Illegal: Für Deutschlandticket oft kein Kündigungsbutton
Problem: Kündigungsbutton bei Deutschlandticket
Bild: picture alliance/dpa
Rund um den 1. Juli 2022 wurde in Deutschland viel über eine seinerzeit eingeführte Neuerung beim Verbraucherrecht diskutiert - den gesetzlich vorgeschriebenen Kündigungsbutton. Auch teltarif.de beobachtet seither immer wieder stichprobenartig, ob und wie die Kündigungsschaltfläche, wie sie offiziell heißt, bei Handy- und Internetprovidern sowie TV- und Streaming-Anbietern umgesetzt wird.
Durch das Deutschlandticket rücken nun weitere Anbieter ins Blickfeld, die den Kündigungsbutton eigentlich anbieten müssten - die Verkehrsunternehmen. Offenbar hapert es dort aber noch mit der Umsetzung dieser Richtlinie, die ja einige Monate älter ist als das Deutschlandticket.
ÖPNV-Anbieter müssen Button haben
Die Verbraucherzentrale Bayern weist darauf hin, dass Nutzer für das bundesweite 49-Euro-Ticket ein Abonnement abschließen, das monatlich kündbar ist. Und genau dafür müsse seit dem 1. Juli 2022 ein Kündigungsbutton angeboten werden. Damit sollen sich Verbraucher schnell und einfach von ihren Verträgen lösen können.
Problem: Kündigungsbutton bei Deutschlandticket
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Doch hier gibt es laut den Verbraucherschützern Schwierigkeiten. "Wir haben festgestellt, dass es auf den Webseiten einiger Verkehrsbetriebe keinen Kündigungsbutton gibt", sagt Katharina Grasl, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern. "Da Nutzer das Deutschlandticket online abonnieren können, sind die Unternehmen jedoch verpflichtet, einen Kündigungsbutton auf ihren Seiten zu haben." Dieser biete für Verbraucher "erhebliche Vorteile" bei der Kündigung. Er wird allerdings auch ein Jahr nach Einführung noch lückenhaft umgesetzt.
In einem kurzen Test der teltarif.de-Redaktion bietet die Deutsche Bahn auf ihrer Haupt-Homepage ganz unten einen Kündigungsbutton. Bei BVG, VBB und RMV fehlt dieser beispielsweise auf den Homepages noch.
Erste Verkehrsbetriebe wurden abgemahnt
Die Verbraucherzentrale Bayern hat nach eigenen Angaben zwei bayerische Verkehrsbetriebe aufgrund des fehlenden Kündigungsbuttons abgemahnt. Ein Unternehmen habe den Kündigungsbutton bereits eingefügt und eine Unterlassungserklärung abgegeben. Auch der zweite Verkehrsbetrieb habe bereits Nachbesserung angekündigt.
Der vzbv als bundesweiter Verband aller Verbraucherzentralen möchte darüber hinaus herausfinden, was die Kunden an Erfahrungen mit dem Deutschlandticket gemacht haben. Alle Probleme rund um das Deutschlandticket können Betroffene in einem Verbraucheraufruf unter verbraucherzentrale.de/aufrufe melden.
Lassen die Menschen das Auto stehen und steigen aufs 49-Euro-Ticket um? Das beweisen Handy-Auswertungsdaten von o2. Der Netzbetreiber spricht von einer wahrnehmbaren Verlagerung von der Straße auf die Schiene.