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Editorial: Strom sparen!

IT- und Tk-Technik muss umweltfreundlicher werden
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Schon viele einfache Maßnahmen würden helfen, den Stromverbrauch teilweise drastisch zu senken. Zu nennen sind etwa vernünftige Netzteile, echte Ein-/Aus-Schalter (die primärseitig vor dem Trafo das komplette Gerät vom Netz trennen) oder der automatische Wechsel in einen bitraten- und verbrauchsreduzierten Standby-Modus. Mehrfach-Server würden profitieren, wenn sich einzelne CPUs komplett abschalten ließen, so lange sie nicht gebraucht werden. Derzeit ist es schon viel, wenn überhaupt die Minimal-Stromsparmaßnahmen vom Desktop, etwa das Heruntertakten wenig benötigter CPUs, im Server zu finden sind. Da zudem viele Server-Zentren gekühlt werden, zählt der Server-Stromverbrauch faktisch doppelt: Er erhöht ja auch die von der Klimaanlage bereitzustellende Kühlleistung.

Das Problem ist: Fast jede Energiespar-Maßnahme kostet Geld und benötigt Zeit zur Implementierung. Und da Verbraucher (und genauso Einkäufer bei den Netzbetreibern) nunmal auf den Kaufpreis achten, hat ein Gerät mit zusätzlichen Energiesparfunktionen meist schlechte Karten - selbst dann, wenn diese auf Dauer mehr Stromkosten sparen, als sie zusätzlich kosten.

Aktuelle Vorschläge gehen daher dahin, besonders energiefressende Geräte zu verbieten, und/oder eine Kennzeichnungspflicht für den Stromverbrauch einzuführen. Bezüglich der Kennzeichnungspflicht ist aber anzumerken, dass ein regelmäßiges Update der Energieverbrauchsstufen erforderlich ist. Die aktuelle Situation bei vielen Haushaltsgeräten (Waschmaschine, Kühlschrank usw.), dass die überwiegende Mehrheit der Geräte in "Energieeffizenzklasse A" zu finden ist, führt die Kennzeichnung ad absurdum, weil es kaum mehr Unterschiede zwischen den Geräten gibt. Die Verbote von Energiefressern sind zwar ebenfalls grundsätzlich zielführend, allerdings besteht die Gefahr, dass sie aufgrund notwendiger oder von den Lobby-Verbänden trotzdem durchgesetzter Ausnahmeregelungen (etwa für medizinische Geräte, Ersatzteile, Abverkauf bereits ausgelieferter Ware etc. pp.) weitgehend wirkungslos sind. Auch hier müsste natürlich eine regelmäßige Anpassung der Verbrauchsschranken erfolgen.

Stromfresser teurer machen!

Eine alternative Lösung, die die knallharten Wirkungen eines Verbots vermeidet, dennoch die Verbraucher in vielen Fällen ohne das mühsame Lesen von Verbrauchskennzeichnungen direkt zum stromsparenderen Produkt lenkt, wäre eine Umwidmung der Stromsteuer: Statt dem Verbrauch würde künftig die Anschaffung besonders starker Strom- oder gar allgemein Energiefresser besteuert werden. Steuerpflichtig wäre der Verkauf aller Geräte, die deutlich mehr Strom verbrauchen als nötig. Das Maß des Nötigen würde dabei anhand von Vergleichsgeräten ermittelt, die ähnliche Leistung (z.B. Rechengeschwindigkeit, Übertragungsrate etc.) wie das zu bewertende Gerät mit deutlich weniger Strom bzw. Energie liefern. Dabei würden alle Betriebsarten (Vollbetrieb, Standby, ausgeschaltet) mit üblichen Zeitanteilen berücksichtigt.

Man könnte diese Steuer sogar so gestalten, dass sie nicht dem Staatssäckel zufließt, sondern demjenigen, der das Gerät gekauft hat. Dem Gerät mit dem hohen Stromverbrauch läge dann ein Gutschein bei, der auf die nächste Stromrechnung angerechnet wird, indem man den Gutschein online oder per Brief beim Stromversorger einreicht. Die Höhe des Gutscheins entspräche den etwa zu erwartenden Strommehrkosten des gekauften Gerätes im Vergleich zu einem effizienten Gerät während des üblichen Betriebszeitraums. Natürlich erhöht der Gutschein die Herstellungskosten, denn der Gutschein muss dem Stromversorger vom Hersteller erstattet werden.

Ist auch mit dem Gutschein der Energiefresser günstiger als der Energiesparer, ist die Sparmaßnahme anscheinend noch nicht effizient - die Verbraucher würden weiterhin zum einfacheren und billigeren Gerät greifen, sie würden nur eben einen Teil der in Zukunft zu erwartenden Stromkosten schon beim Kauf bezahlen und nicht erst mit der nächsten Stromrechnung. Wird hingegen dank des Gutschein-Aufpreises der Energiefresser teurer als der Energiesparer, werden zunehmend die Energiesparer verkauft werden, zum Vorteil der Verbraucher, die damit in Summe (Kaufpreis und Energiekosten) weniger Geld ausgeben als bisher, und ebenso zum Vorteil der Umwelt und der Ressourcen. Was will man mehr?

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