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Per WLAN: HDMI-Sender One4All SV1760 im Test

Das Fernsehsignal im Garten oder Schlafzimmer sehen, ohne eine zweite Set-Top-Box zu kaufen - das ermöglicht der SV1760 von One4All über WLAN-Frequenzen. Wir haben den HDMI-Sender in der Praxis getestet.
Von Thorsten Neuhetzki

Der HDMI-Sender in der Praxis zusammen mit dem neuen Entertain-Receiver. Im Vordergrund liegt die Infrarot-Schnittstelle. Der HDMI-Sender in der Praxis zusammen mit dem neuen Entertain-Receiver. Im Vordergrund liegt die Infrarot-Schnittstelle.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Sommer, Sonne, Fußball - viel zu schade, um im Wohnzimmer zu sitzen. Doch wer statt den Biergarten lieber den eigenen Balkon oder die eigene Terrasse nutzen will, steht vor dem Problem, dass er das Fernsehsignal dort oftmals mangels Satelliten- oder Kabelanschluss-Dose nicht nutzen kann - lediglich DVB-T kann eine Alternative sein. Doch durch die derzeitige Umstellung auf DVB-T2 ist auch das nicht der optimale Weg. Eine Alternative kann eine Funkstrecke zwischen der bestehenden HiFi-Ecke und dem Fernseher auf dem Balkon sein. So muss der Fußball-Fan nur seinen Fernseher nach draußen tragen - der Rest der Technik bleibt drinnen. Und auch künftig können beispielsweise Bundesliga-Spiele auf Sky oder Blu-rays auf der Terrasse geschaut werden. Einen solchen HDMI-Sender haben wir vor einigen Monaten vorgestellt: Den SV1760 von One4All. Jetzt haben wir das Gerät getestet und waren positiv überrascht.

Einfacher Anschluss

Der HDMI-Sender in der Praxis zusammen mit dem neuen Entertain-Receiver. Im Vordergrund liegt die Infrarot-Schnittstelle. Der HDMI-Sender in der Praxis zusammen mit dem neuen Entertain-Receiver. Im Vordergrund liegt die Infrarot-Schnittstelle.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Der Anschluss der HDMI-Funkstrecke ist einfach. Das Set besteht aus einem Sender und einem Empfänger, beide etwa 8,5 mal 9 mal 2,5 Zentimeter groß. Der Sender wird an das gewünschte Ausgabe-Gerät, also beispielsweise die Set-Top-Box, statt des Fernsehers per HDMI angeschlossen. Über ein zweites, leider nicht im Lieferumfang befindliches Kabel ist auch das Durchschleifen des Signals möglich, so dass auch das TV-Gerät im Wohnzimmer das Signal weiterhin anzeigen kann, während auf dem Zweit-Fernseher auf dem Balkon geschaut wird. Unterschiedliche Sender sind hier aber natürlich nicht möglich - es ist also keine Lösung des "Fußball- oder Spielfilm"-Dilemmas vieler Beziehungen.

Auf der Empfängerseite wird das entsprechende Gegenstück des Sets angeschlossen - auch hier kommt wieder HDMI zum Einsatz. Außerdem wird - wie auf Senderseite - eine Stromsteckdose benötigt. Durch einen ansteckbaren Fuß können Sender und Empfänger aufrecht hingestellt werden. Leider benötigen sowohl Sender als auch Empfänger in der Praxis deutlich mehr Platz als die Maße Glauben machen. Grund sind die zahlreichen Kabel (Strom, HDMI, Infrarot-Übertragung) die hinten im Gerät stecken. Ein optisches Highlight ist das nicht.

Einmalig müssen Sender und Empfänger miteinander in Verbindung gebracht werden, was über Tastendruck an den Geräten geschieht. Dann bauen beide Geräte eine ad-hoc-WLAN-Verbindung im 5-GHz-Band auf. Im Test funktionierte das aus nicht rekonstruierbaren Gründen erst im zweiten Anlauf - danach gab es jedoch keine Probleme mehr. Eine blaue Kontrollleuchte zeigt an, dass die Verbindung zwischen den Geräten besteht, auf dem Empfangs-Fernseher bekommt der Nutzer das mit einem englischsprachigen Standbild bestätigt. Das Signal zwischen den Geräten ist verschlüsselt.

