LTE

So "schlecht" ist der Empfang des iPhone XS Max wirklich

Schon kurz nach der Auslieferung der neuen iPhone-Modelle von Apple gab es Berichte über deutlich schlechteren Mobilfunkempfang. Wir haben in der vergangenen Woche verschiedene Tests durchgeführt.
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Kaum waren die neuen Smartphones von Apple, iPhone XS und iPhone XS Max, im Handel erhältlich, schon gab es Berichte, nach denen der Mobilfunk- und WLAN-Empfang deutlich schlechter sein soll als bei früheren iPhone-Modellen. Wir haben in der vergangenen Woche einen Praxis-Test im Rhein-Main-Gebiet, in Osthessen und in Rheinhessen durchgeführt. Dabei hatten wir zwei Exemplare des iPhone XS Max zur Verfügung. Auf einem Gerät lief die stabile iOS-Version 12, das zweite Handy haben wir mit der öffentlichen Beta-Version von iOS 12.1 ausgestattet.

Apple iPhone XS Max

Bei beiden Geräten waren die Empfangsergebnisse nahezu identisch. Allerdings war unter der Beta-Version von iOS 12.1 hin und wieder ein unvermittelter Netzverlust zu beobachten. Dieser Effekt trat im Dual-SIM-Betrieb sowohl bei der eSIM als auch bei der Nano-SIM auf. Die Netzverbindung wurde jeweils nach wenigen Sekunden automatisch wiederhergestellt. Dieses Problem konnten wir unter iOS 12 nicht beobachten, sodass es sich offenbar um einen Fehler der Beta-Firmware handelt.

Vergleich mit iPhone X

Empfangstest mit iPhone XS Max Empfangstest mit iPhone XS Max
Foto: Vodafone/teltarif.de, Montage: teltarif.de
Im Vergleich mit dem iPhone X aus dem vergangenen Jahr stellten wir bei beiden Exemplaren des iPhone XS Max einen minimal schlechteren LTE-Empfang fest. Denkbar wäre allerdings auch ein Anzeigefehler des S-Meters, denn einen Netzverlust bzw. ein Zurückfallen auf UMTS oder gar GSM konnten wir mit einer SIM-Karte aus dem Mobilfunknetz der Deutschen Telekom auch auf einer längeren Autofahrt aus dem Raum Fulda kommend an Frankfurt am Main und Mainz vorbei bis nach Rheinhessen nicht beobachten.

Nun könnte auch der Verbleib im LTE-Netz ein Anzeigefehler sein. Wir wollten daher wissen, wie stabil die mobile Internet-Verbindung wirklich ist. So haben wir vom Frankfurter Kreuz über das Mönchhofdreieck bis hinter Mainz Webradio gehört. Der MP3-Stream mit 128 kBit/s war durchgehend verfügbar, es gab keine Unterbrechungen bei der Wiedergabe. In zwei weiteren Tests hatten wir kurze Stream-Aussetzer im Stadtgebiet von Bad Kreuznach und auf der Bundesstraße 43a westlich von Hanau.

LTE-Fernempfang im Spessart

Im hessischen Spessart konnten wir das LTE-Signal von Telefónica von einer rund zehn Kilometer entfernten Basisstation schwach empfangen. Auch wenn das Smartphone sich nach wenigen Sekunden ins stark empfangbare GSM-Netz umgebucht hat, ist das eher ein Zeichen für eine gute Empfangsempfindlichkeit. Wäre es möglich, einen LTE-only-Modus auszuwählen, so ließe sich der 4G-Empfang in Fensternähe sogar für Datenverbindungen nutzen.

