Klima

Energiesparen wird Zukunfts-Thema für IT-Branche

Sparsame Bauteile, bessere Auslastung, Nutzung von Abwärme
Von Marie-Anne Winter

Angesichts steigender Energiepreise und der zunehmenden Umweltbelastung wird Stromsparen nun auch in der IT-Branche schick, die bislang nicht gerade für grüne Inhalte stand. In vielen Bereichen ist diese schnelllebige Branche Vorreiter für kommende Entwicklungen - doch wieviel Energie Computer und die zahlreichen Geräte rund um die Kommunikation benötigen, hat bislang nicht besonders interessiert. Doch nach den jüngsten Diskussionen über den Klimawandel hat sich das Thema Energieverbrauch nun zu einem wichtigen Treiber der gesamten Computerindustrie entwickelt. Das Image als Klimakiller möchten sich die IT-Konzerne dann doch nicht anheften lassen. Daher forschen IT-Unternehmen wie Hewlett-Packard (HP) nicht nur an stromsparenden Computern, sondern auch an Lösungen für ganze Rechenzentren.

"Vor fünf Jahren haben sich die Menschen noch gelangweilt von mir abgewandt, wenn ch über den Energieverbrauch von Rechnern einen Vortrag gehalten habe. Heute arbeitet die gesamte Branche daran, den Stromverbrauch zu senken", sagt Chandrakant Patel, einer der wichtigsten Forscher und Vordenker des amerikanischen IT-Konzerns gegenüber dem Handelsblatt.

Auch der Präsident des deutschen Branchenverbands Bitkom, August-Wilhelm Scheer, sieht das Thema Stromsparen als eins der aktuellen Wachstumsfelder der IT-Industrie an. Dass der Energieverbrauch inzwischen zum interessanten Thema avanciert ist, hat zum einen damit zu tun, dass die Branche technologisch an Grenzen stößt, denn die hochgetakteten Computer werden so heiß, dass die Kühlung immer schwieriger wird. Wer sich in den warmen Wochen im Frühjahr ein Klimagerät gekauft hat, hat sicherlich schon gemerkt, dass Kühlung ein ähnlicher Energiefresser wie Heizung sein kann. Andererseits wurde den Käufern durch die steigenden Strompreise bewusst, dass der Betrieb von Computern und Kommunikationstechnologie viel Geld kosten kann. Daher ist davon auszugehen, dass sich die Anwender zunehmend dafür interessieren, wieviel Energie der neue Rechner verbraucht.

Anders rechnen im Rechenzentrum

"Wir beschäftigen uns mit dem Thema heute viel mehr also noch vor einigen Jahren", sagt Dieter Kempf, Chef des Nürnberger IT-Dienstleisters Datev. Datev betreibt selbst große Rechenzentren, über die Millionen von Arbeitnehmern in Deutschland ihre Lohn- und Gehaltsabrechnungen bekommen. Die Kühlung der Netzwerkrechner koste wahnsinnig viel Geld, klagt Kempf. Nach Schätzungen von Gartner ist die weltweite IT-Infrastruktur für rund zwei Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich. Dies belaste die Umwelt genauso stark wie der Flugverkehr, sagen die Experten.

HP hat mittlerweile eine Einheit aufgebaut, die sich speziell mit der Kühlung von Rechenzentren befasst. HP-Manager Paul Perez erklärt: "Für jedes Watt Rechenleistung müssen die Kunden drei Watt für die Kühlung einsetzen." Durch eine bessere Steuerung der Klimaanlagen mit Sensoren sowie Umbauten im Rechnerraum könne man den Stromverbrauch um bis zu 45 Prozent zu senken. Auch kommen neue Rechner-Generationen auf den Markt, die weniger Strom verbrauchen als bisher. So rechnet Fujitsu Siemens Computers seinen Kunden vor, dass ein herkömmlicher Netzwerk-Computer im Jahr für 350 Euro Strom verbrauche. Durch moderne Bauteile könnten sich diese Kosten unter 200 Euro drücken lassen. Noch mehr kann man aber durch den Einbau neuer Prozessoren sparen, wie sie die Chip-Hersteller Intel und AMD [Link entfernt] , aber auch der Computerbauer Sun [Link entfernt] anbieten. Die Prozessoren sind nicht nur das eigentliche Hirn des Computers, sondern auch die größten Stromfresser.

Einen wichtigen Beitrag zum Energiesparen leistet aber auch eine bessere Auslastung der Rechenzentren. Intelligente Steuersysteme sollen zahlreiche Server überflüssig machen, die kaum ausgelastet werden, aber auch im Leerlauf Strom verbrauchen. Ein weiteres Thema für die Zukunft wird unter anderem auch die Nutzung der Abwärme der Rechner werden.