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E-Books werden ernsthafte Alternative zum gedruckten Buch

Bibliothek und Zeitungsarchiv für die Westentasche
Von Hagen Hellwig

Auf der Frankfurter Buchmesse waren sie Schreckgespenst und Hoffnung zugleich: Die elektronischen Bücher, kurz E-Books. "Digitalisierung zieht die Branche nach Frankfurt" lautete der Titel einer Pressemittelung der Organisatoren. Für den Buchmesse-Direktor Jürgen Boos waren die neuen Produkte immerhin ein Grund für den Besucheranstieg um 5,6 Prozent: "Der Bedarf nach Orientierung angesichts der neuen Geschäftsmodelle und -felder, welche die Digitalisierung bietet, ist eine der Hauptursachen für den Zuwachs an Fachbesuchern", so Boos. Dabei führten ganze 361 von über 7 000 Ausstellern der Frankfurter Buchmesse E-Books in ihrem Sortiment. Pessimisten befürchten trotzdem schon den Kollaps der so traditionsreichen und kulturell bedeutsamen Buchbranche.

Eine auf der Messe veröffentliche Prognose besagt, dass 2018 der Absatz von digitalen Inhalten den der traditionellen Bücher überholen wird. Vor allem in China könnte Internet-Literatur das gedruckte Wort bald obsolet machen, befürchten Fachleute. Neben den Gefahren wie Buchpiraterie, die sich mit den E-Books ausbreiten könnte, sieht die Branche aber auch Chancen: Bücher könnten als E-Books in Länder und Gegenden gelangen, wo die herkömmliche Distribution in Papierform bisher an ihre Grenzen stößt, wie zum Beispiel in die arabische Welt. Der Buchhandel gibt sich gelassen: Mehr als 70 Prozent der Befragten einer Umfrage des Messe-Online-Newsletters gaben an, sie fühlten sich für die digitale Herausforderung gerüstet. Als Hauptthemen für den Umgang mit E-Books sehen die Experten das Copyright, das Management von digitalen Rechten (DRM), die Formate der Inhalte und die Preisbindung. Skeptiker sehen bereits das Ende der E-Books: In 60 Jahren, so glauben immerhin 12 Prozent der Branchenfachleute, werden die elektronischen Bücher als kurzlebige Modeerscheinung wieder verschwunden sein.

Der Aufbruch kam mit dem Kindle

E-Book-Reader "iLiad" von iRex
Foto: iRex
Aufgerüttelt wurde die Buchbranche durch den Kindle, das über Amazon vertriebene Gerät zum Speichern und Lesen von Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftentexten aus dem Amazon-Katalog. Es kostet 359 Dollar, ist bisher allerdings nur in den USA erhältlich. Bereits vor neun Jahren hatte die Firma Gemstar mit dem Rocket E-Book eines der ersten Geräte gelauncht, 2003 aber wieder vom Markt genommen. Das 2004 von Sony vorgeführte Librie konnte sich ebenfalls nicht etablieren: Es war recht klein, die Schrift nicht kontrastreich und die Bedienung nicht komfortabel genug. Der Kindle und seine neuen Wettbewerber wie der "Reader" von Sony, "iLiad" von iRex, "Bebook" von Endless Ideas oder "Cybook" von Bookeen werden mittlerweile ernst genommen, denn sie bieten eine beachtliche Qualität: Sie sind handlicher und dank der Verwendung von sogenannter elektronischer Tinte auch augenfreundlicher als Vorläufer-Modelle. Die Schrift lässt sich selbst bei starkem Sonnenlicht und auch aus schrägem Blickwinkel problemlos und ermüdungsfrei lesen, was bei hintergrundbeleuchteten Displays nicht der Fall ist.

Hauptanwendung für die E-Books ist das Lesen von (Buch-)Texten, die zuvor per PC, WLAN oder Mobilfunk (etwa via UMTS) hochgeladen wurden. Es gibt bereits auch beschreibbare Modelle wie den Kindle oder das iLiad V2, deren Texte man unterstreichen oder mit Kommentaren und Anmerkungen versehen kann. Die Zukunft wird zum einen größere Modelle etwa im Din-A4-Format geben (Digital Reader von iRex), oder Geräte im Pocket-Format mit Klappmechanismus (Readius von Polymer Vision).

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