Online first

Strategiewechsel der Financial Times: Erst online, dann Papier

Digital-Fokus soll Produktionskosten senken
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Die Papier-Ausgabe kommt bei der Financial Times künftig nur noch an zweiter Stelle. Die Papier-Ausgabe kommt bei der Financial Times künftig nur noch an zweiter Stelle.
Bild: dpa
Nach dem spektakulären Aus der Financial Times Deutschland [Link entfernt] steht nun auch beim traditionsreichen britischen Vorbild, der Wirtschaftszeitung Financial Times, ein Strategiewechsel an: Das Online-Geschäft soll künftig wichtiger werden als die gedruckte Ausgabe. Chefredakteur Lionel Barber kündigte den Wandel in einer internen E-Mail an, die der Guardian am Montagabend veröffentlichte. "Wir müssen sicherstellen, dass wir erst eine digitale Plattform bedienen und dann die Zeitung", schrieb Barber in seiner E-Mail. Mit dem Strategiewechsel geht diesen Angaben zufolge auch ein Stellenabbau einher.

Unter dem Strich sollen 25 Stellen wegfallen, nachdem zehn neue Jobs im digitalen Bereich geschaffen werden, hieß es. Die FT mit Sitz in London beschäftigt nach bisherigen Informationen rund 600 Journalisten. Barber will der E-Mail zufolge die Kosten der Zeitungsproduktion drücken. Dafür sollen mehr Ressourcen in den Tag verlagert werden, um die Online-Ausgabe zu füllen. "Wir müssen überdenken, wie wir unsere Inhalte veröffentlichen, wann und in welcher Form, egal ob es um gewöhnliche Nachrichten, Blogs, Video oder Soziale Medien geht", schrieb Barber in der vom Guardian veröffentlichten Mail. Im Jahr des 125jährigen Bestehen der Zeitung müsse sie sich wieder auf das konzentrieren, das sie am besten könne: Das Geschäft mit Qualitätsjournalismus.

Die Papier-Ausgabe kommt bei der Financial Times künftig nur noch an zweiter Stelle. Die Papier-Ausgabe kommt bei der Financial Times künftig nur noch an zweiter Stelle.
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Der Mutterkonzern Pearson stehe hinter dem im ersten Quartal geplanten Umbau und werde ihn auch finanziell unterstützen, betonte der Chefredakteur. Zuletzt war immer wieder über einen möglichen Verkauf des Wirtschaftsblatts mit den lachsfarbenen Seiten spekuliert worden.

Die bisherige Pearson-Chefin Marjorie Scardino hatte einst erklärt, die FT könne nur über ihre Leiche verkauft werden. Der neue Konzernlenker John Fallon machte seine Karriere im Bildungsverlags-Bereich und hat laut Medienberichten nicht die Affinität seiner Vorgängerin zum Print-Geschäft. Die Financial Times arbeitete zuletzt nach Schätzungen von Branchenbeobachtern mit Verlust.

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