5G im Zug: Ausgemusterter Labor-ICE testet Netz
Ein ausgedienter ICE mit einem Messlabor an Bord hat am Mittwoch auf der kaum mehr genutzten Südbahnstrecke zwischen Karow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) und Malchow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) für Aufsehen gesorgt.
Auf der geraden Strecke zwischen den beiden Städten seien mit dem Spezialzug Messungen vorgenommen worden, erklärte ein Bahnsprecher. Der Laborzug hat im Unterschied zu einem ICE einen grauen Seitenstreifen anstelle eines roten. Dem Vernehmen nach diente die Messfahrt unter anderem der Vorbereitung eines Feldversuchs zur möglichen Nutzung des Mobilfunkstandards 5G in Zügen.
Linienverkehr Ende 2014 eingestellt
Der ICE-Messzug für 5G-Tests in Karow
picture alliance/dpa
Im Juni hatten die Bahn und der Netzbetreiber Telefónica (o2), der
Netzwerkausstatter Ericsson und die Funkturmfirma Vantage Towers
mitgeteilt, dass auf einer rund zehn Kilometer langen Strecke
zwischen Karow und Malchow zehn Masten errichtet werden sollen, deren
Antennen ein hohes Frequenzband nutzen. Die Strecke ist wenig
befahren, was der Bahn die Möglichkeit zu flexiblen und ausführlichen
Tests gibt. Dadurch sind keine zwischenzeitlichen Sperrungen für den
laufenden Bahnbetrieb nötig. Das Projekt läuft den damaligen Angaben
zufolge bis Ende 2024.
Auf der von West nach Ost verlaufende Südbahnstrecke ist der Linienverkehr Ende 2014 eingestellt worden. Derzeit gibt es lediglich ein Angebot in der Tourismus-Saison. Kommunalpolitiker und eine Bürgerinitiative bemühen sich um die Reaktivierung. Das Eisenbahnkreuz Karow soll dabei eine besondere Bedeutung bekommen. Das Konzept "Karow 365+", das fünf Landkreise in MV und Brandenburg unterstützen, sieht die Revitalisierung der Nord-Süd-Strecke von Rostock über Karow nach Neustadt (Dosse) und Berlin vor.
Diese Strecke könnte als dritte Achse von Berlin an die Ostsee genutzt werden, sagte eine Sprecherin des Infrastruktur-Betreibers Regio Infra Nordost. Die beiden bisherigen Achsen über Angermünde nach Stralsund und über Neustrelitz nach Rostock seien derzeit überlastet.
Wichtig werden Satellitennetzwerke in abgelegenen Gebieten ohne Mobilfunk-Infrastruktur, da sie Netz-Lücken überbrücken können. Icomera als Hersteller der ICE-Hotspots fürs Bahn-WLAN entwickelt eine Lösung.