Internet-TV

Internet auf TV: Philips NetTV im Praxistext

Gutes Angebot mit technischen Schwächen
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Philips NetTV im Praxistext Philips NetTV im Praxistext
Foto: Philips
Internet-Dienste am heimischen TV-Gerät zu genießen, ist einer der großen aktuellen Technik-Trends. Immer mehr Fernseher, aber auch andere Endgeräte wie Digitalreceiver, Blu-Ray-Player oder Spielkonsolen, haben einen Zugang zum World Wide Web eingebaut. In der Fachsprache redet man von Hybrid-TV- oder SmartTV, der Fachbegriff lautet HbbTV. Bereits 2009 hat Philips sein Internetportal NetTV [Link entfernt] gestartet. Inzwischen integriert der niederländische Hersteller SmartTV nicht nur in die meisten seiner LCD-TVs, sondern hat den Service auch in einer Reihe von Digitalreceivern und Blu-Ray-Playern eingebaut: Wir haben das Modell BDP 5200 für knapp 100 Euro in einem Online-Shop erworben und das NetTV-Angebot unter die Lupe genommen.

NetTV-Oberfläche ähnelt Apps bei Smartphones und Tablet

Philips NetTV im Praxistext Philips NetTV im Praxistext
Foto: Philips
Nachdem wir den Blu-Ray-Player über das HDMI-Kabel an den Fernseher angeschlossen haben, schalteten wir das Gerät ein. Sofort öffnete sich ein Navigationsfeld, unter anderem mit dem NetTV-Button. Nach der Anwahl mit der Fernbedienung mussten wir zunächst den Schlüssel unseres WLAN-Netzes eingeben. Anschließend akzeptierten wir eine Anmeldebestätigung und hatten danach Zugang zum NetTV-Portal, das auf dem CE-HTML-Standard beruht und von der Struktur den von Smartphones oder Tablets bekannten Apps ähnelt.

Einige Applikationen, etwa ein Zugang zum Videoportal Youtube, zu den Mediatheken von ARD und ZDF, zu Bild.de und Wetter.com sowie zum Kurznachrichtendienst Twitter, sind bereits in der Werkseinstellung verfügbar, alle weiteren Dienste kann der User nach Klick auf die "App Gallery" hinzufügen.

Die Auswahl ist üppig, der Anwender kann aktuell auf zirka 100 deutsche und rund 200 internationale Applikationen zugreifen. Dabei sind jedoch nicht alle Angebote kostenlos: Für die Online-Videothek Videociety etwa ist eine Anmeldung erforderlich, der Einzelabruf kostet zumeist 3,99 Euro für Bestandstitel sowie 4,99 Euro für Top-Titel. Die Filme stehen 48 Stunden zur freien Verfügung, das heißt, man kann diese in diesem Zeitraum nach Belieben ansehen, pausieren und fortsetzen.

Internet-Surfen mit Einschränkungen

App-Auswahl bei Philips NetTV App-Auswahl bei Philips NetTV
Bild: Philips
Mit Klick auf den Button "Internet" gelangt der User zu einem regulären Browser auf Opera-Basis, über den das freie Surfen im Netz möglich ist. Sobald eine Buchstaben- oder Webseiten-Eingabe erforderlich ist, öffnet sich eine Tastatur auf dem TV-Bildschirm, die der Benutzer über das Drehkreuz auf der Fernbedienung des Blu-Ray-Players steuern kann. Die Bedienung ist etwas lästig, die Eingabe eines Webseitennamens (zum Beispiel www.teltarif.de) dauert schon einmal bis zu zwei Minuten. Dafür kann der Nutzer Webseiten in einer eigenen Favoriten-Galerie ablegen, was das nochmalige Aufrufen erheblich erleichtert. Die Darstellung der Webseiten ist fernsehtypisch eingeschränkt. Flash-Animationen, Java-Anwendungen und PDF-Dokumente sind gar nicht darstellbar. Immerhin konnten wir über den Browser unsere E-Mails abrufen, und zumindest vorwiegend textbasierte Webseiten stellte der Browser problemlos dar.

Mediatheken: Teils Netzüberlastung und nicht alle Titel verfügbar

Zur Probe haben wir uns dann je einen Film in den Mediatheken von ARD und ZDF sowie im Dienst Arte +7 [Link entfernt] des deutsch-französischen Kultursenders angesehen. In der ARD-Mediathek konnten wir nicht alle Titel aufrufen, oft kam der Hinweis, dass das entsprechende Video "zur Zeit nicht zur Verfügung" stehen würde. Wir haben uns letztlich eine der vergangenen Ausgaben des "Anne Will"-Talks angeschaut. Die Sendung konnten wir in voller Länge und einwandfreier Qualität sehen.

In der ZDF-Mediathek standen alle von uns ausgewählten Videoclips zur Verfügung, doch auch hier gab es ein Problem: Eine Dokumentation aus der Reihe "37 Grad", die wir in voller Länge schauten, lieferte ab zirka 20 Minuten unzählige Aussetzer, oft blieb das Bild für mehrere Sekunden stehen - offenbar aufgrund einer zu hohen Netzauslastung. Am folgenden Tag sahen wir uns den gleichen Film nochmals aus, diesmal gab es kein Problem.

Im Portal "Arte +7" stehen fast alle Sendungen des deutsch-französischen Kanals - sogar Spielfilme - bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung im TV zum Abruf bereit. Auch hier wählten wir eine Doku aus ("Wilde Pyrenäen"). Wir freuten uns schon über die exzellente Bild- und Tonqualität, erlebten am Ende dann aber doch noch eine Negativ-Überraschung: Die letzten zwei Minuten des Videos fehlten. Während man ein solch abruptes Ende bei einer Dokumentation noch verkraften kann, wäre dies bei einem Spielfilm eine Katastrophe.

Navigation bei Youtube lästig

Anschließend probierten wir noch die Youtube-App aus: Hier ist eine Eingabe der Suchbegriffe nicht über die Standard-Bildschirm-Tastatur möglich, sondern Youtube bietet eine eigene Tastatur für seine NetTV-App an. Diese sorgte bei uns jedoch für etwas Ärger: Läuft ein Film mit hoher Auflösung, wird die Steuerung des webbasierten Keyboards zur Qual. Das Navigieren von Buchstabe zu Buchstabe dauert schon einmal bis zu einer Minute. Immerhin: Alle Videos waren verfügbar, das Netz war selten überlastet, die Qualität der Clips schwankte natürlich - vom stark verpixelten Privatvideo bis hin zu Konzertmitschnitten in hochauflösender HD-Qualität.

Unser Fazit: Interessante Auswahl, Kinderkrankheiten bei Apps

Es ist schon ein Erlebnis, internetbasierte Dienste als "Couch-Potato" am heimischen TV-Gerät zu genießen. Philips NetTV liefert eine interessante Auswahl an abwechslungsreichen Applikationen. Leider gibt es bei vielen dieser Apps noch Kinderkrankheiten. Außerdem ist die Bedienung über die Fernbedienung oft kompliziert und lästig, vor allem wenn man Suchbegriffe oder Webseitennamen eingeben muss. Eine kleine Funktastatur als Zubehör wäre hilfreich. In jedem Fall gehört dem Hybrid-TV die Zukunft. Vielleicht einigen sich die größten Elektronik-Hersteller irgendwann auf ein gemeinsames Portal mit identischem Leistungsumfang. Denn ob Philips, Sony oder Panasonic: Momentan betreibt jeder Hersteller noch eine eigene proprietäre Lösung mit unterschiedlichem Angebots-Portfolio.

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