Ausprobiert

MMS an Vodafone-Kunden: Kommen sie noch an?

Am Dienstag hat Voda­fone seinen MMS-Dienst abge­schaltet. Was passiert mit MMS aus anderen Netzen zu Voda­fone-Kunden? Wir haben es auspro­biert.
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Die MultiMediaMessage wird schon lange für tot erklärt, aber der Abschied passiert in Raten. Die MultiMediaMessage wird schon lange für tot erklärt, aber der Abschied passiert in Raten.
Bild: teltarif.de
Der MMS-Dienst bei Voda­fone Deutsch­land wurde am 17. Januar ausge­schaltet. Was aber passiert, wenn Mobil­funk­nutzer in den Netzen von z. B. Telekom oder Telefónica (o2) eine MMS-Nach­richt an einen Voda­fone-Kunden senden? Nur wenige Mobil­funk­nutzer wissen heute noch, welcher Kunde, Freund oder Partner bei welchem Netz­anbieter ist. Die Vorwahl ist dafür auch kein Indiz mehr, da man Rufnum­mern ja portieren kann.

Unser Setup

Die MultiMediaMessage wird schon lange für tot erklärt, aber der Abschied passiert in Raten. Die MultiMediaMessage wird schon lange für tot erklärt, aber der Abschied passiert in Raten.
Bild: teltarif.de
Das Setup: Ein Android-Gerät (hier ein Unihertz Titan Slim mit Android 11) mit je einer SIM-Karte der Telekom und einer von o2 (jeweils Lauf­zeit­ver­träge beim Original-Netz­betreiber).

Das Ziel: Zwei Rufnum­mern im Netz von Voda­fone, davon eine Lauf­zeit­ver­trags-Karte und eine Prepaid-Karte, beide eben­falls vom Original-Netz­betreiber. Die Rufnum­mern des Absen­ders sind auf dem Ziel­gerät "bekannt", weil im Tele­fon­buch abge­spei­chert.

MMS erlaubt maximal 300 kB Anhänge

Beim Versand einer MMS ist zu beachten, dass diese Dateien von maximal 300 kB zulässt und der Anhang ein Bild oder Audio­format (vorzugs­weise WAV) ist. Diese 300 kB bilden eine echte Heraus­for­derung, weil eigent­lich alle heutigen Bilder oder Musik­stücke längst im Größen­bereich von einem oder mehreren MB anzu­treffen sind. Selbst die WAV-Dateien aus dem Windows-Media-Ordner haben meist schon 600-700 kB, nur die Datei "chord.wav" war mit 111 kB noch verschickbar.

Somit ist es kein Wunder, dass der MMS-Dienst bei den aller­meisten Anwen­dern längst in Verges­sen­heit geraten ist und über­haupt nicht mehr genutzt wird. Der Stück­preis von 39 Cent in den meisten Tarifen hat den Dienst ohnehin schon früh­zeitig abge­würgt.

Wir haben erfolg­reich von Telekom und o2 an zwei Voda­fone-Anschlüsse ein paar Sticker verschickt, die bei den Empfän­gern sofort ankamen. Nur anders als gewohnt.

MMS wird als SMS ange­kün­digt

Der Vodafone Kunde bekommt eine SMS mit einem Download-Link für die MMS-Nachricht. Der Vodafone Kunde bekommt eine SMS mit einem Download-Link für die MMS-Nachricht.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Durch die Abschal­tung des MMS-Dienstes bei Voda­fone kann der Voda­fone-Kunde an ihn gerich­tete MMS-Nach­richten trotzdem weiterhin empfangen, nur nicht mehr so einfach und komfor­tabel wie bisher. Statt der MMS mit Anhang trifft jetzt eine klas­sische Text-SMS ein. Diese Text-SMS kommt mit der Absen­der­ken­nung des MMS-Versen­ders (z.B. +49 123 456789). Ist der Absender im Tele­fon­buch bekannt, wird der Name ange­zeigt. Diese SMS ist auf Englisch und enthielt folgendem Text:

"+49123456789 sent you an MMS, please retrieve it from https://mmvd.syniverse.com/mmv2?pw=000000 in 7 days with ID: 491yyxxxxxxx" .