An gleicher Stelle ist das LTE-Netz der Deutschen Telekom auf 800 und 1800 MHz verfügbar. Dabei ist der Empfang auf 1800 MHz schwächer. Dafür steht hier die bessere Performance zur Verfügung, sodass dieser Frequenzbereich bevorzugt verwendet wird. Unter diesen Voraussetzungen verblieben die beiden iPhone XS Max auch bei schwachem Signal länger als das iPhone X im 1800-MHz-Bereich. Angezeigt wurde zum Teil nur ein Empfangsbalken auf dem S-Meter, obwohl LTE 800 mit Vollausschlag verfügbar gewesen wäre.

So kann der Flugzeugmodus für besseren Empfang sorgen

Wie gut der Empfang auf 800 MHz an gleicher Stelle war, ließ sich leicht nachvollziehen. Wir haben das Handy kurzzeitig in den Flugzeugmodus versetzt. Danach war das 4G-Netz der Telekom ohne Ortsveränderung mit Vollausschlag auf dem S-Meter verfügbar. Offenbar sind die neuen Apple-Smartphones demnach etwas träge beim Umbuchen zwischen verschiedenen Frequenzbereichen oder Netzstandards.

Unsere Erfahrungen, die wir im praktischen Einsatz in den vergangenen Tagen gemacht haben, deuten eher auf ein Software-Problem hin, weniger auf tatsächlich deutlich schlechteren Empfang. So besteht zumindest die Hoffnung, dass Apple den Fehler mit einem der nächsten Firmware-Updates beheben kann. Doppeltes S-Meter bei Dual-SIM-Betrieb Doppeltes S-Meter bei Dual-SIM-Betrieb
Foto: teltarif.de

WLAN-Empfang wie beim iPhone X

In einem weiteren Test haben wir auch den WLAN-Empfang untersucht, nachdem es Berichte gab, nach denen es auch hier Verschlechterungen gegenüber früheren iPhone-Modellen geben soll. In unserem Fall waren diese Einschränkungen nicht nachweisbar. Unabhängig davon, ob das iPhone XS Max mit iOS 12 oder der Beta-Version von iOS 12.1 verwendet wurde, waren die Ergebnisse mit denen des iPhone X vergleichbar. Das iPhone SE hatte hingegen schlechteren WLAN-Empfang als die neueren Geräte.

Die Stabilität bei der WLAN-Nutzung haben wir mit Video-Streaming ausprobiert. Dabei kamen die Apps von Zattoo und Sky Go zum Einsatz. Bei beiden Apps kam es auch über einen längeren Zeitraum zu keinerlei Streaming-Problemen im Heimnetz, das aus drei WLAN-Zugangspunkten mit den jeweils gleichen Zugangsdaten besteht.

Das Umbuchen zwischen den verschiedenen Hotspots klappte einwandfrei. Bleibt so manches Android-Smartphone bis zum vollständigen Empfangsverlust auf einem Zugangspunkt eingebucht, so wählen die iPhones zuverlässig die jeweils schnellste Verbindung aus - das war bei iPhone X und anderen früheren Apple-Smartphones aber auch nicht anders und mag auch von der Konfiguration des jeweiligen Netzwerks abhängen.

Serien-Streuungen denkbar

Die Erfahrungen anderer Nutzer sind durchwachsen. Sprechen manche Besitzer der aktuellen iPhone-Modelle von deutlich schlechterem Empfang bis hin zu Abbrüchen an Stellen, wo beispielsweise ein iPhone SE an gleicher Stelle im gleichen Netz einwandfrei funktioniert, so erkennen andere Anwender keinen Unterschied zu ihrem bisherigen Apple-Handy älteren Datums. Denkbar wäre, dass es zu Serienstreuungen kommt und einige Geräte bessere Empfangseigenschaften als andere Handhelds bieten. Wer dauerhaft - auch nach den nächsten Firmware-Updates - schlechten Empfang hat, sollte die Probleme beim Hersteller bzw. Händler reklamieren.

In einer weiteren Meldung berichten wir darüber, wann voraussichtlich mit dem nächsten größeren Software-Update für iPhone, iPad und iPod touch zu rechnen ist.

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