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Linux-Erfinder Torvalds kämpft um Desktop und beleidigt Nvidia

Android ist die größte Erfolgsgeschichte für Linux
Von Steffen Herget mit Material von dpa

Linux hat es auf dem Dekstop schwer Linux hat es auf dem Dekstop schwer
Bild: isc.tamu.edu
Das freie Betriebssystem Linux kann sich nach Ansicht seines Erfinders Linus Torvalds nur durch vorinstallierte Systeme auf dem Desktop-Markt durchsetzen. Vor Studenten der Aalto-Universität in Helsinki verwies der Finne auf den enormen Erfolg von Linux im Mobilfunk-Markt, wo jeden Tag 900 000 Geräte mit dem Betriebssystem Android aktiviert würden. Android setzt auf das Linux-Betriebssystem auf.

Linux hat es auf dem Dekstop schwer Linux hat es auf dem Dekstop schwer
Bild: isc.tamu.edu
Der virtuelle Schreibtisch eines herkömmlichen PCs sei der einzige Bereich, in dem "Linux nicht mit Abstand an der Spitze steht", räumte Torvalds ein. "Darüber ärgere ich mich zu Tode." Das Vordringen auf den Desktop sei allerdings sehr schwer. Die meisten Verbraucher wollten nicht das Betriebssystem selbst auf der Maschine installieren, sondern lieber ein vorkonfiguriertes System kaufen. "Das gilt nicht nur für den Desktop, sondern auch für Mobiltelefone." Der Grund, dass Linux im Mobilmarkt so erfolgreich sei, liege allein daran, dass das System von den Herstellern vorinstalliert werde.

Torvalds hofft auf neue Ultrabooks

Die größte Chance für Linux auf Desktop-Rechnern sieht Torvalds in Projekten wie dem Chromebook von Google. Die Geräte, die von Herstellern wie Samsung, Acer und Lenovo produziert werden, laufen unter einem Linux-System und dem Chrome-Browser von Google. Die erste Generation der Chromebooks sei noch "langsam und schrecklich" gewesen. Die zweite Generation, die kommende Woche auf der Entwicklerkonferenz Google I/O in San Francisco vorgestellt wird, werde aber viel schneller sein. "Man landet den Treffer nicht mit der ersten oder zweiten Generation. Mit der dritten vielleicht. Mit der vierten oder fünften Generation wird es richtig interessant." Android habe sich auch nicht mit der Version 1.0 am Markt durchgesetzt.

"Nvidia, fuck you!"

Torvalds nutzte seinen Auftritt an der Aalto-Universität auch für eine scharfe Attacke auf den Chip-Hersteller Nvidia, weil das Unternehmen für etliche Produkte keine Linux-Treiber zur Verfügung stellt, unter anderem für die Nvidia-Optimus-Technologie, die dynamisch zwischen mehreren Grafik-Chips umschalten kann. Die Technologie sorgt für geringeren Stromverbrauch bei den Endgeräten, wie sich im Test zeigte - nur eben nicht für Linux-Nutzer. Nvidia sei unter den Hardware-Herstellern eher eine Ausnahme als die Regel - aber "einer der größten Problemfälle". Torvalds behauptete, Nvidia sei die mit Abstand schlimmste Firma, mit der er je zu tun gehabt habe. Anschließend rief er unter dem Gelächter des Publikums mit gestrecktem Mittelfinger in die Kamera: "Nvidia, fuck you!" (Minute 49:57 im Video).

Linus Torvalds in Hesinki im ausführlichen Video

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