Irre Monsterjagd mit Suchtpotenzial und einigen Risiken
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Update 1. August 2016: Schlechte Nachricht für Monsterjäger: Das jüngste
Update für Pokémon Go entfernt die Fußspuren-Funktion, die den Weg
zum Pokémon in der Umgebung anzeigt. Außerdem müssen gesammelte Eier
nun bei eingeschaltetem Bildschirm ausgebrütet werden. Gerade diese
Neuerung dürfte den ohnehin schon großen Strombedarf des Mobilspiels
noch weiter erhöhen. Weitere Neuerungen sind besser angepasste
Kampffunktionen und mehr Details auf der Pokémon-Übersichtsseite. Update Ende
Ganz ehrlich: Die Bäckerei an der Ecke war schon
immer verdächtig. Durch Pokémon Go ist nun auch klar, warum. Der
Familienbetrieb in Berlin-Kreuzberg ist nämlich in Wirklichkeit eine
Pokémon-Arena. Hier kämpfen kleine digitale Monster mit Feuer, Blitz,
Wasser und Krallen für den Ruhm ihrer Trainer. Wer allerdings keine
Pokémon-Go-App auf seinem Smartphone installiert hat, bekommt davon
rein gar nichts mit.
Pokémon Go ist gerade der jüngste Digital-Hype. Seit dem Start am
6. Juli in den USA und einigen weiteren Ländern verbreitet sich das
von Nintendo und dem Google-Spinoff Niantic Labs entwickelte Spiel
explosionsartig. Pokémon Go verbindet kleine niedliche Monster,
Smartphones, GPS und Karten zu einer virtuellen Monsterjagd mit
Duellen und Rollenspiel-Elementen. Ab sofort ist die
Android- und iOS-Version in Deutschland verfügbar.
In einer anderen Meldung sind wir auf die System-Vorraussetzungen für Android und iOS eingegangen.
Das Besondere an Pokémon Go: Genau wie beim ähnlich
funktionierenden Ingress muss man sich tatsächlich physisch
bewegen, um Orte im Spiel zu erreichen. Die Spielwelt ist eine bunte
Ausgabe tatsächlicher Orte. Berliner jagen Pokémon in Berlin,
Frankfurter in Frankfurt, Düsseldorfer in Düsseldorf. Über die reale
Welt wird eine virtuelle Welt via Augmented Reality gestülpt. Nur Spieler können sie sehen
und mit ihr interagieren. Alle anderen sehen nur manisch auf das
Smartphone starrende Passanten.
Was sind Pokéstops?
Irre Monsterjagd mit Suchtpotenzial und einigen Risiken
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Also raus auf die Straße, Pokéstops abklappern und Belohnungen wie
Pokémon-Eier oder Pokébälle einsammeln. Pokéstops? Das sind
zahlreiche Punkte in der Umgebung. In Berlin etwa eine Gedenktafel
für die Mauertoten, eine Statue, der Reichstag oder das Brandenburger
Tor. Um sie zu aktivieren, muss man sich möglichst nah an die Orte
begeben, was in den USA auch schon für Zwischenfälle sorgte. Manch
ein Pokéstop befand sich etwa in einer Polizeiwache. Zum Glück
funktioniert das Aktivieren der Stops auch aus einiger Entfernung,
ebenso das Einfangen der kleinen Monster.
Wenn sie plötzlich auftauchen, schaltet das Spiel die Kamera ein. In
das Bild der realen Welt wird dann das Pokémon eingeblendet. Das
erste erscheint praktischerweise direkt auf der Tastatur des
Redaktionsschreibtischs. Mit einigen gezielten Würfen eines Pokéballs
wird es eingefangen. Das sieht teils ziemlich verrückt aus -
irritierte Blicke und neugierige Fragen von Passanten sind
garantiert. Bei allem Jagdeifer muss aber niemand auf
Privatgrundstücke vorstoßen oder sich in Gefahr begeben, um ein
seltenes Pokémon zu fangen - die Realität wird zeigen, dass es
trotzdem passieren wird. US-Polizeibehörden warnen Monsterjäger schon
vor Hausfriedensbruch, das Washingtoner Holocaustmuseum bittet
Besucher um eine Pokémon-Auszeit in der Ausstellung.
