Niemand stellt alles infrage. Und niemand hat etwas dagegen, gegen die Ausbreitung eines Virus zu kämpfen. Wenn es aber tatsächlich stimmt, dass ein Zwang zur App-Nutzung beschlossen werden soll (was ja - siehe Kommentare zum neuesten Artikel des Herrn Weidner zum Thema - angezweifelt wird), dann ist das nicht hinzunehmen. Ich empfehle, die Beiträge auf netzpolitik.org zu diesem Thema und zur Funktionsweise der gängigen Corona-App-Konzepte zu lesen. Dann verstehen Sie, dass das, was in den Ohren der Regierung wie Musik klingt, keinesfalls unkritisch durchführbar ist: es bestehen erhebliche Zweifel an der medizinischen Wirksamkeit, am Aufwand/Nutzen-Verhältnis, an der technischen Umsetzbarkeit und an der Datenschutzkonformität.
Ein wesentlicher Grund für die Kritik liegt auch darin, dass in den letzten 12-15 Jahren seitens der Regierung (und keineswegs nur in unserem Land) geglaubt wird, der Datenschutz müsse aufgeweicht werden, weil - so das kritiklos übernommene US-Credo des Herrn Zuckerberg - "Daten das neue Gold" seien. Man nimmt sich also ein Geschäftsmodell zum politischen Vorbild - und verfällt einer Art "Daten-Goldrausch". Dieser Rausch ist aus mehreren Gründen gefährlich: erstens unterschätzt dieses Modell den glücklicherweise kritischen Bürger, zweitens ist es nicht bedingungslos auf alle Geschäftsbereiche übertragbar, und drittens verfallen die Regierungen der gefährlichen Vorstellung, der Bürger sei auf diese Weise hinsichtlich der Auffassungen konditionierbar, wenn man ihm nur mit allerlei Gesetzen, die scheinbar (nur) der Gefahrenabwehr dienen und angeblich die durchaus vorhandene Sehnsucht des Bürgers nach Sicherheit befriedigen, nahebringt, der Datenschutz sei deshalb aufzuweichen. Ein Wirtschaftsdiktat wird also zum politischen - und umgekehrt. Es gibt eine ganze Reihe Beweise dafür - Steuerfreiheit der Digitalkonzerne; Ignoranz der Behörden (und auch zum Teil der Wirtschaft) gegenüber Open Source-Konzepten und alternativen Betriebssystemen; Weigerung, echte IT-Sicherheit selbst in Regierungsparlamenten zu etablieren (allen voran des EU-Parlamentes); Schaffung diverser Gesetze, die den Bürger in ein immer engmaschiger werdendes Kontrollkorsett zwingen, aus dem er sich kaum mehr befreien kann, und vieles mehr. Dass die Meinungsfreiheit und damit das Fundament unserer demokratischen (Staats-)Kultur leiden, ist mittlerweile erwiesen und zeigt sich u. a. in der irrigen Annahme, man müsse dem Bürger wegen jeder Kleinigkeit den Mund verbieten, sprich seine angeblichen "Fake News" zensieren. Aber was sind Fake News? Nur diejenigen, die bewusst falsche Informationen verbreiten? Wer will beweisen, was wann falsch gesagt wurde? Und wurde es bewusst oder wider besseren Wissens verbreitet? Ab wann geben Schüler oder Studenten im Saal "Fake News" von sich? Muss das unterbunden werden, wenn sie das posten, weil sie es (noch) nicht besser wissen?
Genau diese Punkte sind es, die bewirken, dass der Bürger das Vertrauen in die Technik verliert, weil politisch sehr viele Fehler gemacht werden, sie missbraucht werden kann und wird. Und eine Zwangs-App wäre ein weiterer Beweis dafür.
Benutzer CaliforniaSun86 schrieb:
Schlimm was man hier von ein paar „Hansels“ lesen muss, wie schlimm Deutschland doch sei, nur weil die Regierung versucht, irgendwie mit einer (durchaus funktionierenden) Idee dieses schei** Virus in den Griff zu bekommen. So bekommt man wieder viel mehr Normalität im Umgang miteinander und kann trotzdem den einzelnen warnen. da man weiß, wer zuletzt mit einem Infizierten in Kontakt stand und kann so auch die Kontaktkette viel schneller und besser zurückverfolgen. Und nur darum geht es. Wie verbohrt muss man eigentlich sein, ALLES und immer gleich KOMPLETT infrage zu stellen?
Fehlen eigentlich nur noch die verwirrten
Verschwörungstheoretiker als nächstes hier am Start ....