Dicke Mittelklasse

Huawei: Nova-10-Serie mit 60-MP-Selfie-Cam

Huawei holte auf der IFA die Nova-10-Serie aus dem Sack. Zwei Modelle, die mit üppiger Ausstat­tung die Mittel­klasse aufrollen wollen.
Von der IFA in Berlin berichtet

Seit über drei Jahren ist das US-Embargo in Kraft, das Huawei - so schien es - den Wind aus den Segeln nahm. Keine Google-Dienste, kein 5G-Mobil­funk - so werden Smart­phones des Herstel­lers seitdem hier­zulande verkauft. Aufgrund der Alter­nativen auf dem Markt wenig attraktiv? Ja und nein. Smart­phones wie das Huawei P50 Pocket, das P50 Pro und das inno­vativ designte Mate Xs2 zeigen, welche Kompe­tenzen der Konzern hat: Gute Smart­phones bauen, die in verschie­denen Diszi­plinen - allen voran der Smart­phone-Foto­grafie - oben mitspielen.

Wir trafen Huawei auf der dies­jäh­rigen Inter­natio­nalen Funk­aus­stel­lung in Berlin. Im Gepäck hatte der Hersteller zwei neue Mid-Ranger, das Mate Xs2 und eine neue Smart­watch, die insbe­son­dere in der Blut­druck­mes­sung bril­lieren soll.

Was die Soft­ware-Geschichte angeht, erzählt Huawei sie selbst­bewusst und ist hinsicht­lich der gesteckten Zukunfts­ziele ambi­tio­niert.

Die Soft­ware-Frage

Huawei Nova 10 Pro Huawei Nova 10 Pro
Bild: teltarif.de

Datenblätter

Am Anfang steht die AppGallery laut eigenen Aussagen längst nicht mehr. Schon gut zwei Jahre vor dem Inkraft­treten des US-Embargos werkelte Huawei an der eigenen App-Samm­lung. Die Restrik­tionen etwa Mitte 2019 zwangen den Konzern nach eigener Aussage zur schnel­leren Entwick­lung.

Google-Dienste, Gmail, Maps, YouTube und Co. sind auf einem Huawei-Smart­phone nur zu finden, wenn der Nutzer sie selbst instal­liert. Und das soll kein Problem sein. Huawei will dem Nutzer das nötige Werk­zeug an die Hand geben, das sein Smart­phone so funk­tio­niere, wie er es haben will. Koope­rationen mit App-Herstel­lern sollen nicht nur locken, sondern auch unmiss­ver­ständ­lich klar­machen, welchen Stand der Konzern aus China weiterhin habe. Die Frage sei nicht: Bekomme ich die App für ein Huawei-Smart­phone, sondern: Warum sollte ich mir sie aus einem anderen App-Store holen? Beein­dru­ckend selbst­bewusst. Aber das muss ein Unter­nehmen wie Huawei auch sein, wenn es mit seinen Smart­phones im hart umkämpften Markt weiterhin wahr­genommen werden will.

Nova 10 und Nova 10 Pro

Kamera-Design des Huawei Nova 10 Pro Kamera-Design des Huawei Nova 10 Pro
Bild: teltarif.de
Wir haben am Stand von Huawei in Halle 6.2a sowohl einen Blick auf die neuen Novas geworfen als auch auf den schi­cken Falter Mate Xs2 und die Blut­druck-Uhr Watch D.

Nova 10 und Nova 10 Pro werden als Mid-Range-Flagg­schiffe gesehen. Die Specs haben es in sich. Beide Modelle entstammen einer Design-Familie, das können die beiden Phablets nicht leugnen. Während das Nova 10 ein 6,67 Zoll großes Display besitzt, ist das Panel beim Nova 10 Pro mit 6,78 Zoll etwas größer. Beide OLEDs haben jeweils eine 120-Hz-Bild­wie­der­hol­rate. Wir konnten im Rahmen der IFA beide Modelle begut­achten. Trotz der großen Größen sind sie erstaun­lich „leicht“, was einem komfor­tablen Hand­ling entge­gen­kommt. Das Nova 10 hat eine Dicke von 6,88 mm und wiegt 168 Gramm. Das Nova 10 Pro ist mit 7,88 mm dicker, aber immer noch vergleichs­weise schlank, und wiegt 191 Gramm. Auch das ist im Vergleich mit anderen Boliden in der Szene über­schaubar.

Unter­schiede gibt es auch bei der Akku­ladung: Der Strom­spei­cher (4500 mAh) des Nova 10 Pro kann mit 100W wieder befüllt werden. Laut Hersteller soll der Akku von 0 auf 100 Prozent in 20 Minuten wieder voll aufge­laden sein. Beim Nova 10 ist die unter­stützte Ausgangs­leis­tung geringer, mit 66W aber immer noch vergleichs­weise hoch. Im Mittel­klasse-Segment sind eher bis 30W die Regel, wenn es um schnelle Akku­ladungen geht. Ange­trieben werden die Novas von einem Snap­dragon 7784G von Qual­comm.