Funkstrecke reicht für normale Wohnung aus

Sender (links) und Empfänger ohne Kabel Sender (links) und Empfänger ohne Kabel
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Entscheidend für die Qualität des Produktes ist die Bildqualität und die zu überbrückende Distanz. Im Test konnten wir ohne größere Probleme innerhalb einer Wohnung eine Distanz von etwa 15 Metern durch Wände hindurch übertragen - allerdings handelt es sich bei den Wänden nur zum Teil um massive Betonwände. Für ein normales SD-Signal stellten wird zudem keine Abstriche in der Bildqualität fest. Anders bei einem HD-Signal, bei dem sich durch Kameraschwenks die Bildinhalte schnell änderten. Hier stellten wir sogar bei einer Distanz von nur vier Metern ein leichtes Ruckeln im Bild fest. Wer größere Wohnungen hat oder Hindernisse wie Stahlbeton oder Fußboden-Heizung, wird unter Umständen Übertragungsprobleme haben, da die verwendeten 5-GHz-Frequenzen nicht gerade bekannt dafür sind, problemlos durch solche Objekte zu dringen.

Tonspur kann zum Problem werden

Die über HDMI angelieferten Signale übertragt der One4All-Transmitter ohne Änderungen weiter zum Empfänger. So wird auch eine digitale Ton-Spur übertragen. Das allerdings kann beispielsweise dann nervig sein, will der Nutzer das HDMI-Signal seines Verstärkers übertragen, um das Signal aller Endgeräte der HiFi-Ecke zu übertragen. Der Verstärker geht davon aus, dass er den Ton über die eigenen Lautsprecher abspielt (was er im Zweifel auch tut), tatsächlich benötigt wird der Ton aber am Fernseher, wo dieser aber nicht ankommt. Hier muss der Verstärker und unter Umständen auch die Set-Top-Box entsprechend angepasst werden.

Übrigens muss man zum Zappen nicht jedes Mal zum Quell-Gerät gehen und umschalten. Wer seine Fernbedienung mit auf die Terrasse nimmt, kann die Set-Top-Box durch eine Funkschnittstelle und einen Infrarotsender an der Sende-Einheit auch von der Ferne aus steuern. Durch die zwei Funkstrecken vom Balkon zur Quelle (Fernbedienung) und von der Quelle zurück zum Balkon (TV-Signal) gibt es zwar leichte Latenzen, aber beim Umschalten kommt es in der Regel nicht auf wenige Millisekunden an.

Alternativ zur Versorgung des Balkons lässt sich mit dem HDMI-Transmitter natürlich auch der Fernseher im Schlafzimmer mit Pay-TV versorgen, ohne sich gleich eine Zweit-Karte und einen Zweit-Receiver anschaffen zu müssen. Auch lässt sich auf diesem Weg beispielsweise der Beamer an der Zimmerdecke mit einem Bildsignal versorgen, wenn nicht ein extra Kabel verlegt werden soll. Hier ließen sich dann sogar Spielekonsolen anschließen, wenn es nicht wie bei einem Ego-Shooter auf jede Millisekunde Latenz ankommt. Der Sender mit angeschlossenen Kabeln Der Sender mit angeschlossenen Kabeln
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki

Fazit

Für ein reines Gadget und die gelegentliche Versorgung eines eigentlich nicht genutzten Zweitfernsehers ist der Transmitter allerdings zu teuer. Er schlägt noch immer mit knapp 300 Euro zu Buche. Schade, dass für diesen Preis nicht einmal ein HDMI-Kabel beigelegt wurde. Nutzer sollten schauen, dass sich die Installation, wenn sie dauerhaft sein soll, bis auf den Infrarot-Sender und Empfänger, der Sichtkontakt zu Fernbedienung und Set-Top-Box haben muss, versteckt ausführen lässt. Optisch ansprechend ist das Produkt leider nur, solange keine Kabel verbunden sind. Bedenken sollten Interessenten auch, dass der HDMI-Sender nicht automatisch ermöglicht, zwei unterschiedliche Programme zu sehen.

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