Paradigmenwechsel

Google Phone Nexus 5: Mehr Google, weniger Android

Google-Now-Launcher exklusiv für Nexus-5-Käufer
Von Hans-Georg Kluge

In Hangouts integriert Google nun auch SMS - das sei verständlicher, so Google. In Hangouts integriert Google nun auch SMS - das sei verständlicher, so Google.
Bild: teltarif.de
Das Nexus 5 von Google wird von vielen als Referenz-Smartphone für die neue Android-Version 4.4 (Kitkat) wahrgenommen. Mittlerweile scheint aber eines sicher zu sein: Auf dem Nexus 5 läuft kein "pures Android". Grund dafür ist eine neue Produkt-Strategie Googles. Denn der Suchmaschinen-Gigant setzt zwar auf ein weitgehend pures Android-Erlebnis, allerdings rücken Google-Dienste weiter in den Vordergrund. Das betrifft Google Now, die Integration der Google-Suche in den Homescreen und auch die Konzentration auf Hangouts für die Kommunikation. Gegenüber dem Online-Magazin The Verge äußern sich führende Google-Manager zum neuen Nexus 5, aber auch zu Android 4.4.

So entstand das Nexus 5

Google Nexus 5

In Hangouts integriert Google nun auch SMS - das sei verständlicher, so Google. In Hangouts integriert Google nun auch SMS - das sei verständlicher, so Google.
Bild: teltarif.de
In dem Artikel beschreibt der Google-Manager Matias Duarte den Ent­wick­lungs­pro­zess des Nexus 5. Google habe für dieses Nexus-Smart­phone mehr Zeit gehabt als für frühere Modelle. Über ältere Nexus-Modelle kursieren Gerüchte, Google habe die Geräte teilweise in nur zwei Monaten entwickelt. Genaue Zeitangaben macht The Verge jedoch nicht. Zwar basiert das Nexus 5 lose auf dem LG G2, aber Google arbeitete insbesondere an der Haptik des Materials und am Produktdesign insgesamt. Das Design ähnele an einigen Stellen demjenigen des Nexus 7 (2013). So sei eine eigenständigere Nexus-Design-Philosophie zu erkennen. Selbst die Verpackungen beider Geräte ähneln sich.

Google-Now-Launcher: Exklusiv für das Nexus 5

Spannend sind auch die Äußerungen zum neuen Launcher, der - wie zunächst vermutet wurde - mit Android 4.4 eingeführt wurde. Tatsächlich zeigt sich nun: Es ist der Launcher des Nexus 5. Google wolle zunächst sehen, wie Nutzer diesen annehmen. Das Magazin schreibt, er komme möglicherweise später auf das Nexus 4 - zum Update auf 4.4 erhalten also zum Beispiel Nexus-4-Nutzer den neuen Google-Now-Look wohl nicht.

Der Launcher des Nexus 5 integriert Google Now. Der Launcher des Nexus 5 integriert Google Now.
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Nicht nur am Launcher ist zu erkennen, dass Google tatsächlich kein "pures Android" verwendet. So integriert die Hangouts-App nicht nur SMS - sie ersetzt sogar die SMS-App Androids komplett: Wer eine eigene SMS-App verwenden möchte, muss über den Play Store eine entsprechende App installieren. Google begründet diesen Schritt damit, dass es für Anwender leichter verständlich sei, nur auf Hangouts zu setzen, so Hiroshi Lockheimer gegenüber The Verge. Wir gehen davon aus, dass diese Entscheidung Googles nur das Nexus 5 betrifft - nicht Android als Ganzes. In einer eigenen Meldung stellen wir Ihnen einige Apps für die Kurznachrichten unter Android vor.

In Sachen Telefon-App, die Google mit zusätzlichen Suchfunktionen ausgestattet hat, ist noch nicht klar, ob dieses Feature auch auf anderen Smartphones aktiviert wird: Zwar setze das Nexus 5 auf die originale Android-App, verlasse sich aber auf "private APIs". Dies könnte heißen: Die Suchergebnisse gibt es nur auf Google-Smartphones oder ist für alle verfügbar, allerdings haben Hersteller keine Möglichkeit, hier Änderungen vorzunehmen.

Langfristige Folgen: Andere Hersteller unter Zugzwang

Zu guter Letzt bedeutet diese Herangehensweise Googles, dass auch andere Hersteller sich verstärkt mit ihren Perspektiven auf der Android-Plattform beschäftigen müssen. Die Integration der Google-Dienste in das Betriebssystem dürfte unverändert voranschreiten. Samsung, HTC, Sony oder andere Hersteller dürften in naher Zukunft vor einigen wichtigen Entscheidungen stehen. Gehen sie den Weg weiter und setzen auf das mit Google-Apps gespickte Android? Dann werden sie damit leben müssen, dass Google einen immer größeren Teil der Oberfläche und des Speicherplatzes der Smartphones für sich beansprucht.

Nur Hangouts: Es gibt keine weitere SMS-App auf dem Nexus 5. Nur Hangouts: Es gibt keine weitere SMS-App auf dem Nexus 5.
Screenshot: teltarif.de
Es stünde den Herstellern aber auch ein anderer Weg offen: Android ist Open Source. Verzichtet also ein Hersteller auf die Google-Apps, könnte er die Oberfläche seines Smartphones umfassend selbst bestimmen und wäre von Google etwas unabhängiger. Dann aber stehen auch alle anderen Google-Dienste nicht mehr zur Verfügung. Der Hersteller müsste also eigene Infrastrukturen für Push-Nachrichten, App-Verkäufe und ähnliches aufbauen.

Android: Plattform ist mittlerweile ausgereift

Google zeigt sich von den Fortschritten in Android Kitkat selbst sehr zufrieden. Der Weg, den man mit Android 4.0 eingeschlagen habe, sei der richtige gewesen. Denn seither steht das Design der Benutzeroberfläche weitgehend und habe sich bewährt. Deswegen sei es dem Konzern jetzt möglich, sich auf andere Bereiche zu fokussieren - zum Beispiel die Geschwindigkeit und den Ressourcenverbrauch.

Dies habe auch für Hardware-Partner Folgen: Da die Änderungen gegenüber den Vorversionen insgesamt kleiner ausfallen, solle sich die Situation der Android-Updates künftig verbessern. Es bleibt aber abzuwarten, ob dies nicht letztlich nur Wunschdenken ist: Viele Hersteller sehen zwar den großen Aufwand eines Updates, scheuen aber vor allem die anfallenden Kosten. So hat sich zum Beispiel der Hersteller LG - kurioserweise der Hersteller der letzten beiden Nexus-Smartphones - in den letzten Jahren nicht gerade als Update-freudiger Hersteller gezeigt.

Auch künftig werde Google Nexus-Geräte auf den Markt bringen und die Branche mit diesen unter Druck setzen. "Wir nehmen es [die Nexus-Smartphones und -Tablets] sehr ernst", sagt Hiroshi Lockheimer laut The Verge. Für andere Hersteller heißt dies: Google wird die Konkurrenz mit günstigen Hardware-Preisen und integrierten Diensten vor sich her treiben. Am finanziellen Durchhaltevermögen dürfte es Google dabei nicht mangeln.

Wer sich für den Kauf eines Nexus 5 interessiert, sollte sich unsere Meldung zur aktuellen Verfügbarkeit des Google-Smartphones durchlesen. Dort erfahren Sie, bei welchen Händlern das Nexus 5 zu haben ist.

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