Navi

Satelliten-Navigation wird zum Standard

Logistik-Branche zeigt Interesse, Waren in Echtzeit zu verfolgen
Von dpa / Anja Zimmermann

Satellitengestützte Navigation wird sich nach Expertenmeinung bald in vielen Bereichen des täglichen Lebens etablieren und auch Teile der Wirtschaft revolutionieren. "Noch hängt vieles am Preis, aber bereits jetzt ist abzusehen, dass Satelliten-Navigation bald so selbstverständlich sein wird wie die Benutzung des Handys", sagte Prof. Manfred Weisensee in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Weisensee ist Vizepräsident der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven und arbeitet am Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik.

Satelliten-Navigation, wie sie heute schon vielen Autofahrern den Weg weist, werde künftig "immer öfter in allen möglichen Objekten installiert". Vorreiter sei etwa die Logistik-Branche, die den Weg ihrer Container oder Pakete in Echtzeit verfolgen wolle. "Der serienmäßige Einbau versteckter Einheiten in Autos ist aber genauso denkbar, um Diebstahl zu erschweren", sagte Weisensee.

Staus erkennen, bevor es sie gibt

Das geplante europäische Satelliten-Programm Galileo werde die Entwicklung beschleunigen, ist sich der Experte sicher. Bisher stützt sich die Technik auf das in die Jahre gekommene Global-Positions-System der USA, kurz GPS. "Mit Galileo wird es immer weitere Dienste geben, die sich mit den bloßen Ortungssystemen verknüpfen." Denkbar seien Zusatzinformationen von Sensoren, die etwa die Temperatur einer Tiefkühlfracht ständig überwachten.

Satellitengestützte Navigation werde aber auch im Alltag Einzug halten: "Digitalkameras werden in Zukunft die Position jeder Aufnahme speichern. Damit weiß man nicht nur wann, sondern auch wo genau jedes einzelne Foto entstanden ist." Neben solchen Service-Funktionen biete die Satellitentechnik von morgen auch handfeste Vorteile: "Ein Stau auf der Autobahn wird sich zukünftig abzeichnen, bevor es ihn überhaupt gibt."

Im Notfall könnte der Airbag Alarm auslösen

Künftig könnten die Systeme sogar für mehr Sicherheit sorgen. "Jede Baggerschaufel könnte einen GPS-Sensor haben und rechtzeitig stoppen, bevor ein im Boden liegendes Erdkabel beschädigt wird." Auch kranke Menschen könnten mehr Selbstbestimmung erlangen. "Schwer Herzkranke zum Beispiel könnten ein Gerät tragen, das ihre Vitalwerte überwacht und im Notfall unterstützt durch GPS und Mobilfunk Hilfe ruft." Auch ein beim Autounfall ausgelöster Airbag könne auf ähnliche Weise automatisch Retter alarmieren - samt exakter Positionsangabe.

In absehbarer Zeit, ist Weisensee überzeugt, werde jedes Handy ein integriertes Positionssystem haben. "Damit kann dann jeder im Urlaub das nächste Restaurant finden. Oder die nächste Sehenswürdigkeit, zu der man dann per Ansage über das Handy prompt eine Führung erhält."