handeln. Und wenn es nicht unbedingt Apple sein muss, gebe es auch andere Lösungen: Auch andere Hersteller haben schon Geräte, die das, was das iPhone kann, können.

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