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Warum kommt die App so spät?


20.04.2020 00:06 - Gestartet von wolfbln
7x geändert, zuletzt am 20.04.2020 00:35
Bisher ist nicht ganz klar, warum die App bei uns so spät kommt. Das Handelsblatt hat von einem Streit mit der Schweiz berichtet, über den Ort, wo die Daten abgelegt werden sollen: auf einen zentralen Server oder dezentral in den Handys. Für beide Optionen gibt es gute Argumente, aber solche wichtigen Grundmerkmale muss man halt mal festlegen.
https://www.handelsblatt.com/technik/medizin/pandemie-app-streit-bei-der-entwicklung-von-corona-app-einfuehrung-verzoegert-sich/25750602.html

Wenn man uns mit Asien vergleicht, hinkt der Vergleich immer etwas, da sie auch bedenkenlos GPS und andere Überwachungstechnologien benutzen, die bei uns abgelehnt werden. Man muss wirklich hier auf Freiwilligkeit und Datensicherheit achten. Sonst klappt das nicht bei uns, damit das viele Nutzer installieren.

Island ist nun das erste Land, das in Europa schon einige Wochen eine App nutzt. Aber auch diese beruht auf GPS- Daten, wie man in diesen Video klar sehen kann:
https://youtu.be/GupYewlQNy8
Sie haben damit erfolgreich ihre wenigen Fälle eingrenzen können. GPS-Tracking bleibt aber ein großes Problem.

Norwegen hat heute seine App gestartet namens "Smittestopp" (Infektionsstopp). Diese beruht auf Bluetooth-Kontaktdaten und wird nun als Beta verteilt mit Probebetrieb in bestimmten Regionen.
Hier auf Englisch: https://helsenorge.no/coronavirus/smittestopp

Und in den Niederlanden gab es genau darüber dieses Wochenende ein "Appathon" von Ministerium online abgehalten.
Zitat (übersetzt von Google):
Am Samstag, den 18. April und am Sonntag, den 19. April, nehmen 7 Teams am „Appathon“ teil, einem digitalen Event, bei dem die Funktionsweise der Corona-Apps getestet und verbessert wird. Experten zufolge passen die Apps dieser 7 Teams am besten zum Arbeitsprozess der GGD für die Durchführung von Quellen- und Kontaktrecherchen und erfüllen gleichzeitig die Anforderungen, die in Bereichen wie Datenschutz, Daten- und Informationssicherheit und Benutzerfreundlichkeit festgelegt sind.

Die ganze Veranstaltung wurde auf YouTube gestreamt und gespeichert (leider nur auf Niederländisch):
Tag 1: https://youtu.be/VvEcFsXoDps
Tag 2: https://youtu.be/VaPKs6SHouI

Die Quellcodes sind transparent auf der Seite des Ministeriums nachzulesen:
www.rijksoverheid.nl/coronavirusapp

So stelle ich mir ein transparentes Verfahren einer App-Erstellung vor. Bei uns tüfteln irgendwelche klugen Köpfe in Hinterzimmern rum und wir müssen das dann Ergebnis fressen. Damit ist es noch nicht "europakompatibel" und die EU-Abstimmung dauert wieder. Ich kann doch sowieso nirgendwo hin ins Ausland fahren und mein Handy kann Apps auch ständig updaten, wenn Nachbesserungen erforderlich werden.

Es ist schon erbärmlich, dass wir das hier nicht besser und schneller hinkriegen. Das kostet uns entweder Leben oder eben Freiheit, die uns weiter vorenthalten wird. Sollte das nicht Ansporn genug sein?
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[1] Kai Petzke antwortet auf wolfbln
20.04.2020 17:30
Benutzer wolfbln schrieb:

Wenn man uns mit Asien vergleicht, hinkt der Vergleich immer etwas, da sie auch bedenkenlos GPS und andere Überwachungstechnologien benutzen, die bei uns abgelehnt werden.

Wie im Editorial vor vier Wochen bereits geschrieben, verwendet TraceTogether aus Singapur keine GPS-Daten, sondern nur Bluetooth:
https://www.teltarif.de/covid-19-tracetogether-...

Man muss wirklich hier auf Freiwilligkeit und Datensicherheit achten.

Ja. Die Berufsnörgler wie Patrick Breyer werden aber dennoch immer ein Haar in der Suppe finden, egal, wie gut die App ist.

Bei uns tüfteln irgendwelche klugen Köpfe in Hinterzimmern rum und wir müssen das dann Ergebnis fressen.

Das fürchte ich auch. Open Source wäre sicher ein guter Schritt!

Es ist schon erbärmlich, dass wir das hier nicht besser und schneller hinkriegen. Das kostet uns entweder Leben oder eben Freiheit, die uns weiter vorenthalten wird. Sollte das nicht Ansporn genug sein?

Drosten und Merkel sprachen anfangs von der unvermeidbaren Infektion von 60 bis 70 Prozent der Gesellschaft, bis sich eine "Herdenimmunität" aufgebaut hat. Die Idee, dass es besser ist, das Virus sich totlaufen zu lassen, indem man ihm frühzeitig die Ansteckungsmöglichkeiten nimmt, statt die Menschen, dämmert den Verantwortlichen erst so langsam. Ich denke, dass vieles vor allem deswegen so lange dauert.

Und ja, man kann das Virus loswerden. Vietnam hat seit 15. April keine neuen Infektionen mehr gemeldet. Dort hat man aber auch der Bevölkerung frühzeitig nahegelegt, Masken zu tragen. Diese sind wahrscheinlich vom Kosten-Nutzen-Verhältnis her der wirksamste Schutz gegen Covid. In Österreich hat man die Maskenpflicht schon seit Anfang April, dort sind die Zahlen deutlicher zurückgegangen als in Deutschland, das die Maskenpflicht erst jetzt so nach und nach einführt.