Forschung

Ericsson: 78 Prozent wechseln den Provider bei schlechtem Netz

Konzern gewährt Einblick in eigenes Forschungslabor "Euro-Lab"
Aus Herzogenrath berichtet

In fast jedem Auto ist heute ein Handy oder zumindest ein Handyhalter eingebaut, oft auch ein weiteres "Mobiltelefon", das beispielsweise Fahrzeugdaten an die Autowerkstatt oder Stau-Daten an die Verkehrsleitstelle übermittelt. Beim "Connected Car" funken sich die Autos gegenseitig an, um sich über gefährliche Situationen wie Glatteis, Nebel oder einen urplötzlichen Stau oder ein Hindernis zu informieren.

In der modernen Industrie werden Prozesse immer mehr miteinander vernetzt. Eine Firmensoftware wird nicht mehr für eine einzige Firma oder Branche entwickelt, sondern aus Bausteinen zusammengekauft und auch nicht mehr auf dem eigenen Rechner installiert, sondern "in the cloud" als Service. Ein Beispiel zeigt Eisdielen in Barcelona, deren Vorräte zur Neige gehen. Via Mobilfunk wird die Versorgung mit frischem Eis, passend nach Sorten und Präferenzen der Kunden, organisiert.

Netzausbau ist entscheidend: In 5 Jahren 90 Prozent Videos

Ericsson bereitet sich technisch auf den steigenden Video-Traffic vor Ericsson bereitet sich technisch auf den steigenden Video-Traffic vor
Foto: teltarif.de
Um den Mobilfunk der Zukunft handhaben zu können, kommt den Netzen eine wesentlich größere Bedeutung zu, als viele Kunden glauben. Schon heute machen in den oft stark ausgelasteten mobilen Datennetzen 30 bis 40 Prozent des Datenverkehrs Videos aus. Dabei will jeder Kunde die maximale Qualität haben. In den nächsten fünf Jahren wird nach Prognosen von Ericsson 90 Prozent des Netztraffics durch Videoübertragungen verursacht werden.

Ruckelnde und stehenbleibende Videos nerven schon heute. In entsprechend ausgerüsteten Netzen können Videos ressourcenschonend übertragen werden. Das Netz soll gleichmäßiger ausgelastet sein, und der Akku des Smartphones soll durch eine raffinierte Übertragungstechnik geschont werden, wie Grafiken und Messwerte von Ericsson den anwesenden Fachleuten zeigten.

Netzqualität wird laut Ericsson immer wichtiger

Wenn die Netzqualität nicht stimmt, werden Kunden nach Auffassung von Ericsson sauer, im harmlosesten Fall buchen sie entsprechende Zusatzdienste nicht und versagen den Netzbetreibern neue Einnahmequellen.

Dabei hat Ericsson weltweit ermittelt, dass 78 Prozent der Mobilfunkkunden, die ihren Anbieter gewechselt haben, als Grund angaben, dass die Netzqualität hinsichtlich Versorgung (Abdeckung) und Dienstequalität (Übertragungsgeschwindigkeit und Zuverlässigkeit) nicht gestimmt hat. Das sollte den immer mehr aus dem Boden schießenden Discount-Anbietern zu denken geben.

Für das Jahr 2017 wird mit einer internetfähigen Netzabdeckung von 85 Prozent der Weltbevölkerung gerechnet. Dies beinhaltet auch heterogene Netze, die mit Mini-, Macro- oder Pico-Stationen realisiert werden können, hin bis zur WLAN-Versorgung.

Zukunft: Video auf Multiscreen

Viele Video-Dienste werden heute für Multiscreen ausgeliefert. Ein Nutzer könnte ein Video auf mehreren Geräten entweder gleichzeitig anschauen, oder auf einem Gerät anfangen und auf dem nächsten weiterschauen, beispielsweise unterwegs auf einem Smartphone, später auf einem Tablet, einem Laptop oder doch auf dem heimischen großen TV-Bildschirm.

Falls Musik oder Videos gegen Gebühr erworben werden, muss die Lizenz zukünftig für jedes Endgerät ("any device") gelten; die Multiscreen-Technik von Ericsson bietet sich dafür an. "Wir haben heute einen Rahmen (Framework) von Standards, die 'future & past proof' sein müssen, sprich: alte Geräte müssen weiter benutzbar bleiben", sagt Ericsson dazu. Das Nutzerverhalten habe sich stark verändert. Facebook, Twitter oder Youtube werden heute meist parallel verwendet.

Beim Transparent Internet Caching (TIC) kann die Bandbreite beziehungsweise die Datenmenge gegenüber dem Internetanschluss des Mobilfunk- oder Festnetzanbieters reduziert werden. Wenn ein angesagtes Video zum zweiten Mal angefordert wird, liegt es bereits im lokalen Cache-Speicher des Netzbetreibers und kann damit viel schneller zum Kunden geliefert werden.

Rundfunk via LTE - eine Zukunftsperspektive?

Nicht nur während der gerade laufenden Fußball-Europameisterschaft der UEFA ist das Thema Broadcast (= Rundfunk) wichtig. Bei "Broadcast over LTE" kann ein Programm an viele Zuschauer geschickt werden, aber nur, wenn es gewünscht wird. Um die Kapazitäten auszunutzen, könnten auch Softwareupdates oder Alarm-Meldungen für bestimmte Regionen (Unwetterwarnungen, Verkehrsnachrichten etc.) oder die lokale Tageszeitung übertragen werden.

Auf der letzten Seite beleuchten wir die Ericsson-Aktivitäten im Bereich der Abrechnungs-Technik und zeigen Ericssons momentane Position im Innovationsland Deutschland.

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