Interview

Deutsche Telekom: Deutlich reduzierter Glasfaserausbau

Daneben hat der Telekom-Chef konkrete Vorstellungen in punkto Netzneutralität
Von Marc Kessler

René Obermann Telekom-CEO René Obermann
Foto: Deutsche Telekom
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, René Obermann, hat einen deutlich reduzierten Glasfaserausbau in Deutschland angekündigt. Das sagte er in einem Interview mit der FAZ. Bis Jahresende will die Telekom demnach nur rund 160 000 Haushalte mit Glasfaser versorgen.

Noch im vergangenen Jahr hatte Telekom-CTO Oliver Baujard gegenüber teltarif.de angekündigt, bis Ende 2012 10 Prozent der rund 40 Millionen deutschen Haushalte mit Glasfaseranschlüssen (FTTH) versorgen zu wollen. Dieses Ziel, sagte Obermann der FAZ, sei aufgrund der Vorgaben des Regulierers nicht zu halten. "Mit den noch immer bestehenden Unsicherheiten sind die alten Höchstziele schwieriger abzubilden", sagte René Obermann wörtlich. Dennoch werde man aber im nächsten Jahr einige hunderttausend Haushalte erschließen.

Glasfaser soll die Telekom gegenüber den Kabelbetreibern wettbewerbsfähig halten

René Obermann Telekom-CEO René Obermann
Foto: Deutsche Telekom
Auf lange Sicht setzt die Telekom weiterhin auf den Glasfaserausbau, um konkurrenzfähig zu bleiben. Obermann: "Wir wollen in die Glasfaser investieren, um langfristig gegen die Kabelnetzbetreiber das beste Gesamtangebot zu haben." Ein flächendeckender Ausbau sei hingegen - zumindest kurzfristig - nicht darstellbar. Dafür fehle es an der Nachfrage, passenden Anwendungen und auch an der Bereitschaft der Kunden, hierfür den entsprechenden Preis zu zahlen, sagte der Telekom-Chef.

Reibungslosere Entertain-Bereitstellung geplant

Im Gespräch mit der Zeitung räumte Obermann zudem Probleme bei den Entertain-IPTV-Paketen ein. Diese ließen sich besser verkaufen, wenn die Bereitstellung und Installation der Pakete reibungsloser funktionierten. Konkurrenz durch das neue IPTV-Produkt von Vodafone - Vodafone TV - will Obermann bislang indes nicht bemerkt haben. Dennoch geht der Telekom-CEO davon aus, dass das Düsseldorfer Unternehmen den Wettbewerb perspektivisch verschärfen werde.

Netzneutralität: Für mehr Leistung will Obermann auch mehr Geld

Letztlich bezog Obermann auch zum Thema Netzneutralität Stellung. Hier benötige man künftig ein Modell, das unterschiedliche Dienste unterschiedlich behandele - und bei dem Unternehmen für die unterschiedliche (Transport-) Leistung ihrer Dienste durch das Telekom-Netz auch unterschiedlich bezahlen müssten: "Wir brauchen langfristig ein qualitätsdifferenziertes Netzmangement und ein Preismodell, das sich nach der Servicequalität richtet, auch für die Endkunden." Dabei werde es aber keine exklusiven Vereinbarungen mit einzelnen Unternehmen geben, kündigte Obermann an.

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