Kostenimplosion

Mobilfunk-Ausbau in die Fläche günstiger als gedacht?

Versorgung mit schnellem Internet hat sich bereits stark verbessert
Von Marie-Anne Winter

Dass Auf- und Ausbaupläne am Ende oft viel teurer werden als gedacht, ist leider eher die Regel denn die Ausnahme. Umso erstaunlicher, dass es gerade beim Ausbau neuer schneller Mobilfunknetze einmal anders kommen könnte: Laut einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Capital wird der Netzausbau für die Telekom Deutschland, Vodafone und o2 lukrativer als gedacht. Wie Capital berichtet, müssen die drei Anbieter deutlich weniger in den Ausbau der Infrastruktur investieren als zunächst gedacht. Der Grund dafür ist, dass sich die Versorgung dünn besiedelter Gebiete mit schnellen Internet-Verbindungen seit dem Zeitpunkt der Ausschreibung der neuen Lizenzen bereits deutlich verbessert hat.

Nach dem Willen der Bundesnetz-Agentur sollten die sogenannten LTE-Lizenzen vorrangig dazu dienen, die vorhandenen Lücken bei der Internet-Anbindung ländlicher Regionen zu schließen. Mit dem Kauf der Frequenzen verpflichteten sich die drei Telekomkonzerne, die unterversorgten Gebiete beim Aufbau der neuen Sende-Anlagen bevorzugt zu behandeln. Genau diese Auflage kommt nun vielfach nicht zum Tragen, weil zum Beispiel DSL-Anbieter und Kabelnetz-Betreiber in der Zwischenzeit bereits eine Breitband-Infrastruktur aufgebaut haben, die das Surfen im Web mit einer Übertragungskapazität von mehr als einem Megabit pro Sekunde in vielen der betroffenen Gegenden erlaubt.

Die Art und Weise wie die Funklöcher geschlossen würden, sei unerheblich, sagte ein Sprecher der Bundesnetz-Agentur gegenüber Capital. Entscheidend sei der aktuelle Ausbaustand - egal auf welchem Weg dieser erreicht werde. Damit können die Telekom Deutschland, Vodafone sowie der zum spanischen Telefónica-Konzern gehörende Anbieter o2 einen Teil der für die ländlichen Gebiete vorgesehen Investitionen in den Aufbau der LTE-Netze in Großstädten und Metropolregionen stecken - was deutlich mehr Gewinn verspricht, weil mit weniger Sende-Anlagen deutlich mehr Kunden erreicht werden.

Die drei Unternehmen hatten im Mai die früher für die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen genutzten Frequenzen (Digitale Dividende) für jeweils rund 1,2 Milliarden Euro ersteigert.

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