Selfie­kamera mit 60 MP

Huawei Nova 10 Huawei Nova 10
Bild: teltarif.de
Auffällig ist die Selfie­kamera, die einen 60-Mega­pixel-Sensor besitzt. Grund­sätz­lich ist das für eine Smart­phone-Knipse in der Front schon unge­wöhn­lich hoch, im Mittel­klasse-Bereich kommt das in der Regel gar nicht vor. Über­raschen­der­weise löst der Sensor der Haupt­kamera auf der Rück­seite „nur“ mit 50 Mega­pixel auf. Nun sind das erstmal nur Zahlen. Der Fokus auf die Selfie­kamera gibt aber einen Hinweis auf die Ziel­gruppe: Nutzer, die gerne Portrait-Foto­grafie mit sich selbst betreiben, beispiels­weise für Social-Media-Ange­legen­heiten. Beim Pro-Modell gibt es zusätz­lich zum 60-Mega­pixel-Sensor in der Front noch eine Portrait-Kamera mit zwei­fach opti­schem Zoom.

Huawei hatte mit früheren Gerät­schaften wie dem P30 und dem P40 bereits bewiesen, wie kompe­tent der Hersteller im Bereich der Smart­phone-Foto­grafie agiert. Kamera-Features wie Super Night Shift der Nova Serie sollen bei schlechten Licht­ver­hält­nissen alles aus der Kamera heraus­holen. Wir sind gespannt, wie gut die Nova-Serie in der Praxis ist.

Huawei Watch D

Huawei Watch D Huawei Watch D
Bild: teltarif.de
Zu den weiteren Neuvor­stel­lungen von Huawei gehört auch die Watch D - ein Wearable, das den Blut­druck direkt am Hand­gelenk mittels einer inte­grierten Pumpe messen kann. Der Hersteller gibt an, dass die Entwick­lung des Systems sechs Jahre in Anspruch genommen hat.

Vergleichbar soll die Qualität der Blut­druck­mes­sung mit einer klas­sischen Manschette am Arm oder der Messung mit einem Gerät am Hand­gelenk sein. Die Watch D habe eine "euro­päi­sche Zerti­fizie­rung als medi­zini­sches Gerät für die Blut­druck­mess- und die EKG-Funk­tion" erhalten. Verfügbar soll die Uhr in Deutsch­land ab Herbst sein.

Huawei Mate Xs2 ange­schaut

Huawei Mate Xs2 zusammengeklappt Huawei Mate Xs2 zusammengeklappt
Bild: teltarif.de
Am Stand von Huawei war auch das Mate Xs2 ausge­stellt. Huawei verwendet im Gegen­satz zu Samsung mit dem Fold 4 einen anderen Falt­mecha­nismus, in dem das Display nach hinten geklappt wird. Schön ist die Funk­tion, dass das nach hinten geklappte Display einrastet und nur durch den Klick auf einen Sperr­button wieder gelöst werden kann. Erst dann „springt“ die zweite Hälfte wieder auf.

Die Verar­bei­tung ist sehr hoch­wertig, die matte Rück­seite wirkt edel. Das Display hinter­ließ im kurzen Hands-on einen guten Eindruck, mit ausge­wogenen Farben und einem guten Kontrast. Unser Blick fiel auch unmit­telbar auf die Falte, die es nun bei einem falt­baren Display geben muss. Diese ist beim Mate Xs2 nur dezent ausge­prägt. Huawei Mate Xs2 zusammengefaltet Huawei Mate Xs2 zusammengefaltet
Bild: teltarif.de
Das Gehäuse ist schlank, das Gewicht des Fold­ables ist mehr als akzep­tabel, was auch bei längerer Nutzung für ein komfor­tables Hand­ling sorgen dürfte.

Es liegt nahe, das Design des Mate Xs2 mit dem Galaxy Z Fold 4 zu verglei­chen. Aufgrund des gegen­sätz­lichen Falt­mecha­nismus auffällig inter­essant ist die Biegung des Mate Xs2-Display um das Schar­nier herum. Der Preis des Mate Xs2 mit rund 2000 Euro hat es aller­dings in sich. Huawei Mate Xs2: Rückansicht Huawei Mate Xs2: Rückansicht
Bild: teltarif.de
Lenovo hat auf der IFA ein Foldable mit sehr großem Display vorge­stellt. Details zum Thinkpad X1 Fold lesen Sie in einer weiteren News.

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