Sprechfunk-Handy

Im Test: Funksprechgerät mit Dual-SIM-Handy

Technisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit, aber originell: Ein Funkgerät mit Handy. Wir haben das Pearl Simvalley Mobile XT-980 getestet und fragen: Was bringt das?
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Größtes Manko: Die Sendetaste des Funkgerätes befindet sich nicht - wie man als erfahrener Sprechfunker vermuten würde - links oder rechts am Gehäuse, sondern mitten in der Telefon-Tastatur, die Taste ist mit "PTT" gekennzeichnet. Damit kann man nach einiger Übung leben, die Sprachübertragung wird aber von der Gegenstelle als "etwas leise" empfunden, sofern man nicht direkt an der Unterkante des Handys hineinspricht und das Gerät etwas verkrampft hält.

PEARL Simvalley XT-980

Bevor gefunkt werden kann, muss auf der Oberseite des Telefons ein runder Deckel herausgepult werden, dort kann die Funksendeantenne eingeschraubt werden. Ohne Funk-Antenne sollte besser nicht gesendet werden, das Gerät könnte Schaden nehmen. Die Funkantenne ist mit schwarzer Schutzfolie überzogen, was ihr ein flexibles Aussehen verleiht, sie bleibt aber starr. Eher zufällig entdeckten wir, dass sie in vier Elementen teleskopartig ausgezogen werden kann. Geht die Funkreichweite zur Neige, kann man diese durch Ausziehen der Antenne kurzzeitig erhöhen, etwa um der Gegenstelle mitzuteilen, dass sie nicht zu weit weg gehen sollte. Wird die Antenne immer ausgezogen, fehlt die Reichweitenreserve, auch besteht die Gefahr, die Antenne aus Versehen zu verbiegen oder abzubrechen.

Sprechfunk nicht immer störungsfrei

Die sogenannte CTCSS Funktion des Funkgerätes schafft die Möglichkeit, Funkkreise zu bilden. Dazu stehen 38 Sub-Audio-Töne zur Verfügung, die für den Nutzer unhörbar im Sprachkanal übermittelt werden. Haben zwei Gesprächspartner den gleichen Ton eingestellt, können sie miteinander sprechen, andernfalls bleibt der Empfänger stumm. Hört ein Dritter auf dem gleichen Kanal zu, kann er alles verstehen, was gesagt wird, nur werden ihn die Gesprächspartner nicht hören, solange er nicht den richtigen CTCSS-Ton mitsendet. Sendet ein "Fremder" auf dem mit CTCSS gesicherten Kanal, bleibt er für die CTCSS-Nutzer "unhörbar". Wenn diese aber drauflos funken, würde der Unbekannte möglicherweise gestört oder er überlagert die Wunschsignale des eigenen Funk-Partners und stört somit die Kommunikation. Es lohnt sich CTCSS dann einmal abzuschalten und zu lauschen, ob der Kanal schon belegt ist.

Beim Test des Sprechfunkempfängers fielen uns Störsignale auf, die auch bei funktechnisch absolut ruhiger Umgebung auftraten, dabei waren bestimmte Kanäle stärker gestört als andere. Ursachen könnten schlecht entstörte Elektrogeräte, aber auch eigene Signale des Gerätes sein (Fachbegriff "Birdies"), deren Oberwellen den Funkteil stören.

Da die Funkfrequenzen und die CTCSS-Töne genormt sind, kann mit dem XT-980 sofort zu allen anderen Nutzern eines PMR-Funkgerätes Kontakt aufgenommen werden. Eine "Weitervermittlung" von Mobiltelefongesprächen über Sprechfunk ist technisch nicht möglich und auch fernmelderechtlich nicht zugelassen. Beim Sprechfunk spricht immer nur ein Teilnehmer (Wechselsprechen), der andere hört zu. Beim Mobiltelefon kann man dem Andern auch ins Wort fallen (Gegensprechen).

Aufgrund der fernmelderechtlichen Vorschriften könnte es bei der Mitnahme des XT-980 ins außereuropäische Ausland rein theoretisch Probleme geben. Wer aber die Funkantenne abschraubt und den Deckel auf die Antennenbuchse steckt, sollte in der Praxis kaum Probleme haben, wenn der Sprechfunkteil konsequent ausgeschaltet bleibt.

Wie lange hält der Akku?

Wer mit seinem Smartphone jeden Abend an die Stromtankstelle muss, wird beim XT-980 aufatmen. Drei bis vier Tage Akkulaufzeit sind mit einer Handvoll Funk- und Telefongespräche durchaus drin - eine echte Wohltat. Da die mit einem Gummistopfen gesicherte Ladebuchse ziemlich tief liegt, passen übliche Ladegeräte mit Micro-USB-Stecker nicht, es muss das mitgelieferte Ladekabel mit verlängertem Stecker verwendet werden. Das Ladekabel endet in einem "großen" USB-Stecker, der in das mitgelieferte Ladenetzteil gesteckt wird.

Fazit: Originell, aber nicht mehr ganz aktuell

Die Einzelnoten im Handy-Test:
  • Technische Ausstattung: 3
  • Bedienung, Handling, Software: 2
  • Hardware, Verarbeitung, Material: 2
  • Basis-Feature des Handys: 3
  • Einschätzung des Redakteurs: 3
  • Gesamtnote: 2,6
Die Kombination von Dual-SIM-Handy und Funkgerät ist originell und eher ungewöhnlich. Wer draußen im Gelände unterwegs ist, wo eine schnelle Kurzstreckenkommunikation notwendig und die klassische Mobilfunknetzversorgung oft eher Zufall - sprich unzuverlässig - ist: Hier könnte das Gerät seine Stärken ausspielen.

Die Sendetaste für ein Funkgerät gehört an die linke oder rechte Gehäuseseite, in der Telefontastatur ist sie unpraktisch. Die Sprache wird über das Funkgerät etwas leise übertragen, kurzer Sprechabstand kann diesem Umstand ein wenig abhelfen.

Preislich ist das XT-980 kein Sonderangebot. Zum diesem Preis bekommt man bei spezialisierten Händlern bereits ein gutes PMR-Funkgerät mit Standlader und Akku und kann sich vom übriggebliebenen Betrag sogar noch ein einfaches aber relativ gutes Dual-SIM-Mobiltelefon dazu leisten.

Funktechnisch gesehen ist das XT-980 etwas in die Jahre gekommen. Man darf gespannt sein, ob es eine Neuauflage mit modernerer Technik geben wird. Der chinesische Anbieter Runbo hat bereits verschiedene Android-Smartphones mit integriertem Sprechfunkgerät im Programm, die aber nach unserer Kenntnis noch keine europäische Zulassung haben. Man darf also gespannt sein.

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