Forderung

Handy-Provider verlangen Öffnung der drei 5G-Netze

Das Geschäft mit 5G läuft in Deutsch­land fast ausschließ­lich über die Netze der Deut­schen Telekom, von Voda­fone und Telefónica. Vor einer wich­tigen Entschei­dung des BNetzA-Beirats meldet sich nun die Konkur­renz zu Wort.
Von dpa /

Diese Firmen haben den Aufruf unterzeichnet Diese Firmen haben den Aufruf unterzeichnet
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Im Streit über den Zugang zu den Mobil­funk­netzen in Deutsch­land haben 24 Konkur­renten der drei großen Netz­betreiber Telekom, Voda­fone und Telefónica einen besseren Wett­bewerb gefor­dert.

Es bestehe ein "ekla­tantes Ungleich­gewicht" auf dem deut­schen Markt, das Markt­zutritte neuer Mobil­funk­anbieter verhin­dere, heißt es in dem heute veröf­fent­lichten Schreiben. Darüber hatte zuerst die "Frank­furter Allge­meine Zeitung" berichtet.

Werden die Kleinen von den Großen ausge­bremst?

Zu den Unter­zeich­nern gehören 1&1 und freenet, der Reise-eSIM-Anbieter Tran­satel, der White-Label-Provider newSIM sowie Stadt­werke-Töchter und regio­nale Anbieter wie Dokom, EWE Tel, Envia Tel, htp, Kevag Telekom, wilhelm.tel, willy.tel oder Wobcom. Sie fordern Zugriff auf die Netze der Markt­führer. Diese Firmen haben den Aufruf unterzeichnet Diese Firmen haben den Aufruf unterzeichnet
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"Als eine führende Wirt­schafts­nation kann es sich Deutsch­land nicht leisten, große Teile der Digi­tali­sie­rung dem Oligopol der drei größten euro­päi­schen Netz­betreiber zu über­lassen", sagte 1&1-Chef Dommer­muth. Zum Netz­ausbau brauche man einen "fairen Zugang zum notwen­digen Frequenz­spek­trum - ohne zugunsten der etablierten Betreiber ausge­bremst zu werden."

Wich­tige Sitzung bei der BNetzA steht an

Die Erklä­rung wurde vor einer wich­tigen Sitzung des Beirats der Bundesnetz­agentur veröf­fent­licht, die Ende September statt­findet. Ein Tages­ord­nungs­punkt wird die Zwangs­öff­nung der 5G-Netze sein, die soge­nannte Diens­tean­bie­ter­ver­pflich­tung. In der jüngsten Runde zur Vergabe von Frequenzen hatten die Regu­latoren auf eine Diens­tean­bie­ter­ver­pflich­tung verzichtet. Bei vorhe­rigen Lizenz­ver­stei­gerungen waren die Netz­betreiber aller­dings auch schon einmal dazu verpflichtet worden, der Konkur­renz gegen faire Miet­zah­lungen Zugriff auf ihre Netze zu gestatten.

Die Unter­zeichner beklagen, über vier Jahre nach dem 5G-Vermark­tungs­start gebe es nur wenige Ange­bote, die zudem finan­ziell und tech­nisch diskri­minie­rend seien. Vermeint­liche Alter­nativen wie Aldi Talk, cong­star oder Lidl Connect stünden unter direkter Steue­rung der etablierten Betreiber. Diese böten den Kunden nur 5G-Tarife zu gedros­selten 4G-Geschwin­dig­keiten mit ledig­lich 50 MBit/s an. Dies sei ein Beleg des einsei­tigen Wett­bewerbs­umfelds auf dem Mobil­funk­markt.

Netz­betreiber weisen Vorwürfe zurück

Die Netz­betreiber Deut­sche Telekom, Voda­fone und Telefónica (o2) wehren sich gegen die zwangs­weise Öffnung ihrer 5G-Netze. Ein Telefónica-Spre­cher erklärte, der Mobil­funk­bereich, der von den Netz­betrei­bern für eine 20-jährige Nutzung mit Milli­arden­summen ohne Zugangs­pflichten erworben worden sei, dürfe nicht nach­träg­lich zu Dumping­preisen geteilt werden müssen. "Für einen derar­tigen Markt­ein­griff besteht kein Anlass."

Ein Voda­fone-Spre­cher sagte, der Wett­bewerb funk­tio­niere. "Diens­tean­bieter können 5G zu fairen Preisen nutzen und tun dies teil­weise auch schon." So hätten sich Voda­fone und 1&1 kürz­lich ohne Zwang auf eine faire Zusam­men­arbeit geeignet, wodurch 1&1-Kunden auch 5G nutzen könnten und Voda­fone die Netze optimal auslasten könne.

Eine Telekom-Spre­cherin sagte: "Der eine baut, und der andere hat den Spaß? Das ist kein faires Modell." Deutsch­land verfüge über einen ausge­prägten Markt an Dritt­anbie­tern, auch auf dem Netz der Telekom. Eine stär­kere Regu­lie­rung würde Inves­titionen in den Netz­ausbau erschweren.

Der Beirat der Bundesnetz­agentur hatte es bereits im Juni bemer­kens­wert formu­liert: Eine teure Frequenz­auk­tion soll es nicht geben, sondern Anreize für besseren, z.T. gemein­samen Netz­ausbau und die Netz­nut­zung sollen geschaffen werden.

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