ID ist die Voda­fone-Rufnummer des Empfän­gers mit 49 am Anfang und ohne Null - statt der Nullen nach pw wird ein sechs­stel­liges Pass­wort aus Ziffern über­mit­telt, damit nur die Person die Nach­richt öffnen kann, für die sie bestimmt ist oder die den kompletten Link kennt.

Von Telekom oder o2 zu Voda­fone - mit Syni­verse

So sieht die MMS-Nachricht im Online-System aus. Eine Antwort ist möglich, man kann sie gleich löschen oder bis zu 7 Tage speichern. So sieht die MMS-Nachricht im Online-System aus. Eine Antwort ist möglich, man kann sie gleich löschen oder bis zu 7 Tage speichern.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Bei unserem Test war es egal, ob der Absender aus dem Telekom- oder dem o2-Netz sendet, beide Nach­richten liefen über das Syni­verse-System. Wie das bei Nach­richten aus anderen (inter­natio­nalen) Netzen aussieht, haben wir nicht probiert.

Das Unter­nehmen Syni­verse ist ein welt­weit aktiver Messa­ging-Dienst­leister mit Sitz in Tampa, Florida, USA. Das könnte Daten­schüt­zern ein Stirn­run­zeln entlo­cken (Stich­wort DSGVO, "Safe Harbour" oder "Schrems2"), man sollte also über den MMS-Dienst besser keine "deli­katen" sehr persön­lichen Infor­mationen austau­schen.

Einfach zu bedie­nende Seite

Wir haben den Link aus der SMS mit verschie­denen Handys und einem Desktop-PC aufge­rufen, die Nach­richt ist nach Eingabe der Ziel­ruf­nummer sofort lesbar. Auch das Web-Inter­face ist wie schon die Benach­rich­tigungs-SMS in Englisch gehalten. Das mögen Menschen mit geringen Englisch-Kennt­nissen unschön finden.

Wenn Vodafone-Kunden eine MMS-Nachricht erhalten, wird diese beim Dienstleister Syniverse zwischengespeichert. Wenn Vodafone-Kunden eine MMS-Nachricht erhalten, wird diese beim Dienstleister Syniverse zwischengespeichert.
Screenshot: teltarif.de
Nettes Feature: Es ist möglich, direkt über das Web-Inter­face auf die erhal­tene Nach­richt kosten­frei zu antworten, aber nur einmal. Erlaubt sind maximal 300 Zeichen Text und eine Audio- oder Bild­datei mit maximal 300 kB (!) Größe.

Ein Fazit

Die von Voda­fone gewählte MMS-Empfangs-Lösung ist prag­matisch und erfreu­lich. Alte Kontakte reißen dadurch nicht sofort ab. Es gibt offenbar immer noch Nutzer uralter MMS-Handys, die sonst nicht inter­net­fähig sind. Sie haben auf ihren Geräten noch stark verpi­xelte Bilder mit hohem Erin­nerungs­wert gespei­chert. Es ist drin­gend anzu­raten, diese Bilder möglichst bald durch­zusor­tieren. Wenn es keine Möglich­keit gibt, über ein Daten­kabel zum PC die Bilder direkt vom Handy zu holen, bleibt nur noch die Möglich­keit, diese per MMS an eine Gegen­stelle mit Smart­phone oder an eine E-Mail-Adresse zu schi­cken. MMS können nämlich auch an E-Mail-Adressen verschickt werden. So können diese Bilder für die Nach­welt gespei­chert werden.

Trotzdem: Vorsichtig bleiben

Wer eine merk­wür­dige SMS erhält, die zur Instal­lation einer App oder Soft­ware auffor­dert, um Nach­richten empfangen zu können, sollte das erst einmal nicht tun, bis glas­klar ist, um welche App es sich dabei handelt. (Es könnte auch eine Einla­dung zu WhatsApp oder Signal sein). Wenn Zweifel bestehen, woher die ange­kün­digte MMS kommt, kann eine kurze Text-SMS oder noch besser ein Anruf Klar­heit schaffen. Die benach­rich­tigten MMS werden übri­gens maximal 7 Tage im System gespei­chert und dann gelöscht.

Nicht in allen Fällen wird das System von Syni­verse sichtbar. Inzwi­schen empfangen Voda­fone-Kunden ihre von Telekom-Kunden verschickten MMS über das Telekom-System.

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