10 Jahre LTE: Ein Rückblick
Wenn wir heute die Nachrichten lesen, geht es oft um 5G. Das neue Netz, das alles schneller und komfortabler macht. Schneller surfen, und das möglichst überall.
Nur: Vor 10 Jahren war das schon genauso. Heute vor 10 Jahren, am 1. Dezember 2010, begann der Netzbetreiber Vodafone mit dem Verkauf eines Surfsticks für LTE-Mobilfunknetze. Passende 4G-Handys gab es damals noch nicht. LTE steht für Long Term Evolution und ist ein langfristig ausgelegter Standard.
Start in der Provinz
Vodafone war in "ländlichen" Regionen auf 800 MHz mit LTE gestartet, weil die Bundesnetzagentur damals eine Bedingung formuliert hatte: Erst wenn die Provinz mit 800 MHz versorgt ist, dürfen diese Frequenzen auch in Ballungsgebieten genutzt werden.
Vodafone hatte damals die Hoffnung, durch den massiven Einsatz von LTE am Ende ganz auf die teuer zu mietenden Kupferleitungen der Telekom verzichten zu können, um Endkundenhaushalte zu erreichen. Die Idee war, alle Internet-Kunden, die auch TV schauen oder telefonieren wollten, nur noch über LTE zu erreichen. 3 MBit/s im Download wurden damals als "Minimum" versprochen.
Vodafone startete in Sachsen
Mit USB-Sticks konnten Vodafone-Kunden das LTE-Netz verwenden. Die goldenen Ringe sind Antennenbuchsen, in der Mitte der SIM-Karten-Schacht.
teltarif.de
In der Ortschaft Rammenau bei Bischofswerda ging der erste LTE-Sender von Vodafone an den Start.
Telekom startete in Brandenburg
Früher LTE Sendemast der Telekom in Kyritz (mit K) auch in Brandenburg.
Deutsche Telekom
Die Telekom startete am 30. August im wildromantischen Myritz (Myritz mit M. Das Bild zeigt einen Sender in Kyritz). Dort nahm der damalige Telekom-Chef René Obermann gemeinsam mit viel Prominenz den ersten LTE-Sender der Telekom in Betrieb. Der versorgte damals "ein Gebiet so groß wie Berlin".
Zum Start fehlten Geräte
Beim Start von 4G war es genau wie beim Start von 2G/GSM (= "God send Mobiles"). Es fehlten Endgeräte. Der damalige Technik-Chef der Telekom Bruno Jacobfeuerborn verteilte sie bald unter den interessierten rund 1000 Haushalten rund um den Sender.
E-Plus setzte auf LTE in der Stadt
Der damals noch eigenständige Anbieter E-Plus hatte seinerzeit keine LTE-800-Frequenzen erworben und wollte sich auf die Stadt konzentrieren.
o2 steckte damals noch in Friendly-User-Tests und kam nicht recht vom Fleck, vermutlich weil die Finanzmittel fehlten oder weil man damals hoffte, beim späteren Einstieg die notwendige Technik zu günstigeren Preisen zu bekommen.
Erste eigene Erfahrungen
Der Autor besorgte sich vor 10 Jahren einen LTE-USB-Stick auf 800 MHz mit SIM-Karte von Vodafone und machte damit erste Versuche. Eine völlig neue Erfahrung, dass der Upstream auf LTE 800 wesentlich höher als der Downstream sein konnte, wenn man sich am Rande der Funkzelle bewegte. Des Rätsels Lösung: Diese Zellen waren - nicht zuletzt dank aggressiv auftretender Haustür-Werber - in Nullkomma-Nichts aus- und überbucht.
Schon damals wurden unhaltbare Versprechungen gemacht: "Bis Ende 2011 sollen die weißen Flecken auf der Landkarte für die Breitband-Internet-Versorgung verschwunden sein." Wie wir heute wissen, ist das bis heute - 10 Jahre später - noch immer nicht der Fall.
Am Start zunächst Vodafone und Telekom
Wie sich die Zeiten gleichen: Auch damals bauten Vodafone und Telekom um die Wette, wobei der Ausbau schneller ging, als Karten aktualisiert werden konnten.
LTE zunächst nur für Daten
Zum Anfang konnte man LTE nur zum Surfen nutzen. Die Telefonie war "vergessen worden", sagen die einen, die anderen sagen "wurde nicht rechtzeitig fertig". Die Deutsche Telekom präferierte einen Standard mit dem schönen Namen "VoLGA", der die Sprache über LTE etwas anders übertragen hätte als das VoLTE-Protokoll, das dann später mit starker Verzögerung eingeführt wurde.
VoLTE = Frust
Für die Kunden war das eine frustrierende Nutzererfahrung. Zunächst funktionierte VoLTE nur mit vom jeweiligen Netzbetreiber freigegeben Geräten und angepasster Software. Dann wurden die Gerätelisten sukzessive erweitert. Dann konnte es passieren, dass eher exotische Geräte, die im Markt frei verkauft wurden, mit manchen Netzen funktionierten, ohne dass die Netzbetreiber daran beteiligt waren. Andere Geräte mussten durch Eingabe von kryptischen Codes "freigeschaltet" werden. Dann gab es Geräte, welche die Fähigkeit zu VoLTE nach einem Softwareupdate verloren, so geschehen bei Nokia-HMD.
Und schließlich gab es Unterschiede, ob ein Telekom-Netz-Kunde bei Original Telekom oder bei einem Service-Provider wie mobilcom-debitel Kunde war und ein Gerät von Huawei verwendete.
LTE lange nicht für alle
Die Freischaltung von LTE oder gar VoLTE war anfangs nur den mehr zahlenden Kunden der Original-Netzbetreiber vorbehalten. Dann folgenden die Kunden von Service-Providern in den sogenannten "Original-Netzbetreiber-Tarifen", und schließlich rangen sich die Netzbetreiber durch, LTE auch den Kunden von Tiefpreis-Discountern anzubieten. Die schalteten LTE teilweise nur in kostenpflichtigen Optionen frei, inzwischen generell. Stand heute sollten eigentlich angesichts der bevorstehenden UMTS-Abschaltung alle Mobilfunk-Anbieter ihren Kunden LTE anbieten können, bei einigen weniger bekannten Marken könnte das bis heute noch nicht der Fall sein.
Inzwischen sind wir bei 5G angelangt, aber viele Kunden schimpfen, dass die Netzbetreiber besser 4G ausbauen sollten, bevor sie überhaupt über 5G nachdenken würden. Denen sei gesagt: Die Branche denkt bereits deutlich und unüberhörbar über 6G nach. Und die Wette gilt: Wenn es dumm kommt, werden manche Ecken immer noch auf einen 4G-Ausbau warten, während die ersten 6G-Sender bereits an den Start gehen.
Einzig 3G ist Geschichte und wird nächstes Jahr abgeschaltet. Definitiv. Wann es bei LTE soweit sein wird? Vielleicht bei der Einführung von 7G. Das wäre nach aktuellem Zeitplan so um 2040 der Fall. Ob es dann 2G noch gibt? Vermutlich nicht mehr. Aber sicher ist das auch nicht.
LTE und 5G bringen schnelles Internet an Orte, wo das Breitband-Festnetz noch nicht angekommen ist. Dafür gibts deutlich mehr Datenvolumen als bei einem mobilen Surftarif. Wir zeigen Ihnen die aktuellen LTE-Zuhause-Tarife in der Übersicht.