Themenspezial Fußball Sportrechte

ARD schließt Verschlüsselung von Satellitensignal nicht mehr aus

ARD und ZDF in ganz Europa unverschlüsselt via Satellit, damit könnte es in Zukunft vorbei sein. Insbesondere Inhaber von Sportrechten zwingen die Öffentlich-Rechtlichen zu einem Umdenken. Wir zeigen, was passiert, wenn ARD und ZDF einlenken müssen.
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Fußball bei ARD und ZDF: Die Rechteinhaber stört die freie, europaweite Ausstrahlung. Fußball bei ARD und ZDF: Die Rechteinhaber stört die freie, europaweite Ausstrahlung.
Screenshot: teltarif.de
In Europa genießt Fernsehen aus Deutschland durch seine europaweite freie Empfangbarkeit über Satellit einen Sonderstatus. Doch damit könnte bald Schluss sein. Hintergrund sind immer striktere Vorgaben von Rechteinhabern, insbesondere bei großen Sportevents. Zuletzt konnten sich die Öffentlich-Rechtlichen bei der Handball-WM nicht mit dem Rechteinhaber beIN Sports einigen. Dessen Meinung nach hätte die freie Empfangbarkeit von ARD und ZDF die Lizenzkosten in anderen Ländern geschmälert.

Auch der europaweit kostenlose Zugang zu Fußball-WM- oder Champions-League-Partien bei ARD und ZDF in ganz Europa stößt den jeweiligen Rechteinhabern im Ausland seit langem sauer auf. So könnten sich Franzosen etwa die Kosten einer Fußballübertragung beim Bezahlsender Canal+ im Pay-per-View-Verfahren sparen, weil sie die Begegnung bei den deutschen Öffentlich-Rechtlichen gratis über Satellit zu sehen bekommen.

Verschlüsselung oder Spotbeams

Fußball bei ARD und ZDF: Die Rechteinhaber stört die freie, europaweite Ausstrahlung. Fußball bei ARD und ZDF: Die Rechteinhaber stört die freie, europaweite Ausstrahlung.
Screenshot: teltarif.de
Sollte in Zukunft eine Verschlüsselung durch die Inhaber von Sportrechten zwingend notwendig sein, dann müssten sich auch die Öffentlich-Rechtlichen mit dem Thema beschäftigen, sagte SWR-Intendant Peter Boudgoust auf dem Kongress TV Komm in Karlsruhe. In diesem Fall müsste sich ein Großteil der Bundesbürger jedoch wieder neue Hardware anschaffen, denn viele bisher verkaufte digitale Satelliten­receiver sind reine Free-to-Air-Geräte.

Boudgoust verwies darauf, dass sich ARD und ZDF die Rechte für die meisten wichtigen internationalen Sportereignisse im frei empfangbaren Fernsehen in der Regel lange im Voraus sichern und Handball zunächst ein Sonderfall durch die Rechteagentur gewesen sei. Er betonte, dass die ARD so lange wie möglich am "Free Flow of Information"-Grundsatz festhalte.

Neben der generellen Verschlüsselung des Signals sei denkbar, die derzeitige europaweite Verbreitung via Satellit durch kleinere technische Ausleuchtzonen auf Deutschland und Randregionen zu begrenzen. Die neueste Generation der Astra-Satelliten ermöglicht eine solche technische Beschneidung der Satelliten-Reichweite durch so genannte Spotbeams. Leidtragende wären jedoch zahlreiche Deutsche im Ausland. Auch in den Urlaubsregionen wie Mallorca oder den Kanaren wäre es dann mit deutschem Fernsehen vorbei.

Geoblocking beim Internet

Was Rechteinhaber nun bei der Satellitenverbreitung fordern, gibt es im Internet schon seit einiger Zeit. Bei herausragenden Sportevents schalten ARD und ZDF ihre Livestreams temporär ab oder richten spezielle Feeds ein, die mit einem so genannten Geoblocking versehen sind. Beim digital-terrestrischen Antennenfernsehen (DVB-T) beschränkt sich das technische Overspill ohnehin nur auf nahe Grenzregionen.

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