Pokémon-Lockmodule

Pokémon Go: Eine Chance für den Einzelhandel?

Massenweise Pokémon-Jäger streifen auf der Suche nach virtuellen Monstern durch die Innenstädte im Südwesten. Einige Einzelhändler verbieten inzwischen die Jagd in ihren Geschäften - während andere sich das Spiel gezielt zunutze machen.
Von Marleen Frontzeck-Hornke mit Material von dpa

Einzelhandel sieht Pokémon Go als Chance Einzelhandel sieht Pokémon Go als Chance
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Der Einzelhandel im Südwesten von Deutschland sieht das Smartphone-Spiel Pokémon Go auch als Chance - und lockt damit zum Teil sogar gezielt Kunden in die Geschäfte. "Pokémon Go ist eine Riesenchance für den Einzelhandel", sagte die Hauptgeschäfts­führerin des Einzelhandels­verbands Baden-Württemberg Sabine Hagmann in Stuttgart. Das Spiel ziehe Menschen von den Sofas in die Innenstädte - das sei auch ein Marketing­instrument. "Mit ein wenig Fantasie lässt sich die App gut nutzen."

Bisher berichten Ladenbesitzer in den Städten Hagmann zufolge von einem Zuwachs an Kunden. "Es gibt Besitzer, die sogenannte Pokémon-Lockmodule installiert haben, damit mehr Jäger zu ihren Geschäften kommen", erzählt Hagmann. Die Lockmodule sorgen dafür, dass mehr virtuelle Pokémon-Monster an diesen Stellen erscheinen.

Doch nicht überall ist das Spiel, bei dem man in seiner Umgebung fiktive kleine Monster suchen soll, erwünscht. Es gebe auch Händler, die der Hype störe und die die Pokémon-Jagd in ihren Läden verböten, sagte Hagmann. "Das muss jeder Ladenbesitzer für sich entscheiden. Außerdem kommt es immer auf die Zielgruppe des Ladens an."

Mögliches Verbot an Schulen

Einzelhandel sieht Pokémon Go als Chance Einzelhandel sieht Pokémon Go als Chance
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Auch an Schulen ist das Spiel ein Thema. Eine Sprecherin des Kultus­ministeriums sagte: "Wird der Schulbetrieb gestört, kann die Schule ein Verbot für Smartphones aussprechen." Entsprechendes gelte auch für die Nutzung von Pokémon Go, aber gebe es aktuell kein generelles Verbot von an Schulen. "Allerdings sind solche Probleme bisher noch nicht an das Kultusministerium herangetragen worden", sagte die Sprecherin.

Auch die Polizei Stuttgart verzeichnet mehr Pokémon-Jäger. "Wir sehen die Menschen, wenn sie abends durch die Parks streifen", sagte ein Sprecher am Dienstag, "aber bisher ist nichts passiert."

Der Handel mit den Pokémon-Accounts

Das Smartphone-Spiel Pokémon Go ist erst seit wenigen Tagen in Europa verfügbar, doch bei eBay ist bereits ein reger Handel mit Accounts entstanden. Wie der britische Guardian berichtet, versteigerte ein Spieler aus Brighton seinen Account mit hohem Spielstand für 7300 Pfund (rund 8700 Euro). Im deutschen eBay-Shop steht zum Beispiel ein Account mit dem als extrem selten geltenden Pokémon Kabutops für 1499 Euro zum Kauf. Ein anderer Verkäufer bietet seinen Zugang, der bereits das Level 22 erreicht hat, für ungeduldige Spieler für 540 Euro an. Sowohl Käufer als auch Verkäufer riskieren damit jedoch, dass ihre Accounts deaktiviert werden, weil sie gegen die Nutzungsbestimmungen verstießen, betonte der Guardian.

Aber Pokémon Go hat auch noch andere Schattenseiten. So kursieren manipulierte Pokémon-Go-Apps im Internet, die Schadsoftware auf das Smartphone bringen, sobald man diese installiert. Aber auch das Thema Datenschutz ist nicht unwichtig. Je länger man mit der App spielt, umso mehr Daten könnten über den Nutzer gesammelt werden. Es wird ein Bewegungsprofil erstellt - dies dürfte nicht bei jedem auf Verständnis treffen. Zudem saugt Pokémon Go den Akku leer, wenn der Nutzer nicht darauf achtet. In einem Eigen-Test haben wir dies bereits ausprobiert und festgestellt, dass insbesondere die Ortungsfunktion am Akku zehrt.

In einem weiteren Artikel haben wir bereits darüber berichtet, was eigentlich hinter dem Hype der AR-App steckt.