Themenspezial: Verbraucher & Service Gerüstet?

Vodafone: Etwas mehr Daten durch Deutschlandticket

Wenn alle Welt den Nahver­kehr ab dem 1. Mai mit dem Deutsch­land­ticket wieder inten­siver nutzen wird, sind die Mobil­funk­netze gefragt. Voda­fone sieht sich gerüstet.
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In wenigen Tagen startet am 1. Mai das Deutsch­land­ticket. Das bedeutet, dass der Reisende sich im Nah- und Regio­nal­ver­kehr auf Bahn­stre­cken keine Gedanken über den Tarif mehr machen muss.

Doch wie sieht die mobile Inter­net­ver­sor­gung im Zug aus? Seit letztem Jahr hat der Netz­betreiber Voda­fone entlang von Bahn­stre­cken seinen Mobil­funk­ausbau gezielt verstärkt. Dieses Jahr seien "bundes­weit mehr als 100 neue Mobil­funk­masten" in Schie­nen­nähe errichtet und damit "viele nervige Funk­löcher für Bahn­rei­sende" geschlossen worden. Von der Schlie­ßung der Versor­gungs­lücken sollen Pendler auf zahl­rei­chen Regio­nal­stre­cken sowie ICE- und IC-Fahr­gäste auf wich­tigen Fern­ver­kehr-Stre­cken profi­tieren, sofern sie Kunde entweder im Netz von Voda­fone oder bei einem anderen Netz­anbieter sind, der diese neuen Stand­orte bereits nutzt.

Voda­fone verweist auf weitere Ausbau­maß­nahmen, die für hohe Band­breiten, schnelle Reak­tions­zeiten und eine zuver­läs­sige Daten­über­tra­gung sorgen sollen.

Mobile Versor­gung im Zug?

Vodafone möchte die Bahnstrecken besser ausbauen. Das 49-Euro-Ticket wirkt sich auf die Daten-Mehrnutzung weniger aus, als gedacht. Vodafone möchte die Bahnstrecken besser ausbauen. Das 49-Euro-Ticket wirkt sich auf die Daten-Mehrnutzung weniger aus, als gedacht.
picture alliance / Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa
„Wir gehen davon aus, dass der mobile Daten­ver­kehr mit dem Start des Deutsch­land­tickets in den Netz­berei­chen entlang der Pend­ler­stre­cken leicht ansteigt. Denn Pendler und Reisende greifen im Zug immer häufiger zum Smart­phone. Für erste Video­calls mit den Kollegen oder das Strea­ming von Serien und Podcasts auf dem Heimweg. Dafür haben wir die Netze vieler­orts gezielt verstärkt. Mit neuen Stationen und zahl­rei­chen Moder­nisie­rungs­maß­nahmen an den bestehenden Antennen. Denn gerade im Zug ist es schwierig, eine gute und zuver­läs­sige Netz­abde­ckung für die Reisenden bereit­zustellen“, stellt Voda­fone-Deutsch­land-Tech­nik­chefin Tanja Richter klar.

Neun-Euro-Ticket bedeu­tete wenig Daten-Mehr­ver­brauch

Eine exklu­sive Auswer­tung, die Voda­fone an einigen beliebten Pend­ler­stre­cken vorge­nommen hat, zeigt: Das Daten­volumen ist nach dem Start des Neun-Euro-Tickets im vergan­genen Juni auf den Stre­cken zwischen Dort­mund und Münster, Essen und Duis­burg, Köln und Düssel­dorf, Nürn­berg und Würz­burg, sowie Donau­wörth und München im vergan­genen Jahr nur minimal um wenige Prozent­punkte gestiegen.

Wir erin­nern uns: Das Neun-Euro-Ticket war ein einma­liges und auf die Monate Juni, Juli und August 2022 befris­tetes Sonder­angebot und wurde 52 Millionen Mal verkauft. Im Juni wurden entlang der aufge­führten Bahn­stre­cken mehr als 850 Giga­byte an Daten im Voda­fone-Netz trans­feriert. Den meisten Daten­ver­kehr verzeich­nete Voda­fone auf der Strecke zwischen Düssel­dorf und Köln. „Mit dem Auslaufen des Ange­botes ging der Daten­ver­kehr auf das ursprüng­liche Niveau zurück“, betont Tanja Richter.

Netz­ausbau entlang der Bahn: Viele Maßnahmen bereits abge­schlossen

Das Deutsch­land­ticket ist als dauer­haftes Angebot konzi­piert. „Das Mobil­funk­netz entlang der Bahn­stre­cken ist darauf vorbe­reitet“, verspricht Tanja Richter. Denn damit vor allem die Pendler morgens in der S-Bahn oder im Regio­nalzug auf dem Weg zur Arbeit zuver­lässig tele­fonieren und stabil im Internet surfen, Videos konsu­mieren oder E-Mails lesen können, habe Voda­fone im vergan­genen Jahr insge­samt 400 neue Stand­orte entlang von Bahn­stre­cken in Betrieb genommen.

Die meisten Baupro­jekte gab es in Bayern (60) und Nieder­sachsen (50). Danach folgen Nord­rhein-West­falen und Bran­den­burg mit jeweils 32 Stationen. Zudem habe Voda­fone in den vergan­genen 16 Monaten mehr als 2500 Stand­ort­erwei­terungen durch­geführt, sodass Menschen in den Zügen von höheren Daten­raten profi­tieren sollten.

