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Bloomberg: Steht Sky Deutschland vor dem Verkauf?

Laut einem Bericht des Wirt­schafts­por­tals Bloom­berg plant der US-Medi­enkon­zern Comcast womög­lich einen Verkauf von Sky Deutsch­land. Die Sparte könnte für rund eine Milli­arde Euro den Besitzer wech­seln.
Von Björn König

Erst in dieser Woche veröf­fent­lichte der US-Medi­enkon­zern Comcast aktu­elle Geschäfts­zahlen zum dritten Quartal. Und die sahen insbe­son­dere für das euro­päi­sche Pay-TV-Geschäft um Sky alles andere als rosig aus. So verbuchten die Ameri­kaner Abschrei­bungen von rund 8,6 Milli­arden US-Dollar. Das deut­sche Geschäft galt seit jeher als beson­ders heraus­for­dernd und kam nie auf den grünen Zweig. Nun berichtet das Wirt­schafts­portal Bloom­berg über einen mögli­chen Verkauf von Sky Deutsch­land. Doch wer könnte die Sparte über­nehmen?

Kauf wäre "ein Schnäpp­chen"

Foto: Sky Deutschland Sky-Zentrale in Unterföhring
Foto: Sky Deutschland
Noch ist offenbar nichts in trockenen Tüchern, doch ein Verkauf ist durch die aktu­elle finan­zielle Situa­tion in Unter­föh­ring sicher­lich deut­lich wahr­schein­licher geworden. Comcast dürfte kaum Inter­esse haben, dauer­haft für Sky-Verluste finan­ziell in die Bresche zu springen, zumal die Ameri­kaner im Heimat­markt selbst genug Probleme haben - man denke zum Beispiel an schwache Zahlen beim konzern­eigenen Strea­ming-Dienst Peacock.

Beson­ders inter­essant ist aber der speku­lierte Verkaufs­preis von einer Milli­arde Euro. Damit würde Comcast einen gigan­tischen Verlust einfahren, schließ­lich hatte man die Sky-Gruppe seiner­zeit für rund 40 Milli­arden US-Dollar über­nommen. Sky Deutsch­land war dabei neben der briti­schen und italie­nischen Betei­ligung ein zentrales Asset. Sollte Comcast Sky Deutsch­land zu einem derart nied­rigen Preis abstoßen, muss die wirt­schaft­liche Situa­tion schon außer­ordent­lich aus dem Ruder laufen.

Poten­zielle Käufer

Auf der anderen Seite dürfte aber die Liste poten­zieller Käufer über­schaubar bleiben. Die meisten US-Medi­enkon­zerne sind aktuell mit sich selbst beschäf­tigt. Warner Bros. Disco­very kämpft mit eigenen Schulden und hat zuneh­mend weniger Inter­esse an linearem Fern­sehen. Vorei­gen­tümer Murdoch und 21st Century Fox konzen­trieren sich mitt­ler­weile auf Nach­richten, da passt Unter­hal­tung nicht mehr ins Konzept.

Auch bei Disney hat sich die Stra­tegie mitt­ler­weile deut­lich geän­dert. 2018 zeigte man noch Inter­esse an einem Kauf von Sky, doch mitt­ler­weile hat sich auch der Mickey-Mouse-Konzern weit­gehend aus dem TV-Geschäft verab­schiedet. Die Ameri­kaner schafften es außerdem, ihr eigenes Strea­ming-Busi­ness ausrei­chend zu skalieren, bei den Abon­nen­ten­zahlen spielt Disney+ bereits ganz oben in der ersten Liga.

Käufer aus Europa?

Ein deut­scher Käufer kommt aus kartell­recht­lichen Gründen kaum in Frage und würde in dieser Zeit kaum das nötige Kapital bereit­stellen. Bleiben im Prinzip nur zwei Alter­nativen: Ein stra­tegi­scher Investor aus Europa und den USA könnte zum Beispiel der fran­zösi­sche Medi­enkon­zern Vivendi sein. Dieser hatte bereits ange­kün­digt, mit einem Einstieg beim US-Streamer Lions­gate wachsen zu wollen.

Und dann wären da im Prinzip noch Finanz­inves­toren wie KKR. Doch auch hier würde sich die Frage stellen, wie Sky Deutsch­land zu deren bishe­riger Stra­tegie passt. Mitt­ler­weile konzen­triert man sich vor allem auf die US-Expan­sion des deut­schen Medi­enhauses Axel Springer. Fern­sehen spielt hingegen nur noch eine unter­geord­nete Rolle, Pay-TV und Unter­hal­tung schon gar nicht. Mangels poten­zieller Käufer dürfte somit schnell klar werden, warum ein Verkaufs­preis niedrig ange­setzt wird.

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