"Förde 5G": Bringt Vodafone autonome Fähre nach Kiel?
Noch ist das eine Vision: Autonom fahrende Schiffe (also ohne Kapitän oder Steuermann) sollen Passagiere über die Kieler Förde bringen. Möglich soll das 5G machen, die Infrastruktur wird in und um Kiel gerade aufgebaut. Die Stadt Kiel und das Land Schleswig-Holstein freuen sich auf ein "innovatives Mobilitätsprojekt".
Fähre 4.0
Das "superschnelle" 5G-Mobilfunknetz soll auch dazu beitragen, die Lagerhaltung des Kieler Hafens zu optimieren und Segelsportler zu trainieren. Eine Vereinbarung über das Projekt "Förde 5G" unterzeichneten der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD), der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP), Vodafone Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter und die Vizepräsidentin der Kieler Universität, Karin Schwarz.
Ein Schiff ohne Besatzung nur mit Fahrgästen - eine futuristische Vorstellung
Foto: Vodafone Deutschland
Soweit so schön. Wann aber die autonomen Fähren wirklich an den Start gehen werden, ließen alle Beteiligten offen. Da sind noch einige finanzielle und juristische Fragen zu klären und auch die Frage, welche Werft am Ende die vielleicht etwa 20 Meter langen und möglicherweise mit grünem Wasserstoff angetriebenen Schiffe bauen wird.
Zunächst hat Vodafone versprochen, bis Ende 2021 den zur Innenstadt gehörenden Teil der Förde mit 5G ausstatten. Damit sollen Sensoren, Schiffe und Menschen in Echtzeit Daten und andere Informationen austauschen können, sofern sie einen 5G-fähigen Vertrag mit Vodafone haben.
Digital zu Wasser
Die Fähre soll vollautomatisch fahren und über 5G mit der Leitstelle verbunden sein
Foto: Vodafone Deutschland
"Wir wollen Digitalisierung auf der Erde, in der Luft und auch am Wasser", erklärte Vorstandschef Ametsreiter der Deutschen Presse-Agentur. "Wir bauen hier die Infrastruktur für ein Stück Zukunft". Das Kieler Projekt sei ein Beispiel dafür. Vodafone stellt dafür zunächst neun 5G-Antennen auf, weitere sollen folgen.
Das Kieler 5G-Projekt ist Teil einer 2019 gestarteten und vom Bund geförderten Initiative namens CAPTN (= Clean Autonomous Public Transport/Sauberer autonomer öffentlicher Verkehr). Sie könnte darauf hinauslaufen, mit einer Kombination aus autonom fahrenden Bussen und Förde-Fähren den Nahverkehr in Kiel zu revolutionieren.
Mit dem 5G-Projekt bekomme die Digitalisierung in Kiel einen neuen Schub, erklärte Oberbürgermeister Kämpfer. Die Mobilität solle damit intelligenter und umweltfreundlicher werden. Autonom fahrende Fähren seien ein hochkomplexes Thema, erläuterte Minister Buchholz. "Das kann auf der Welt noch keiner."
Buchholz sprach von einem guten Tag für die Innovationskraft des Landes. Er sei sicher, dass eine Werft für den Bau der Fähren gewonnen werden könne.
Bundesverkehrsministerium fördert die Konzeption von "Förde 5G"
Durch Glasfronten können die Fahrgäste die Aussicht genießen, die Technik versteckt sich im zentralen Kiel des Schiffes
Foto: Vodafone Deutschland
Im Rennen um weitere Bundesmittel hat es das Kieler "CAPTN"-Projekt in die Runde der letzten 16 von 137 Bewerbungen geschafft. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat angekündigt, bis zu sieben Zukunftscluster mit jeweils bis zu fünf Millionen Euro jährlich zu fördern.
Das vom Land unterstützte Kieler "CAPTN"-Projekt steht unter Leitung der Kieler Uni. Es sieht emissionsarm betriebene und autonom fahrende Personenfähren vor, die direkt an den Busverkehr angebunden werden. Zahlreiche Arbeitsgruppen der Universität aus diversen Bereichen wie Technik, Informatik, Recht, Innovations- und Akzeptanzforschung, Experten der Fachhochschule und Industriedesigner der Muthesius Kunsthochschule beteiligten sich seit 2017 zusammen mit Firmen der Werft- und Zulieferindustrie an der technologischen Umsetzung.
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