In wich­tigen Tunneln auf ICE-Stre­cken, in denen der Netz­ausbau beson­ders heraus­for­dernd ist, habe Voda­fone die Über­tra­gungs­kapa­zität "über­grei­fend um 33 Prozent" erhöht. An mehr als 50 Prozent der Bahn­stre­cken – das sind mehr als 15.000 Schie­nen­kilo­meter – sei das von Voda­fone als "Echt­zeit-Netz" bezeich­nete "5G+" (5G Stan­dalone) verfügbar, voraus­gesetzt der Kunde hat einen Vertrag bei Voda­fone, ein 5G-SA-kompa­tibles Handy und die notwen­dige Option gebucht, die sich unter Umständen mit anderen Komfort­funk­tionen des Anbie­ters "beißen" kann.

1750 Bahn­höfe mit 5G?

Voda­fone betont, von Deutsch­lands etwa 3250 Bahn­höfen seien bereits 1750 von Voda­fone mit 5G versorgt. Davon verfügen 600 über eine 5G-Versor­gung im Innen­bereich. Während Voda­fone am Berliner Haupt­bahnhof derzeit vor allem Baumaß­nahmen zur Erhö­hung der Kapa­zität durch­führt, erhalten die Bahn­höfe in Berlin und Frank­furt aktuell eine 5G-Versor­gung in den Innen­räumen.

Status Quo: Es bleibt noch viel zu tun

„E-Mails versenden, mit der Familie tele­fonieren, Musik streamen – viele Bahn­rei­sende nutzen unter­wegs ihr Smart­phone. Ein stabiles Mobil­funk­netz ist dafür unent­behr­lich. Von unseren Ausbau­maß­nahmen entlang der Bahn­stre­cken profi­tieren Bahn­rei­sende und Pendler schon heute. Wir wissen aber auch: Bis aber alle Bahn­stre­cken tatsäch­lich stabil mit schnellem Mobil­funk versorgt sind, ist noch viel zu tun“, fasst Voda­fone Tech­nik­chefin Tanja Richter den aktu­ellen Stand zusammen.

Infra­struktur-Part­ner­schaft für Netz­ausbau an Schienen

Eine Infra­struktur-Part­ner­schaft zwischen Voda­fone und der Deut­schen Bahn soll den Mobil­funk­ausbau entlang der Bahn­schienen fördern. Beson­ders stark frequen­tierte Zugstre­cken sollen bis 2025 mit einem "lücken­losen LTE-Mobil­funk­netz" mit hohen Band­breiten versorgt werden. Davon sollen Fahr­gäste mit Verträgen im Voda­fone-Netz profi­tieren.

Darüber hinaus will Voda­fone "als erster Mobil­funk­anbieter" sein 5G-SA ("5G+")-Netz bis 2025 "groß­flä­chig" an Deutsch­lands ICE-Stre­cken plat­zieren. In Verbin­dung mit Carrier-Aggre­gation und passendem Endgerät könnten die Bahn­rei­senden neben hohen Band­breiten auch von nied­rigere Reak­tions­zeiten profi­tieren. Zusätz­lich treibt Voda­fone auch den Mobil­funk­ausbau entlang der Neben­stre­cken voran, um hier bis 2024 eine nahezu flächen­deckende Mobil­funk­ver­sor­gung zu errei­chen.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Während der Autor diese Zeilen schreibt, ist er zwischen Mann­heim und Berlin unter­wegs. Im Frank­furter Haupt­bahnhof konnte kein 5G-Signal von Voda­fone aufge­fangen werden, obwohl das Handy sogar für 5G-SA geeignet und der Tarif dafür frei­geschaltet ist (die Telekom lieferte dort 5G-NSA). Auf der Strecke berich­teten Geschäfts­rei­sende, die mit Voda­fone tele­fonieren wollten, über mehrere Gesprächs-Abbrüche.

Dass das Neun-Euro- oder jetzt das 49-Euro-Ticket wenig(er) Auswir­kungen auf den Daten­ver­brauch haben können, dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass Nahver­kehrs­züge viel zu oft gar nicht für Mobil­funk vorge­rüstet sind. Wenn es dort eine Funk­ver­sor­gung gibt, erfolgt die neuer­dings über öffent­liche WLANs (in S-Bahn-Zügen), meist sogar kostenlos. Das bedeutet, dass Voda­fone diese Kunden nicht in seinem Netz "findet".

In den ICE-Fern­zügen auf den "Renn­stre­cken" hat die Netz­ver­sor­gung inzwi­schen Werte erreicht, die ein mobiles Arbeiten erlauben, wenn man z.B. mit der Telekom unter­wegs ist. Eine gute Idee ist es, sich eine Zweit- oder Dritt-SIM zu besorgen, um bei Bedarf das Netz wech­seln zu können.

Tanja Richter von Voda­fone muss man beipflichten: Ein Mobil­funk­netz wird nie fertig. Hoffent­lich haben das auch die Kosten­rechner in Newbury (dem Sitz der Mutter­gesell­schaft Voda­fone plc) verstanden.

In den baye­rischen Alpen hat Voda­fone sein Netz eben­falls ausge­baut.

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