Jolla Launcher ausprobiert: Gesten des Jolla-Phone unter Android
Jolla hat eine erste Version des Jolla Launchers zum Testen freigegeben.
Bild: teltarif.de
Die finnische Firma Jolla hat einen Android Launcher zum Alpha-Test freigegeben, der das Feeling von Sailfish OS auf Android-Smartphones bringen soll. Sailfish OS lässt sich mit Hilfe von Wischgesten steuern und verzichtet beispielsweise komplett auf Navigations-Buttons. Entwickelt wurde es von ehemaligen Nokia-Mitarbeitern und basiert auf dem System Meego.
Jolla hat eine erste Version des Jolla Launchers zum Testen freigegeben.
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Wir haben zusammen mit wenigen hundert weiteren Personen Zugang zum Alpha-Test des Homescreen-Ersatzes erhalten und haben den Jolla Launcher ausprobiert. Als Testgerät kam ein Nexus 5 zum Einsatz.
Erster Start: Tutorial stellt wichtige Funktionen vor
Nach dem ersten Start zeigt ein kurzes Tutorial die wichtigsten Steuerungsgesten. Hier erfährt der Nutzer unter anderem die Struktur des Jolla-Homescreens. Im Zentrum steht dabei eine Bildschirmseite, auf der am unteren Ende ein Dock mit vier Apps zu sehen ist. Dort haben wir Zugang zu den kürzlich verwendeten Apps, die mit Vorschaubildern dargestellt sind. Mit einer Wischgeste gelangt der Nutzer zur darunter liegenden Ansicht, in der sämtliche installierte Apps aufgelistet sind - teilweise mit angepassten Icons versehen.
Der Multi-Tasking-Screen des Jolla Launchers
Screenshot: teltarif.de
Vom Standard-Homescreen nach oben gelangt der Nutzer zunächst auf den Screen, der Benachrichtigungen anzeigt und gleichzeitig als Einstiegsstelle dient, wenn das Smartphone aus dem Standby-Modus erwacht. Und zu guter Letzt lässt sich hier ein Menü herunterziehen, das erlaubt, die Kamera oder das Telefon sofort zu starten.
Bedienung: Jolla Launcher ersetzt Homescreen
An den strukturellen Aufbau des Launchers gewöhnten wir uns recht schnell. Im Alltag gefällt die vertikale Anordnung der einzelnen Bildschirme: Hoch und runter scrollt es sich eben leichter als seitwärts. Außerdem hebt der Jolla Launcher die Trennung zwischen Homescreen und App Drawer auf. In der App-Übersicht lässt sich die Anordnung verändern und auch Ordner lassen sich anlegen. Die oberste Reihe der Übersicht wird als Dock auf der Multi-Tasking-Seite angezeigt.
Die App-Übersicht des Jolla Launcher
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Die Funktion Peek hat es in den Jolla Launcher geschafft. Hierbei handelt es sich um die wichtigste Multi-Tasking-Geste des Sailfish OS: Streicht der Nutzer seinen Finger vom rechten oder linken Displayrand in die Mitte, so erscheinen die zuletzt aktiven Apps. Einen Blick auf Benachrichtigungen gab es in unserem Test von dort aus aber nicht. Peak verschob eine App dann in den Hintergrund, wenn wir unseren Finger vom Display nahmen. Wischten wir hingegen wieder zurück zum Rand, erschien die vorherige App wieder.
Verwendet eine Android-App an der linken Seite ein ausklappbares Menü, so stören sich App-Menü und Peak: In unserem Test zeigte sich, dass Peak Vorrang hatte. So waren wir auf eine Schaltfläche angewiesen, die das Ausklapp-Menü aufruft. Vorstellbar ist, dass Peak in künftigen Versionen nur an der rechten Seite aktiviert wird.
Baustellen: App-Starts, Benachrichtigungen und Navigations-Buttons
Dass es sich noch um Test-Software handelt, war in unserem Test an einigen Stellen zu merken. Die Software war prinzipiell sehr stabil und stürzte nur einmal ab. Einige Features und Konzepte erfordern jedoch weitere Entwicklungszeit. So erfolgen App-Starts sehr langsam. In unserem Test landeten wir zunächst auf der Seite mit den zuletzt verwendeten Apps, erst ein bis zwei Sekunden später startete die Anwendung.
Der Lockscreen des Jolla Launchers
Screenshot: teltarif.de
Ein Nachteil des Launchers erwies sich recht schnell: Innerhalb einer Anwendung selbst konnten wir zwar mit Peak eine Sailfish-OS-typische Geste ausführen, aber ansonsten blieb Android mit seinen virtuellen Tasten in Apps immer sichtbar - das ist allerdings auch auf dem Jolla-Phone selbst so gelöst. In der Praxis würde Peak für Multi-Tasking ausreichen.
Auf unserem Testgerät hatten wir mit Benachrichtigungen einige Mühen. Sie werden zwar auf dem Standby-Screen mit einem Symbol angezeigt, aber lesen oder anderweitig auf sie zugreifen konnten wir nicht. Da der Launcher im Immersive-Mode von Android 4.4 ausgeführt wird, konnten wir aber die klassische Benachrichtigungsleiste aufrufen und dort mit eingehenden Nachrichten interagieren, indem wir vom oberen Display-Rand nach unten wischten - diese Geste schaltet das Jolla Phone übrigens in den Standby-Modus.
Vom Lockscreen aus lässt sich dieses Menü öffnen.
Screenshot: teltarif.de
Schon bei unserem Hands-On-Test des Jolla Phones fragten wir uns, ob der Standby-Screen nicht besser genutzt werden könnte - Platz für Benachrichtigungen oder Widgets wäre dort vorhanden.
Fazit: Frühe Version des Jolla Launcher zeigt das Potenzial
Der Jolla Launcher ist - wie schon erwähnt - noch im Entwicklungsstadium. Auf einem zweiten Nexus 5 wollte der Launcher gar nicht starten. Der Launcher funktionierte auf unserem Testgerät jedoch recht zuverlässig - Abstürze kamen kaum vor. Das Konzept des Launchers weiß insgesamt zu gefallen. An der Performance und einigen Features werden die Entwickler sicherlich noch feilen.
Im Sommer soll der Launcher für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Dann wird sich zeigen, ob der Jolla Launcher Nutzer überzeugen kann, sich ein vollständiges Sailfish-OS-Smartphone zuzulegen.
Wenn unser Test abgeschlossen ist, werden wir unsere Vorschläge bei Jolla einreichen.
Jolla-Smartphone im Video-Hands-On
Wir haben auf dem MWC 2013 in Barcelona das Jolla-Smartphone unter die Lupe genommen. Dabei haben wir ein kurzes Video gedreht, das die Bedienung des mobilen Betriebssystems zeigt - der Jolla Launcher sieht ganz ähnlich aus.