Ende von 90elf versetzt DAB+-Hörer in Schockstarre
Fußballradio 90elf wird eingestellt
Bild: Philips
Viele Fußball-Fans haben sich extra ein Digitalradio angeschafft, um darüber die Bundesliga-Partien
ihres Lieblingsvereins kostenlos beim Fußballradio 90elf
zu hören. Nach Wochen des Hoffens und Bangens steht nun fest: Der Leipziger Sender wird nach dem Verlust
der Übertragungsrechte an der 1. und 2. Fußball-Bundesliga eingestellt
- die Bundesliga-Spiele in voller Länge via Digitalradio dürften somit der Geschichte angehören. Grund:
Veranstalter Regiocast Digital will die bundesweiten
DAB+-Kapazitäten weiter nutzen, für ein neues Radioprogramm. Damit bleibt
für den Rechtenachfolger Sport1 kein Platz im nationalen
Digitalradio-Multiplex. Bis zuletzt haben Fußballfans gehofft, dass der Münchner Sender dem Leipziger
Konkurrenten eine Sublizenz für den Ausstrahlungsweg DAB+ erteilen könnte. Doch das wird es nicht geben.
Ein Schock für die Besitzer von Digitalradios, die sich nun fragen, ob ihre Geräte zu Elektroschrott werden.
Regiocast plant Nachfolger von 90elf auf DAB+
Fußballradio 90elf wird eingestellt
Bild: Philips
Es ist nur ein kleiner Trost: Das von einigen Hörern befürchtete Worst-Case-Szenario, wonach sich Regiocast
nach dem Ende des Zugpferdes 90elf komplett aus dem Digitalradio zurückziehen könnte und seine Sendeplätze
bis Ende 2013 kündigt, wird nicht eintreten. Die Sender sunshine live
und Radio Bob bleiben bundesweit digital auf Sendung und
Regiocast will auf dem bisherigen Kanal von 90elf sogar ein neues Radioprogramm ausstrahlen.
In einschlägigen Foren wird bereits eifrig spekuliert, wer die Nachfolge antreten könnte. Möglich wäre die Aufschaltung eines bestehenden Programms. Etwa Apollo Radio, das in Sachsen verbreitet wird und mit einer Mischung aus Jazz und Klassik eine innovative Musikrichtung bietet. Oder Rockland aus Sachsen-Anhalt, ein Programm mit der bislang nur unzureichend vertretenen Musikfarbe Alternative/New Rock. Für beide Musikformate besitzt Regiocast Digital auch Zulassungen [Link entfernt] bei der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) in Baden-Württemberg. Denkbar ist aber auch ein ganz neuer Sender. Hier gab es bei Regiocast in den vergangenen Jahren bereits verschiedene Ideen - vom Eventradio bis zu einem interaktiven Mitmach- und Talkradio, von einer Oper- und Operettenwelle (Arbeitstitel "Caruso") bis hin zu einem Hörbuchkanal "Litra", von einer Oldiewelle bis zu Formaten wie Schlager oder 80er-Jahre.
Doch die Fußballfans dürfte das kaum trösten. Denn die Spiele ihres Lieblingsvereins gibt es definitiv nicht mehr bundesweit via DAB+. Der bundesweite Multiplex ist ausgebucht, der künftige Rechteinhaber Sport1 könnte sich höchstens um regionale und landesweite Sendeplätze im Digitalradio bemühen. Das ist aber unwahrscheinlich, da einerseits ein bundesweiter Flickenteppich entstünde, andererseits die Verbreitung insgesamt viel zu teuer wäre. Trotzdem gibt es Gerüchte, wonach Netzbetreiber Media Broadcast Verhandlungen mit Sport1 über die Verbreitung in einigen Bundesländern wie Berlin oder Hessen aufnehmen wolle oder dies bereits getan hat.
Wird die Bundesliga ìm Radio kostenpflichtig?
Wahrscheinlich ist eher, dass das neue Sport1-Radio nur über Internet und Mobile Apps verbreitet wird, vielleicht maximal noch zusätzlich über Satellit. Und ob der Einzelabruf der Spiele weiter kostenfrei bleibt, steht noch in den Sternen: Der Branchendienst Horizont berichtete zuletzt über Hinweise, wonach Fußballfans künftig etwas zahlen müssten, um die Spiele der Bundesliga in voller Länge zu hören. Fraglich ist jedoch, ob eine Verbreitung als Pay-Radio nach den Vorgaben der Deutschen Fußball-Liga (DFL) überhaupt rechtlich zulässig wäre. Bislang hat sich Sport1 noch nicht dazu geäußert, wie und auf welchen Ausstrahlungswegen das neue Fußballradio verbreitet wird. Immerhin hat sich das Münchner Unternehmen bereits die Domain sport1radio.de gesichert - ein Hinweis, dass die bekannte Dachmarke auch ins Radio wandern wird und dass thematisch auch andere Sportevents außer Fußball behandelt werden könnten.
Wer ein Digitalradio besitzt, kann die Bundesliga künftig also wohl nur noch bei den ARD-Anstalten hören, inklusive der legendären Schlusskonferenz. Hier bietet etwa der WDR einen Mehrwert und überträgt pro Spieltag auf seinem Event-Kanal die zweite Halbzeit einer ausgewählten Begegnung live und in voller Länge. Mehr dürfen die Öffentlich-Rechtlichen nicht, die Rechte der DFL untersagen den ARD-Anstalten, etwa Spiele in voller Länge zu senden.