Umbau

HP: Aus für webOS-Geräte, möglicher Rückzug aus PC-Markt

HP steht vor grundlegendem Konzern-Umbau
Von Ralf Trautmann mit Material von dpa

HP: Die Pre-Familie steht vor dem Aus HP: Die Pre-Familie steht vor dem Aus
Bild: HP
Der US-Computerhersteller Hewlett Packard (HP) steht vor grundlegenden Veränderungen. Der Konzern hat jetzt mitgeteilt, sich möglicherweise von der Sparte Personal Systems Group trennen zu wollen. Mehrere strategische Optionen würden geprüft, so die Ausgliederung aus HP - in der Praxis würde eine Aufgabe des Geschäfts mit PCs bedeuten. Aktuell ist HP hier der weltgrößte Hersteller.

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Zudem gab HP das Aus für die webOS-Geräte des Herstellers wie das Tablet TouchPad und entsprechende Smartphones wie zum Beispiel das Pre3 bekannt, da diese nicht die gesteckten Ziele erreicht hätten. Wie es mit webOS selbst weitergeht, ist noch offen - in der Vergangenheit hatte es zum Beispiel Berichte um die mögliche Lizensierung an andere Hersteller gegeben.

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HP hatte Palm vor etwas mehr als einem Jahr übernommen und damit auch das webOS - zunächst gab es große Pläne mit dem System. So sollte das in der Vergangenheit mit viel Lob bedachte, aber bis dato mit geringem Marktanteil kämpfende webOS auch auf Druckern und sogar auf klassischen PCs zum Einsatz kommen.

HP setzt auf Software

HP will sich zukünftig verstärkt in den Bereichen Cloud-Computing, IT-Lösungen und Software für Unternehmen und staatliche Stellen engagieren. Bisher hat der Software-Bereich einen vergleichsweise kleinen Anteil am Umsatz. Im Zuge der Ankündigungen gab HP auch bekannt, eine Übernahme des Unternehmenssoftware-Hersteller Autonomy zu planen. Autonomy ist spezialisiert auf Programme, mit denen große Unternehmen ihre Datenbestände besser im Griff behalten können. HP will 25,50 Pfund pro Aktie in bar zahlen, gestern lag der Kurs bei 14,25 Pfund. Mit dem kräftigen Aufpreis dürfte Autonomy Hewlett-Packard rund 6,2 Milliarden Pfund kosten - oder gut zehn Milliarden Dollar, wie zuvor unter anderem die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte.

HP mit geringem Umsatzwachstum

HP kämpft seit einiger Zeit mit Schwierigkeiten. Bereits mehrfach hatte der Konzern die Gewinn- und Umsatzprognose für das Gesamtjahr zurückschrauben müssen. Bereits Mitte Mai hatte der Konzernchef Léo Apotheker in einem internen Schreiben an seine Führungskräfte vor einem "weiteren schwierigen Quartal" gewarnt und gemahnt, Ausgaben auf ein Minimum zu beschränken. Probleme hat HP vor allem im Geschäft mit Privatkunden.

Die jetzt vorgelegten Zahlen für das dritte Geschäftsquartal untermauerten die Probleme, die Hewlett-Packard zu dem großen Umbau drängten. Der Umsatz legte lediglich um ein Prozent auf 31,2 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn verbesserte sich immerhin um neun Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar. Durch den PC-Bereich ist HP besonders von konjukturellen Effekten betroffen - diese sollen durch die mögliche Ausgliederung reduziert werden.

IBM als Branchen-Vorbild

Laut Financial Times Deutschland gilt die Neuausrichtung von IBM als Branchen-Vorbild: Der einstige Erfinder des PC hatte sich ebenfalls von seinem PC-Segment getrennt und setzt heute auf Software, IT-Service und passende Server - genau dies reduziere den Einfluss der konjunkturellen Faktoren und erhöhe die Erträge. Wie die Zeitung weiter mitteilt, war HP schon vor geraumer Zeit von Analysten dazu aufgefordert worden, sich vom PC-Segment zu trennen, das seinerzeit Verluste einfuhr - dies wurde indes nicht umgesetzt.

In seinem Schreiben an das Top-Management hatte Apotheker seinerzeit geschrieben: "Wir haben absolut keinen Platz für unrentable Geschäfte oder willkürliche Ausgaben." Diese Aussage überraschte damals umso mehr, als der aus Deutschland stammende Konzernchef eigentlich angetreten war, um die Zügel zu lockern. Er wollte vor allem mehr Geld für Forschung und Entwicklung bereitstellen.

Apotheker hatte das Ruder vom geschassten Vorgänger Mark Hurd übernommen und steht deshalb unter besonderer Beobachtung: Hurd hatte das Unternehmen nach einer undurchsichtigen Affäre mit einer externen Mitarbeiterin vor einem Jahr verlassen müssen. Bei den Investoren hatte das Bestürzung ausgelöst. Denn Hurd hatte HP mit Kosteneinsparungen zu Milliardengewinnen getrieben und den Konzern durch Zukäufe zur weltweiten Nummer eins der Branche gemacht.

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