Testbetrieb

Österreich startet DAB+ mit deutscher Unterstützung

Nach zähem Ringen startet Österreich mit einem Test­betrieb im digital-terres­trischen Radio DAB+. Auch deutsche Programm­veran­stalter sind mit am Start. In Bayern gibt es dagegen eine Änderung auf der Digitalradio-Landkarte.
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Österreich startet DAB+ mit deutscher Unterstützung Österreich startet DAB+ mit deutscher Unterstützung
Bild: wien.gv.at, Digital Audio Broadcasting
Es war ein harter Kampf. Trotz heftigem Gegenwind startet am 15. April das digital-terrestrische Radio DAB+ auch in Österreich. Zunächst wird nur die Hauptstadt Wien und das Umland im Rahmen eines Testbetriebes über zwei Sendeanlagen am DC-Tower und in Wien-Liesing versorgt. Der Betriebsversuch läuft zunächst ein Jahr, kann aber bei Bedarf um ein weiteres Jahr verlängert werden. Im Anschluss könnte es einen Regelbetrieb geben, der dann auch auf weitere Landesteile bis hin zu einer nationalen Bedeckung ausgedehnt werden kann. Wenn es genügend Anbieter gibt, um den Sendebetrieb wirtschaftlich zu gestalten, heißt es aus den Reihen der Medienbehörde KommAustria.

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Bild: wien.gv.at, Digital Audio Broadcasting
Initiator des Projektes ist der Verein Digitalradio Österreich. Dessen Geschäftsführer Gernot Fischer sagte in der vergangenen Woche bei einem Podiumsgespräch des Friedrich Funder Instituts (FFI) in Wien, das er mit 15 Programmen im Wiener Test-Ensemble rechne. "Die Anträge sind derzeit bei der Fertigstellung", sagte Fischer.

Am Betriebsversuch will sich auch ein Kritiker an DAB+ in der Alpenrepublik beteiligen: Der öffentlich-rechtliche ORF will mit Ö3 plus einen Ableger seiner Servicewelle Hitradio Ö3 für ein jüngeres Publikum digital verbreiten. Der ORF hatte sich zuvor des Öfteren gegen eine Einführung von DAB+ zu Wort gemeldet und sieht die Zukunft des Radios eher im Internet. Hintergrund dürfte aber auch sein, dass durch das Digitalradio mehr Konkurrenz droht. Eine ähnliche Situation also wie in Deutschland, wobei hierzulande zumindest die meisten öffentlich-rechtlichen Sender DAB+ forcieren und der Privatfunk die Einführung von DAB+ kritisch sieht und größtenteils nach wie vor boykottiert.

Drei deutsche Hörfunkunternehmen wollen mitmischen

Unterstützung bei der Einführung von DAB+ in Wien erhält das Digitalradio auch aus Deutschland: Die Absolut Digital GmbH aus Nürnberg und Regensburg ist in Deutschland mit den Hörfunkprogrammen Absolut Relax und Absolut Hot auf DAB+ vertreten und ist zudem Mitglied bei Digitalradio Österreich. Auch der Evangeliumsrundfunk (ERF) und der bayerische Sender Mega Radio gehören dem Verein an und wollen Programme zum Wiener Versuch beisteuern. Der ERF etwa will neben dem aus Deutschland bekannten Programm ERF Plus das bisher nur im Internet verbreitete jugendorientierte Now Radio auf die Antenne bringen.

Weitere Mitglieder sind Antenne Vorarlberg, Radio Arabella, Lounge FM, ö24 (Antenne Österreich), Antenne Steiermark, Life Radio, Radio Stephansdom, Radio Energy, Radio Maria, das FH Technikum Wien Radio und WBB Radio (Wiener Bezirksblatt). Die Veranstalter Life Radio und Antenne Österreich wollen gemeinsam ein neues Rockradio starten. Des Weiteren beteiligen sich Handelsketten wie Media-Saturn [Link entfernt] , Gerätehersteller, Netzbetreiber und weitere Unternehmen aus der Elekronik- und Multimedia-Branche am Wiener Versuch.

DAB+ in Teilen Österreichs bereits zu hören

In Teilen Österreichs ist heute bereits Digitalradio im Modus DAB+ zu hören, allerdings nur mit Programmen aus dem Ausland. Im Grenzgebiet zu Deutschland und der Schweiz werden hierfür sogar Sendeanlagen auf österreichischem Territorium genutzt. Auf dem Untersberg bei Salzburg strahlt der Bayerische Rundfunk (BR) sein Ensemble aus, vom Pfänder in Vorarlberg werden gleich drei deutsche Ensembles und zwei Schweizer Bouquets gesendet. Somit kommen die Landeshauptstädte Bregenz und Salzburg bereits seit einiger Zeit in den Genuss des digital-terrestrischen Radios, wenn auch bisher nicht mit österreichischen Hörfunkprogrammen.

BLM verlängert DAB-Lizenzen

Der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) hat unterdessen in seiner Sitzung am 12. März die Genehmigungen der Programmanbieter in den lokalen Ensembles verlängert: In München bis zum 30. November 2016, in Nürnberg bis zum 31. Oktober 2016, in Augsburg bis 28. Februar 2020 und in Ingolstadt bis 30. April 2023.

Die Veranstalter Vilradio (Nürnberg) und Gong Mobil (München) ziehen sich von DAB+ zurück, aus der Newswelle Fantasy Aktuell (Augsburg) soll das neue Angebot Fantasy Lounge werden. Die Verlängerung der beiden Programme von Mega Radio steht unter dem Vorbehalt des Widerrufs, sollte sich das Programm nicht zu dem genehmigten Angebot entwickeln. Mega Radio kooperiert in anderen Bundesländern bereits mit dem Programmanbieter SNA Radio, der ehemaligen Stimme Russlands. Die BLM hat dem Augsburger Veranstalter jedoch diese Kooperation für Bayern untersagt.

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