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Editorial: Strom sparen!

IT- und Tk-Technik muss umweltfreundlicher werden
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Zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes sollen einer Studie von Gartner zufolge auf das Konto von PC, Telefon und Handy gehen. Das klingt erstmal nicht viel - schließlich stoßen andere Bereiche wie Verkehr, Industrie oder Heizung deutlich mehr Klimagase aus. Doch steigt der Energieverbrauch der ITK derzeit aufgrund wachsender PC-Verwendung und immer mehr Tk-Netzen (herkömmliches Festnetz inklusive DSL, VDSL, GSM/GPRS, UMTS, WiMAX etc.) überproportional schnell. Und bei dem Ziel, den Klimawandel aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen und gleichzeitig die endlichen Erdöl-, Erdgas-, Kohle- und Uranvorräte möglichst zu schonen, darf keiner zurückstecken. Jeder Akteur muss vor seiner Haustür kehren und den Ressourcenverbrauch seiner Technologien möglichst beschränken.

Es gibt bereits Stromsparer

Nun sind bestimmte ITK-Produkte wahre Energiesparweltmeister. Den Energieinhalt eines Standard-Akkus, der einem Handy viele Tage Bereitschaftsbetrieb bzw. etliche Stunden Telefonat ermöglicht, verheizt ein Wasserkocher oder eine voll aufgedrehte Herdplatte binnen fünf Sekunden. Doch sobald ITK-Geräte einen festen Stromanschluss benötigen, scheint bei den Herstellern der Grundsatz zu gelten: "Der Strom kommt aus der Steckdose". Wie teuer er ist, scheint kaum einen der Hersteller zu interessieren.

Der Stromverbrauch eines typischen Desktop-Büro-PCs (mit Chipsatz-Grafik und inklusive Monitor) an einem typischen Büroarbeitstag würde reichen, um zwei Dutzend Tassen Kaffee zu kochen, dem oben geschilderten hohen Stromverbrauch des Wasserkochers zum Trotz. Viele Laptops benötigen bei kaum geringerer Rechenleistung hingegen nur ein Fünftel bis ein Zehntel des Stroms eines Desktop-PCs!

Dauerstromfresser

Im Tk-Bereich sind es vor allem die dauernd betriebenen Geräte, die im Lauf der Zeit viel Strom saugen. ISDN- oder VoIP-Telefonanlage, (WLAN-)DSL-Router oder DECT-Basisstation sind "always on". Schließlich weiß man ja nicht, wann der nächste Anruf kommt, man will erreichbar sein. Bei WLAN sollten Verbindungsanforderungen zwar nur von innen kommen, doch würde sich der Bequemlichkeitsvorteil ins Gegenteil verkehren, wenn man immer erstmal in den Keller laufen muss, um den Router anzuschalten, bevor man lossurfen kann.

Ein typischer DSL-Router mit 7 Watt kommt somit auf Stromkosten von ca. 10 Euro im Jahr. So mancher Router kostet also während seiner Betriebszeit von einigen Jahren mehr Strom, als für seine Anschaffung bezahlt wurde. Ähnliches gilt für die anderen oben aufgeführten Kleingeräte.

Nun spricht nichts gegen die 7 Watt eines DSL-Routers, so lange dieser Daten mit etlichen Megabit pro Sekunde überträgt. Der sich daraus ergebende Stromverbrauch pro Bit ist lächerlich gering. Doch 99 Prozent der Zeit verbringen die Router mit Warten. Würden sie in dieser Zeit ihren Strombedarf von 7 auf 0,7 Watt senken, würden die Verbraucher weltweit über eine Milliarde Euro an Stromkosten sparen! Doch Power-Down-Betriebsarten sind bei fest an das Stromnetz angeschlossenen Tk-Geräten meist nicht vorgesehen oder nicht implentiert - siehe oben, der Strom kommt ja aus der Steckdose. Und so bringt es ein typisches Handy im Standby auf 0,01 Watt und weniger, während DECT-Basisstation, DSL-Router und Telefonanlage mit etlichen Watt weiterheizen.

Zu jedem Endgerät auf Verbraucherseite kommt zudem meist ein korrespondierer Port auf Netzseite, hinter dem auch wieder aktive Technik steckt, etwa DSL-AMs für DSL. Auch die netzseitigen Server verbrauchen rund um die Uhr viel Strom. Dank schneller Festplatten, redundanter Netzteile, mehrerer CPUs und anderer Gründe liegen diese teilweise noch über den Verbrauchswerten von Büro-PCs.

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