Funklöcher finden: Fünf Müll-Autos und eine Mission
Der Fahrer eines Müllfahrzeugs des Unternehmens Abfallwirtschafts-Union (AWU) hält eine Echtnetz-Box in der Hand. Mit ihr wird die Funknetz-Abdeckung entlang der Fahrtroute gemessen und aufgezeichnet.
picture alliance/dpa
Als einer der flächenmäßig größten und
zugleich dünn besiedelten Landkreise in Brandenburg hat
Ostprignitz-Ruppin bei der Mobilfunknetzabdeckung noch viel
Nachholbedarf. "Vor allem in den Regionen abseits der Städte und
Hauptverkehrsachsen aber auch in Waldgebieten hat man häufig kein
oder nur wenig Netz", sagte Landrat Ralf Reinhardt (SPD) am Dienstag.
Nicht immer gelinge es, große Mobilfunknetzbetreiber für den Ausbau
der entsprechenden Infrastruktur zu gewinnen.
Deshalb soll nun ein neues Projekt im Landkreis die Erhebung neuer
Daten in Sachen Funklöcher ermöglichen. In Gesprächen mit dem
nordrhein-westfälischen Partnerlandkreis Coesfeld war man in
Neuruppin auf ein dortiges Datenerhebungsverfahren mittels
sogenannter "Echtnetz-Boxen" des Ingenieursunternehmens STF-Gruppe
aufmerksam geworden. Diese Boxen fuhren über einen Zeitraum von einem
Jahr in Fahrzeugen der dortigen Abfallwirtschaft mit. "Aktuell gibt
es ein solches Projekt auch in anderen Regionen Deutschlands, etwa im
ostfriesischen Landkreis Aurich", erklärte der Prokurist der in
Dülmen (Coesfeld) sitzenden STF-Gruppe, Frédéric Dildei.
Der Fahrer eines Müllfahrzeugs des Unternehmens Abfallwirtschafts-Union (AWU) hält eine Echtnetz-Box in der Hand. Mit ihr wird die Funknetz-Abdeckung entlang der Fahrtroute gemessen und aufgezeichnet.
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Fahrzeuge dringen in jeden Winkel des Landkreises vor
Im Land Brandenburg wird nun Ostprignitz-Ruppin der erste Landkreis sein, der die Boxen einsetzt. Auch hier werden Fahrzeuge der Abfallwirtschafts-Union (AWU) mit zwei solcher Boxen ausgestattet. Ziel ist es laut AWU-Geschäftsführer Matthias Noa, dass eine Box innerhalb der kommenden sechs Monate drei Mal auf jeder Route für die Restmüllentsorgung mitfährt. "Wir arbeiten auch viel mit Mobilfunktechnik, daher ist es uns selbst ein Bedürfnis, beim Aufspüren der Funklöcher behilflich zu sein", sagte Noa.
Laut Landrat Reinhardt ist die AWU für die Aufgabe bestens geeignet, weil sie aufgrund des Entsorgungsauftrags in jeden Winkel des Landkreises vordringt. "Geplant ist aber auch der Einsatz auf Feld- und Waldwegen, wofür wir etwa Mitarbeiter aus der Kreisverwaltung, die diese Stecken abradeln, gewinnen werden", sagte Dildei. Wie in Coesfeld ist das Projekt auf zwölf Monate angesetzt. Gemessen werden sowohl die Gesprächsqualität als auch die der Datenübertragung. Die Kosten dafür liegen dem Landrat zufolge im niedrigen fünfstelligen Bereich. Sie sollen von der Wirtschaftsförderung des Landkreises getragen werden.
Die erhobenen Daten sollen im Anschluss mit in die Verhandlungen um den weiteren Bau von Funkmasten in der Region genommen werden. Sollte es nicht gelingen, die Netzbetreiber für den Ausbau zu gewinnen, will der Landkreis laut Reinhardt die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft des Bundes (MIG) hinzuziehen. Diese könnte den Netzbetreibern wiederum mit entsprechenden Förderangeboten Anreize bieten.
Müllautos als Messfahrzeuge gab es bereits 2019 in Hessen - seinerzeit allerdings mit neun baugleichen Smartphones.