keine Nischen

Vodafone hat Schwierigkeiten bei der Festnetzoffensive

Trotzdem strebt der Mobilfunker eine führende Rolle im Festnetz an
Von Marie-Anne Winter

Der Mobilfunker Vodafone will mit seiner Tochter Arcor jetzt auch im Festnetz die Verfolgung der Deutschen Telekom aufnehmen. Das berichtet WirtschaftsWoche aufgrund einer geheimen Mittelfristplanung, die dem Magazin vorliegen soll. Aus dieser ginge allerdings auch hervor, dass Vodafone schon wenige Monate nach dem Start seiner Festnetzoffensive hinter den Planzahlen zurückliege. So seien Vodafone und Arcor (Gesellschafter sind Vodafone, Deutsche Bahn und Deutsche Bank) für das laufende Geschäftsjahr vom angestrebten Rekordzuwachs von 1,1 Millionen DSL-Kunden weit entfernt. Sie konnten zusammen in den ersten sechs Monaten nur 258 000 DSL-Kunden dazu gewinnen – der schwächste Zuwachs seit zwei Jahren. Bis 2012 will das Unternehmen 5,5 Millionen DSL-Kunden unter Vertrag haben (Bei Arcor 4,1 Millionen; bei Vodafone 1,4 Millionen).

Wegen des schwächelnden Kundenzuwaches geraten auch die anderen hoch gesteckten Ziele in Gefahr, der Umsatz soll bis 2012 um eine Milliarde auf 3,3 Milliarden Euro steigen. Das Konzernergebnis soll auf 462 Millionen Euro anwachsen, für 2007/2008 sind 200 Millionen Euro angestrebt. An Infrastruktur-Investitionen sollen bis 2012 1,4 Milliarden Euro fließen, gleichzeitig ist vorgesehen, die Mitarbeiterzahl von derzeit 3 588 auf 3 400 zu reduzieren.

Joussen: Kaum noch Spielraum bei Handytarifen

Vodafones Deutschland-Chef Friedrich Joussen soll davon ausgehen, dass sich der Verfall der Minutenpreise bei Handytelefonaten und Kurzmitteilungen seinem Ende nähert: "Wir liegen jetzt bei rund 15 Cent pro Minute und gehören damit in Europa zu den Ländern mit den niedrigsten Tarifen. Das spüren auch wir beim Umsatz. Wir sind zwar so aufgestellt, dass wir jeden Preiskampf mitmachen können. Doch sehr viel tiefer werden die Tarife kaum noch fallen", sagte Joussen im Interview mit der WirtschaftsWoche. Er gehe davon aus, dass das rasant wachsende Datengeschäft die Umsatzausfälle im traditionellen Geschäft bald mehr als ausgleiche. Der Rummel um das iPhone zeige, dass das mobile Internet den Massenmarkt erobere.

Joussen sagte außerdem: "Unsere Wurzeln sind der Mobilfunk, unser neuer Anspruch ist, der beste Telekommunikationsanbieter zu werden." Die Schwierigkeiten beim Verkauf von DSL-Anschlüssen bei der Vodafone-Tochter Arcor räumte Joussen durchaus ein: "Durch den sehr intensiven Wettbewerb und das Wiedererstarken der Telekom ist es schwieriger, Kunden zum Wechsel zu bewegen. Das spüren wir bei Arcor."

"Nischen sind nicht unsere Sache"

Investitionen beim Bau eigener Glasfasernetze machte der Vodafone-Deutschland-Chef und Arcor-Aufsichtsratsvorsitzende davon abhängig, "zu welchen Konditionen wir Zugriff auf die Kabelschächte der Deutschen Telekom bekommen. Genauso wichtig ist aber auch, welches kommerzielle Modell sich beim Internet-Fernsehen durchsetzt. Mit dem kostenlosen Free-TV-Angebot ist Deutschland einer der schwierigsten Märkte in Europa".

Trotzdem kündige der Vodafone-Chef an, auch im Festnetz eine führende Rolle in Europa übernehmen zu wollen: "Nischen sind nicht unsere Sache. Im Mobilfunk sind wir überall in Europa die Nummer eins oder zwei. Das ist unser Anspruch. Diese Stellung wollen wir auch im gesamten Telekommunikationsmarkt bekommen. Es muss nicht sofort ein Marktanteil von 36 Prozent wie im Mobilfunk sein. Die kritische Größe liegt im Festnetz bei etwa 20 Prozent. Das wären sechs Millionen Kunden. In diese Größenordnung müssen wir vorstoßen."