Netzausbau

BR will drei regionale Sendernetze über DAB+ starten

Der Bayerische Rundfunk gilt als großer Antreiber beim Digitalradio DAB+. Als erste ARD-Anstalt will der BR neben einem landesweiten Multiplex auch regionale Bouquets starten. Los geht es noch 2015 in Oberfranken.
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Bild: br.de
Der Bayerische Rundfunk (BR) treibt die Entwicklung des Digitalradios DAB+ weiter voran und plant neben seinem landesweiten Bouquet (Kanal 11D) mehrere regionale Ensembles. Wie eine Sprecherin des BR gegenüber teltarif.de mitteilt, will der öffentlich-rechtliche Sender drei Bouquets in Ober-, Mittel- und Mainfranken starten. Hier will der BR voraussichtlich seine Lokalprogramme Bayern 1 Mittel- und Oberfranken, Bayern 1 Mainfranken, Bayern 2 Nord und B5 plus ausstrahlen. Die genaue Ausgestaltung zum Programmpaket stehe aber noch nicht endgültig fest. Vorübergehend und für die Dauer des Regionalnetzaufbaus bleiben die Programme parallel noch im bayernweiten Sendernetz der Bayern Digital Radio (BDR) auf Kanal 10D verfügbar. Mit dem Aufbau eines eigenen Regionalnetzes könne der BR die regionale Empfangssituation künftig besser abbilden als über das Netz der Bayern Digitalradio (BDR), das sich auch an den Interessen der bayernweiten Privatradios orientiert.

Mitnutzung von bis zu sieben Privatradios pro Multiplex

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In Gesprächen mit der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) hat der BR eingeräumt, dass Privatradios die Kapazitäten mitnutzen können. Die Rede ist von bis zu sieben kommerziellen Sendern, die pro Multiplex mit ans Netz gehen können. Die technische Betreuung der Privatradios würde von Bayern Digitalradio vorgenommen, das private Unternehmen richtet einen so genannten Vormultiplex ein.

Der erste der drei neuen Multiplexe soll noch 2015 in Oberfranken im Kanal 10B starten. Zunächst soll der Standort Ochsenkopf im Fichtelgebirge bei Bayreuth genutzt werden, ab Anfang 2016 folgt ein weiterer Sender am Standort Hof. Den dort ansässigen Privatradios extra radio, Radio Euroherz und Radio Galaxy Hof hat die BLM in ihrer letzten Sitzung Übertragungskapazitäten für die Simulcast-Verbreitung ihrer Angebote in digitaler Technik zugewiesen - falls diese einen entsprechenden Antrag stellen. 2016 seien laut BR zudem bis zu sechs Standorte in Main- und Mittelfranken geplant. In Oberfranken werde der Ausbau ab 2017 fortgeführt.

Die neuen BR-Pläne sorgen aber umgekehrt für eine Schieflage beim landesweiten Multiplex (Kanal 10D): Bisher hat der BR hier für eine Mitfinanzierung gesorgt, nun muss dieser von privaten Veranstaltern alleine getragen werden. Ein weiteres landesweites Programm - pn eins [Link entfernt] - soll den Muxx ab Anfang 2016 bereichern, außerdem plant ein Veranstalter aus Katar die Verbreitung eines Programmes vorrangig für Asylanten und Flüchtlinge in arabischer Sprache. Dieses muss jedoch zunächst von der bayerischen Medienpolitik genehmigt werden, die das Projekt laut uns vorliegenden Informationen aber skeptisch sieht.

IRT stellt auf Medientagen Musik-Skipping bei DAB+ vor

Eine technische Innovation im Bereich DAB+ soll es dagegen auf den Münchner Medientagen geben: Junge Menschen sind es heute gewohnt, einen Musiktitel, der ihnen aktuell nicht passt, zu überspringen (im Fachjargon: "skippen"), um anschließend zum nächsten Musikstück zu kommen. Aus diesem Grund boomen Musikdienste wie Spotify oder Deezer in jungen Zielgruppen, während das klassische Radio Hörer verliert. Das Institut für Rundfunktechnik (IRT [Link entfernt] ) zeigt auf den Medientagen München (21. bis 23. Oktober) erstmals eine solche Musik-Skip-Funktion für das Digitalradio DAB+. Im Rahmen einer Hybrid-Lösung mit Internetanbindung ist es möglich, Musiktitel aus dem linearen DAB+-Programm, die man nicht hören möchte, zu überspringen und durch andere zu ersetzen. Anschließend springt ein intelligentes System wieder zum linearen Programm, bis der User wieder einen Musiktitel "skippen" möchte.

Das IRT zeigt ferner, wie sich visuelle Inhalte auf einem HbbTV 2.0-TV-Gerät oder einem Tablet-PC mit dem Hörfunkprogramm im Digitalradio DAB+ synchronisieren lassen. Im Rahmen des Forschungsprojektes MediaScape kooperiert das IRT unter anderem mit dem jungen Programm "Puls" des Bayerischen Rundfunks. Neben dem prototypischen Hybrid-Digitalradio DABerry, das automatisch zwischen UKW, DAB+ und Internetradio umschaltet, zeigt das IRT auch seinen professionellen Referenzempfänger DAB-Scout.

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