TV-Branche erprobt Virtuelle Realität
Der Verein Deutsche TV-Plattform hat gestern in
Berlin einen Blick in die Zukunft des Fernsehens geworfen. Wie lassen
sich Virtuelle Realität und 360-Grad-Videos in der Branche nutzen und
welche Herausforderungen gibt es? Sender wie Sky oder das ZDF hatten
bereits erste Versuche mit 360-Grad-Videos unternommen, in denen der
Zuschauer mitten ins Geschehen rückt. Die große Herausforderung sei
jetzt, von einem Wow-Effekt zu etwas Nachhaltigem zu kommen, sagte
Thomas Wiegand, Leiter des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts.
Sieht so die Zukunft des Fernsehens aus?
Bild: 3it-berlin.de
In Berlin zeigten TV-Sender wie n-tv, RTL, Sky oder das ZDF, wie die
neuartige Rundum-Erfahrung auf den Zuschauer wirken kann - und welche
Herausforderungen sie für Produktion und Storytelling bedeutet. Die
ersten technischen Voraussetzungen seien jetzt gegeben, sagte
Kathleen Schröter vom Fraunhofer-Innovationszentrum 3IT. Inzwischen
gebe es zahlreiche Headsets für VR in verschiedenen Preisspannen
sowie Geräte wie 360-Grad-Kameras für jeden Geldbeutel oder auch
sensorbestückte Joysticks sowie Handschuhe zum Greifen in den
virtuellen Welten.
In Workshops und einer kleinen Ausstellung gab die Veranstaltung Einblicke in die gesamte Bandbreite von virtueller Realität im Fernsehen - von der Art, Geschichten zu erzählen über neue Herausforderungen bei der Produktion bis hin zu Fragen, wie die Zuschauer einzelne Szenarien im Detail wahrnehmen.
Erste Erfahrungen mit 360 Grad
Bei RTL wurde bereits die Sendung "stern TV" als 360-Grad-Erlebnis aufgenommen. Der Zuschauer sitzt mitten im Geschehen und kann mit einer VR-Brille auch hinter die Kulissen schauen und etwa den Kameraleuten bei der Arbeit zuschauen. Bei der n-tv-Reportage "Manheim - Flüchtlinge leben in der Geisterstadt" ist der Zuschauer ebenfalls unmittelbar dabei - inklusive Rundumblick.
Das ZDF experimentierte etwa bei der Dokumentation "Terra X" mit der 360-Grad-Perspektive. Mit der Folge "Mythos Wolfskind" in Ultra-HD-Auflösung und 360-Grad-Video betraten die Produzenten technisches und erzählerisches Neuland. In Berlin konnten sich Besucher mit Hilfe einer Entwicklung von Technicolor als Astronaut auf eine Raummission schicken lassen, in der auch mehrere Nutzer gemeinsam agieren konnten.
Die Workshops machten klar, dass es viele Einsatzgebiete für virtuelle Realität im Fernsehen der Zukunft gibt - seien es Sportereignisse, Dokumentationen oder Unterhaltung. Die Frage sei jetzt, ob es für virtuelle Realität ein nachhaltiges Interesse gebe oder ob es sich um einen kurzen Hype handele, sagte Stephan Heimbecher von der Deutschen TV-Plattform. "Und: wird sich überzeugender VR-Inhalt zu vernünftigen Preisen realisieren lassen?"