Forschung

Ericsson: 78 Prozent wechseln den Provider bei schlechtem Netz

Konzern gewährt Einblick in eigenes Forschungslabor "Euro-Lab"
Aus Herzogenrath berichtet

Der Name Ericsson ist langjährigen Mobilfunknutzern als Hersteller von Handys aus den Pionierzeiten der GSM-Technologie noch ein Begriff: Schwere, stabile Handys mit nicht immer ganz einfacher Bedienungsführung, dafür robust und hochwertig, kommen in Erinnerung. Später tat sich Ericsson mit Sony zum Mobiltelefonanbieter Sony Ericsson zusammen und erreichte beispielsweise bei jugendlichen mobilen Multimediakunden schnell große Beliebtheit. Seit dem Ende dieses Joint Ventures ist Sony beim Herstellen von Handys wieder alleine unterwegs.

Und Ericsson? Der Konzern konzentriert sich auf seine langjährige Erfahrung im Entwickeln, Aufbauen und Betreiben von Netzen aller Art. Der Gründer und Namensgeber Lars Magnus Ericsson gründete sein Unternehmen bereits 1876 und baute die ersten Festnetztelefone für Schweden. Ericsson war später auch Pionier bei mobiler Telefonie, damals noch mit Wählscheibe (!) im Auto, wobei als schwedische Besonderheit die Ziffer "0" vor der "1" auf der Wählscheibe zu finden war.

100 Jahre hat es gedauert, um 1 Milliarde Menschen untereinander zu "connecten". Binnen 25 Jahren wurden 5 Milliarden untereinander verbunden und das nächste Ziel werden 50 Milliarden internetfähige Geräte sein: Computer, Autos, Kühlschränke, die Heizung daheim - oder die Stromtankstelle für das Elektroauto, das über ein Prepaidkonto des Fahrers mit umweltfreundlicher Energie aufgeladen wird, wenn genügend Wind vorhanden ist.

"Ericsson Innovation Day" mit Besuch des "Euro-Lab"

Ericsson Innovation Day mit Besuch des Euro-Lab "Ericsson Innovation Day" mit
Besuch des "Euro-Lab"
Foto: teltarif.de
Heute hatte Ericsson seine Kunden aus Industrie und Forschung zum "Ericsson Innovation Day" nach Herzogenrath bei Aachen eingeladen. In einem historischen Bergwerksgebäude mit modernen Anbauten befindet sich heute das "Ericsson Euro-Lab", wo an Projekten und Produkten für die Mobile Gesellschaft geforscht und wird.

Die Stadt Aachen wurde als Standort gewählt, weil Ericsson 1991 einen Groß-Auftrag vom privaten Mobilfunkbetreiber Mannesmann Mobilfunk (heute Vodafone D2) erhalten hatte, das Netz aufzubauen. Die Entscheidung für Aachen fiel auch wegen der Nähe zur Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) und der optimalen Lage an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden.

Damals telefonierten schon 260 000 Kunden im noch analogen C-Netz und für das Jahr 2000 wurde schon die Ablösung des Festnetzes durch Mobilfunk prognostiziert, erinnert sich Klaus Schneider, Chef des Euro-Lab. Er habe das, gibt er freimütig zu, auch nicht so recht glauben wollen, aber es stimmte - zunächst in Italien, wo damals schon mehr mobile als Festnetz-Telefonate geführt wurden.

Zu Beginn des vernetzten Zeitalters im ausgehenden 19. Jahrhundert musste zwischen jedem Teilnehmer eine "Strippe" gezogen werden, das war unökonomisch, also wurde die Vermittlung erfunden, anfangs mit dem "Fräulein vom Amt", ab 1950 ging es in (West-)Deutschland automatisch voran.

Als Schneider 1993 den Mosaic-Browser installierte, wussten nur wenige, wohin die Reise gehen würde. Ihm war klar, dass digitaler Mobilfunk (GSM) bedeutet: ISDN geht in die Luft. In den 90ern erlebte GSM die ungebremste Wachstumsphase, heute haben wir 120 Prozent Marktdurchdringung. Für GSM musste noch Überzeugungsarbeit geleistet werden, 3G und 4G waren von Anfang an weltweit akzeptiert.

Trendthema mobile Gesundheit - moderne Pulsmesser

Der Pulsmesser von Ericsson Der Pulsmesser von Ericsson
Foto: Ericsson
Das Trendthema mHealth beschäftigt sich mit mobiler Gesundheit. Sensoren am Körper alarmieren beispielsweise den Hausarzt, wenn ein Risiko-Patient unterwegs Probleme bekommt. Länder, wo keine flächendeckende Ärzteversorgung möglich ist, können Pflegeschwestern übers Land schicken, die über Mobilfunk die "Daten des Kunden" aufnehmen, wie z. B. Puls oder Sauerstoffwerte, EKG oder Fotos vom Patienten, etwa bei einfachen Verletzungen.

Der moderne Pulsmesser von Ericsson braucht gar keine Kabel und keine Manschette, man steckt einfach einen Finger in die Öffnung (gepiekst wird nicht!) und liest auf der Anzeige die Werte ab, die zugleich via Bluetooth an das Smartphone und via Mobilfunk an den Arzt übermittelt werden. Der Doktor in der nächsten Stadt kann dann via Mobilfunk erste Anweisungen an die Helfer vor Ort geben und gegebenenfalls weitere Hilfe anfordern. In einem andern Fall kann mHealth Personen mit Handicap, die sich verirrt haben oder nicht mehr weiterkommen, helfen, schnell Hilfe an die richtige Adresse zu ordern, etwa indem der Standort des Patienten ermittelt wird.

Auf der zweiten Seite verraten wir, wie der Ericsson-Konzern mit dem steigendem Video-Traffic umgeht und wie wichtig den Mobilfunk-Nutzern die Netzqualität ist.

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