freie Wahl

Aprilscherz: Bundesnetzagentur: Call by Call für alle

Auch Telekom-Wettbewerber müssen künftig Call by Call anbieten
Von Marie-Anne Winter

Auf der CeBIT-Pressekonferenz, die der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vor wenigen Wochen in Hannover veranstaltete, musste der Bitkom unerfreuliche Zahlen präsentieren: Die Umsätze in der Telekommunikation werden in diesem Jahr mit 66,4 Milliarden Euro etwa 1,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Die Preise auf dem Telekommunikationsmarkt fallen schneller, als eine zunehmende Nutzung der Angebote die Situation ausgegleichen kann. Insbesondere beim Call by Call schrumpfen die ohnehin schon geringen Margen immer weiter zusammen - und immer weniger Telefonkunden nutzen Call-by-Call-Anbieter: Mit jedem Anschluss, der bei einem Wettbewerber der Telekom geschaltet wird, verschwindet ein potenzieller Call-by-Call-Kunde vom Markt. Denn nur der Ex-Monopolist Deutsche Telekom ist bislang dazu verpflichtet, die Kunden seiner Telefonanschlüsse auch in den Netzen anderer Marktteilnehmer telefonieren zu lassen.

Das soll sich nun ändern: Um eine weitere Schrumpfung im CbC-Markt aufzuhalten, hat die Bundesnetzagentur nun entschieden, dass auch die Wettbewerber der Telekom wie Arcor, Versatel oder HanseNet über ihre Telefonanschlüsse Call-by-Call-Gespräche zur Verfügung stellen müssen. Mit dieser Entscheidung soll endlich eine wirkliche Chancengleichheit auf dem Telefonmarkt sicher gestellt werden, so ein Sprecher des Behörde. Bisher habe die fehlende Möglichkeit, Call-by-Call-Anbieter zu nutzen, viele Kunden von einem Wechsel von der Telekom zu einem anderen Festnetzanbieter abgehalten. Die Anbieter haben nun ein Jahr lang Zeit, ihre Infrastruktur entsprechend anzupassen. Ab April 2009 sollen dann Call-by-Call-Vorwahlen von allen Festnetzanschlüssen angewählt werden können. Allerdings war von einigen Wettbewerbern bereits zu hören, dass diese Frist zu kurz sei, weil die erforderlichen Maßnahmen zur Umsetzung dieser Verfügung sehr aufwendig wären.

Festnetzkunden werden Call-by-Call-müde

Abzuwarten bleibt, wie die neue Wahlfreiheit überhaupt von den Verbrauchern angenommen wird. Viele Kunden haben sich mit dem Wechsel zu einem anderen Anbieter für ein Bündelangebot entschieden, das eine Flatrate für Festnetztelefonate innerhalb Deutschlands oder auch für Auslandsgespräche in bestimmte Länder enthält. Denn durch die häufigen Preiswechsel der Call-by-Call-Anbieter haben immer weniger Kunden Lust, ständig die aktuellen Minutenpreise im Call by Call nachzusehen, bevor sie telefonieren - auch wenn beispielsweise teltarif.de leicht zu nutzende Abfragen dafür zur Verfügung stellt. An dieser Stelle muss einmal gesagt werden, dass viele der Call-by-Call-Anbieter für die aktuelle Misere selbst verantwortlich sind. Tarifmodelle mit ständig wechselnden Zeitfenstern und großen Preissprüngen lassen die Nutzung der jeweiligen Anbieter-Vorwahl zum Roulette werden, das am Ende mit einer unerwartet hohen Telefonrechnung bezahlt wird.

Ob der Vorstoß der Bundesnetzagentur diese Call-by-Call-Müdigkeit stoppen kann, ist derzeit noch nicht abzusehen. Immerhin soll mit der Anbieter-übergreifenden Call-by-Call-Pflicht auch die Ansage der aktuell geltenden Minutenpreise vor jedem Call-by-Call-Gespräch verpflichtend werden.

Auflösung: Kein Call by Call für alle

Zwar war früher sogar mal Call by Call im Mobilfunk geplant, doch daraus ist bislang nichts geworden und es ist derzeit auch nicht absehbar, ob in diesem Bereich noch etwas in dieser Richtung passieren wird. Genauso ist es mit der Idee, Call by Call von allen Festnetzanschlüssen zu ermöglichen. Insofern ist hier noch Stoff für den einen oder anderen Aprilscherz vorhanden.