Die gefangenen Monster mit Namen wie Schiggy, Taubsi oder Zubat trägt
man nach dem Einfangen nicht einfach nur mit sich herum. Das digitale
Getier kann auch in Arenakämpfen aufeinander gehetzt werden. Dazu
setzt man sie in den Arenen ab. Andere Spieler können dann ihre
Pokémon mit den eigenen messen. Pokémon können so immer mehr
Erfahrung sammeln. Auch der Trainer steigt auf immer höhere
Erfahrungsstufen auf. Das Kampfsystem ist allerdings wenig intuitiv
und artet in wildem Bildschirmantippen aus. Die spannenden
rundenbasierten Kämpfe der alten Gameboyspiele sind Geschichte.
Pokémon Go ist kostenlos. Doch gegen echtes Geld gibt es frische
Pokébälle, Köder, Rucksäcke und andere Boni, außerdem die virtuelle
Währung Pokémünzen. Bis zu 99,99 echte Euro kann man mit einer
Transaktion ausgeben. Es geht aber auch ohne digitale Einkäufe.
Die Schattenseiten
Die kurzweilige Monsterjagd regt nicht nur zur Bewegung an. Sie hat
auch ein paar handfeste Schattenseiten. Medienberichten zufolge
sollen in den USA Räuber Spielern an Pokéstops aufgelauert haben.
Tatsächlich wäre für einen Kriminellen die Chance höher, an solch
einem Ort auf abgelenkte Menschen mit Smartphones zu stoßen.
Pokéstops an abgelegenen Orten sollte man deswegen alleine im Dunkeln
besser meiden. Und auch sonst sollten Spieler nicht starr auf ihr
Smartphonedisplay starren. Sonst gerät man bei der Jagd auf Glumanda
und Co. nachher noch auf befahrene Straßen. Sicherheitsforscher
berichten auch von manipulierten Pokémon-Go-Apps mit Schadsoftware,
die im Netz kursieren. Android-Nutzer sollten das Programm nicht am
Play Store vorbei installieren.
Auch über den Datenschutz sollte man in aller Ruhe nachdenken.
Unabhängig davon, ob man sich über sein Google-Konto oder ein
Pokemon-Trainer-Club-Konto anmeldet: Durch die Nutzung des Spiels
entstehen zahlreiche persönliche Daten. Wer ist wann, wie lange an
welchem Ort? Welche Umwege sind Menschen bereit, für ein paar
Pokébälle zu laufen? Theoretisch kann durch einige Tage Nutzung
ermittelt werden, wo jemand arbeitet, lebt oder einkauft. Verknüpft
mit Name und E-Mail ließen sich so umfangreiche Bewegungsprofile
erstellen. Auch wer unter seinem echten Namen spielt und
Bildschirmfotos über soziale Netzwerke verbreitet, offenbart seinen
Standort. Die im Laufe des Spiels gesammelten Daten betrachtet
Betreiber Niantic Labs als Unternehmenswerte. Im Falle eines Verkaufs
gingen sie an den Käufer über.
Pokémon Go saugt Akku leer
Pokémon Go ist das erste Smartphonespiel mit den kleinen
Taschenmonstern aus Japan. Und es gibt noch viel zu tun. Das
Spielprinzip mit Erkundung, Einfangen, etwas augmentierter Realität
und Belohnungen durch das Erreichen von Orten macht richtig Spaß und
hat Suchtpotenzial. Weniger Spaß machen häufige Spielabstürze oder
Spielen in Bereichen mit weniger Netzabdeckung - schon bei
mittelmäßigen 3G-Verbindungen geht kaum noch etwas.
Wer einen Tag
lang Pokémon Go spielt, sollte außerdem einen starken Reserve-Akku
oder auch eine kleine Powerbank
dabei haben. Der ständige Zugriff auf die Ortungsfunktion zehrt
kräftig am Akku. Bereits nach ein paar Stunden war der volle Akku leer.
Pokémon Go ist allerdings ein Ausblick auf die
Zukunft mobiler Spiele, auf die Vermischung von realer und digitaler
Welt. Diese ist aber wie wir wissen, noch lange nicht perfekt.
Gerade in puncto Sicherheit ist bei dieser Form von Spiel noch einiges zutun.
Zudem sind schon jetzt einige Nicht-Nutzer von dem Hype genervt, während die Befürworter
es kaum noch erwarten können, das nächste Pokémon zu fangen.
Pokémon-Go-Spieler müssen damit rechnen, schneller als bisher gewohnt in die Datenautomatik oder die Drosselung zu rutschen. Mehr dazu lesen Sie in unserer separaten Meldung: Pokémon Go: Diese Kostenfallen und Gefahren drohen.