Abschied

Microsoft-Chef Ballmer kündigt Rücktritt an (2. Update)

Rückzug soll binnen der nächsten zwölf Monate erfolgen
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Microsoft-Chef Steve Ballmer wird seinen Pos­ten inner­halb der kommen­den zwölf Monate auf­geben. Das kün­digte der Windows-Konzern heute an. Der Microsoft-Verwal­tungs­rat setzte einen Sonder­ausschuss für die Suche nach einem Nach­folger ein. Der 57-Jährige Ballmer steht seit 2000 an der Spitze des welt­größten Software-Konzerns. Die Aktie rea­gierte auf die Nach­richt mit einem Kurs­sprung von 7 Prozent.

"Es gibt nie eine perfekte Zeit für einen solchen Übergang, aber jetzt ist die richtige Zeit", erklärte Ballmer in der Mitteilung. Microsoft brauche einen Chef, der für längere Zeit den Wandel zu einem Unternehmen für Geräte und Dienstleistungen begleiten werde. Microsoft-Gründer Bill Gates kündigte an, dass er bei der Suche nach einem neuen Konzernlenker helfen werde.

Steve Ballmer tritt ab Steve Ballmer tritt ab
Foto: dpa

Update 16:21 Uhr: Microsoft veröffentlicht Brief an Mitarbeiter

Die dpa dokumentiert Auszüge des Briefes in einer eigenen Übersetzung: "Ich liebe diese Firma. Ich liebe es, dass wir geholfen haben, Computernutzung und PCs zu erfinden und zu verbreiten. Ich liebe es, dass wir große und waghalsige Wetten eingehen. (...) Ich liebe es, dass wir andere Firmen umarmen und mit ihnen zusammenarbeiten, um gemeinsam Erfolg zu haben und die Welt zu verändern. (...)

Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben. Unser Umsatz ist von 7,5 Millionen Dollar auf fast 78 Milliarden Dollar gestiegen, seit ich bei Microsoft angefangen habe, und wir sind von gerade einmal 30 Mitarbeitern auf fast 100 000 gewachsen. Ich fühle mich gut dabei, dass ich eine Rolle bei diesem Erfolg gespielt und mich emotional stets zu 100 Prozent eingebracht habe. (...)

Dies ist ein bewegender und schwieriger Schritt für mich. Ich tue diesen Schritt im besten Interesse der Firma, die ich liebe; denn sie ist außer meiner Familie und meinen engen Freunden das, was mir am wichtigsten ist. Microsoft hat seine besten Tage vor sich. (...)"

Investoren forderten Ablösung Ballmers seit einiger Zeit

Microsoft war getragen vom Erfolg des Windows-Betriebssystems zu einer dominierenden Kraft im PC-Markt geworden. Allerdings schrumpft das Geschäft mit klassischen Computern inzwischen, weil Smartphones und Tablets auf dem Vormarsch sind. Das macht Microsoft zu schaffen. Das Unternehmen versuchte unter Ballmer zwar, in diesen Bereichen Fuß zu fassen, die Marktanteile sind aber bisher gering.

Zuletzt wurden die Rufe von Investoren nach einer Ablösung Ballmers angesichts schwächerer Zahlen lauter. So handelte ein missglückter Zukauf bei Online-Werbung dem Unternehmen vor einem Jahr den ersten Verlust in der über 30-jährigen Firmengeschichte ein.

Im jüngsten Quartal konnte Ballmer zwar ein Umsatzplus von zehn Prozent und rund 5 Milliarden Dollar Gewinn präsentieren. Doch ein näherer Blick in die Geschäftszahlen offenbart die Probleme: Der Gewinn der Windows-Sparte halbierte sich auf knapp 1,1 Milliarden Dollar. Und Microsoft schrieb alleine 900 Millionen Dollar auf seinen Tablet-Computer Surface RT ab, der sich schlechter verkaufte als erwartet.

Auf der zweiten Seite lesen Sie wie Steve Ballmer den Spitznamen "Monkeyboy" erhielt.

Mehr zum Thema Steve Ballmer