Technologie

o2 & Samsung testen vRAN- & Open RAN-Technik

o2-Telefónica und Samsung testen neue Technik wie vRAN ("virtua­lized Radio Access Network") und Open RAN in Deutsch­land.
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Telefónica o2 und Samsung Elec­tro­nics testen gemeinsam moderne Anten­nen­netz-Tech­nolo­gien wie vRAN ("virtua­lized Radio Access Network") und Open RAN in Deutsch­land. Damit können Netz­betreiber flexi­blere Netz­archi­tek­turen errichten, bei denen die Hard- und Soft­ware vonein­ander getrennt und einzelne Kompo­nenten in der Cloud "virtua­lisiert" werden. Die beiden Unter­nehmen wollen mehrere Tests sowohl im Labor als auch im öffent­lichen Netz durch­führen.

Erste Tests im Labor, dann in Lands­berg/Lech

o2-Telefónica Technik Chef Mallik Rao o2-Telefónica Technik Chef Mallik Rao
Foto: o2-Telefonica
Zunächst werden o2 und Samsung die Technik in einem Labor in München testen. Im Anschluss sollen Feld­tests im 5G-Netz in Lands­berg am Lech statt­finden. Ziel ist es, die neue Technik einsatz­bereit zu machen. Der Vorteil ist, dass Soft­ware sich im Gegen­satz zur Hard­ware schneller ändern oder erwei­tern lässt. Das Netz soll dadurch effi­zienter und zukunfts­sicherer werden. Die Zauber­formel heißt "moderne RAN-Tech­nolo­gien", offene Schnitt­stellen und Auto­mati­sie­rung.

Wie die Netz­trans­for­mation aussieht

„Wir glauben, dass cloud­basierte und offene Archi­tek­turen zentrale Säulen der Netz­trans­for­mation sein werden, um die Einfüh­rung neuer Anwen­dungen zu beschleu­nigen", erklärt Mallik Rao, Technik-Chef von o2, das Vorhaben. "Wir freuen uns, als einer der ersten Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter in der Euro­päi­schen Union mit dem Hersteller Samsung zusam­men­zuar­beiten, um neue Netz­werk­lösungen zu testen."

"Samsung ist führend bei der Weiter­ent­wick­lung von vRAN und Open RAN und kann auf seine bewährte Exper­tise in großen kommer­ziellen Netzen auf mehreren Konti­nenten zurück­greifen", betont Junehee Lee, Netz­werk­chef bei Samsung Elec­tro­nics.

Verla­gerung von Netz­funk­tionen in die Cloud

o2-Telefóncia und Samsung erproben neue Mobilfunktechnik in Labor und Praxis o2-Telefóncia und Samsung erproben neue Mobilfunktechnik in Labor und Praxis
Grafik: o2-Telefónica / Samsung
Bei der vRAN-Tech­nologie werden Teile der Netz­funk­tionen in die Cloud verla­gert. Dies ermög­licht o2 einen höheren Grad an Auto­mati­sie­rung und Verfüg­bar­keit. Das Netz kann schneller bereit gestellt und flexi­bler gesteuert werden, z.B. bei Ereig­nissen wie Festi­vals oder Sport­ver­anstal­tungen. Die neue Technik unter­stützt auch Anwen­dungs­fälle, die möglichst geringe Latenz erfor­dern, wie Virtual und Augmented Reality (VR/AR) oder Anwen­dungen im Geschäfts­kun­den­bereich.

Open RAN ermög­licht wiederum eine größere Flexi­bilität im Anten­nen­netz, da die Tech­nologie offene Schnitt­stellen bietet – und damit die Möglich­keit, Baugruppen von verschie­denen Anbie­tern im Netz zu inte­grieren. Grund­lage sind Server auf x86 (Intel) Basis, die es im Prinzip bei zig Liefe­ranten zu kaufen gibt. Bei Single RAN muss man Signal­auf­berei­tung und Aktiv­antennen vom glei­chen Hersteller nehmen. Ein Anbieter-Wechsel ist aufwendig und teuer.

Samsung stellt die gesamte Produkt­palette bereit

Für die Zusam­men­arbeit wird Samsung seine 4G- und 5G-vRAN-Soft­ware sowie Open-RAN-konforme Technik bereit­stellen, die sowohl den nied­rigen als auch mitt­leren Frequenz­bereich einschließ­lich 3,5 GHz und Massive-MIMO unter­stützen.

Die vRAN-Lösung von Samsung nutzt die Vorteile einer voll­ständig disagg­regierten (eigen­stän­digen) und soft­ware­basierten Archi­tektur. Darüber hinaus bietet sie erwei­terte Funk­tionen für intel­ligente Auto­mati­sie­rung und Ener­gie­ein­spa­rungen, die Netz­betrei­bern helfen sollen, effi­zien­tere und nach­hal­tigere Netze aufzu­bauen.

Für den Aufbau eines starken vRAN- und Open RAN-Ökosys­tems ist die Inte­gra­tion mehrerer Anbieter von entschei­dender Bedeu­tung. Daher werden sich bekannte Unter­nehmen - wie Dell Tech­nolo­gies (Dell PowerEdge Server), Intel (Xeon Scalable Prozessor) und Wind River (Cloud Platt­form) - an diesem Pilot­pro­jekt betei­ligen und moderne Lösungen bereit­stellen.

Während der Zusam­men­arbeit werden die Unter­nehmen auch intel­ligente Netz­werk­auto­mati­sie­rungs­lösungen testen, um das Lebens­zyklus­manage­ment - von der Bereit­stel­lung über den Betrieb bis hin zur Wartung - mit einem einfa­chen Klick zu steuern. Samsungs „Service Manage­ment and Orchestra­tion (SMO)“ ist etwa eine Open-RAN-kompa­tible Lösung, mit der Mobil­funk­betreiber Tausende von Netz­stand­orten gleich­zeitig steuern können.

Pionier­arbeit

Samsung leiste Pionier­arbeit, betont man bei o2, was die Bereit­stel­lung von 5G-Ende-zu-Ende-Lösungen betrifft, einschließ­lich Chip­sätzen, Anten­nen­technik und soge­nannter Kern­netz­tech­nologie. Samsung bietet vRAN 3.0, Open RAN, Core bis hin zu privaten Netz­werk­lösungen und KI-gestützte Auto­mati­sie­rungs­tools. Die meisten Leser dürften Samsung eher als Hersteller von Smart­phones, TV-Geräten oder Wasch­maschinen kennen. Im Bereich Mobil­funk-Netz­werk­technik ist Samsung hier­zulande noch ein neuer Name, wo bisher Huawei, Nokia, Ericsson und ZTE die bekann­testen Liefe­ranten waren.

Freunde von Samsung-Smart­phones dürfen sich auf Android 14 freuen.

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