Prepaid vs. Mindestumsatz

Telekom: Mindestumsatz bei Prepaid könnte Zahlen drücken

Wenn die Telekom ihre Quartalszahlen präsentiert, geht es zuweilenum die philosophische Frage, was diese Zahlen bedeuten oder was nicht.Wir werfen einen Blick auf die Prepaid-Zahlen.
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Prepaidzahlen der Telekom unter der Lupe Prepaidzahlen der Telekom unter der Lupe
Foto: dpa
Lange Jahre waren die Zahlen der im Netz freigeschalteten SIM-Karten im Mobilfunk das Maß aller Dinge, inzwischen sind alle Anbieter dazu übergangen, eher die Service-Umsätze (was also mit diesen Karten an Geld bewegt wird) zu berücksichtigen. Hier geben die aktuellen Zahlen der Deutschen Telekom interessante Einblicke und lassen Raum für Spekulationen über mögliche Reaktionen des Marktes auf neue Tarife und Bedingungen.

Die Deutsche Telekom hat in Deutschland seit dem Jahresende 2015 insgesamt 996 000 Mobilfunk­vertragskunden hinzu gewonnen. Davon unterschrieben 386 000 bei der Telekom selbst, der Rest ging zu den Providern wie beispielsweise mobilcom-debitel und anderen Anbietern bzw. Discountern.

Geschäftskunden und Prepaid?

Prepaidzahlen der Telekom unter der Lupe Prepaidzahlen der Telekom unter der Lupe
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Die Zahl der Prepaid-Kunden erhöhte sich seit Jahresende 2015 insgesamt um 91 000, wobei der Anstieg im Bereich Geschäftskunden den Rückgang im Privatkundenbereich ein wenig kompensierte. Geschäftskunden und Prepaid? Das verblüfft. Die Antwort ist einfach: Speziell im Maschine-zu-Maschine-Bereich (M2M, also der Fernsteuerungen, Internet-of-Things) gibt es Anwendungen, wo SIM-Karten in größerer Zahl an Industriekunden als "Prepaid" verkauft werden.

Deutlicher Rückgang bei Prepaid?

Die Zahl der privaten Mobilfunkkundenkarten (Laufzeit und Prepaid) lag zum Ende des dritten Quartals 2016 mit 29,1 Millionen auf dem Niveau des Vorjahres. Die Zahl der Prepaid-Karten sank um 712 000. Diese Zahl ist auffallend. Als Ursachen wurden auf Nachfrage das "Ausbuchen inaktiver Karten" genannt. Bekanntlich schalten alle Netzbetreiber nach einer gewissen Zeit (meist 12 bis 24 Monate) nicht genutzte (genauer nicht nachgeladene) Prepaid-Karten ab. Es könnte aber auch eine Reaktion von Kunden sein, denen die monatlichen 2,95 Mindestumsatz bei den Magenta-Start-Prepaid-Tarifen der Telekom nicht so gut gefallen haben, besonders wenn es sich um eine Zweit- oder Drittkarte handelt, so mit den Vorgängen vertraute Kreise.

Die Mehrheit aber, so wurde betont, seien Karten, die branchenüblich "ausgebucht" wurden. Da ist was dran. Viele Karten werden verschenkt oder nicht mehr aufgeladen, weil sie nicht gebraucht werden oder längst verloren oder vergessen wurden, was bei Prepaid nicht ganz so tragisch ist, wie bei einem Laufzeitvertrag mit regelmäßigen Kosten.

Magenta Start: Mindestumsatz ist vermeidbar

Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, den Mindestumsatz bei Magenta Start zu vermeiden, ohne den Anbieter zu verlassen oder Karte und Rufnummer aufzugeben. Wer bereits einen Festnetzanschluss und einen Laufzeit-Mobilfunkvertrag bei der Deutschen Telekom hat und damit vom MagentaEINS-Rabatt profitiert, kann seine zusätzliche Prepaid-Karte von Xtra oder Magenta-Start in den Magenta-Familycard-Tarif umstellen lassen und bekommt dann die 2,95 Euro Mindestverzehr jeden Monat auf der Mobilfunkrechnung des verbundenen Vertrages gutgeschrieben. Gespräche und SMS ins Telekom-Mobilfunk-Netz bleiben dabei auf der Magenta-Familycard weiter kostenlos. Eine Möglichkeit, um beispielsweise dem noch nicht volljährigen Nachwuchs eine günstigeOption zum mobilen Telefonieren und Surfen über LTE geben zu können.

Preisbewusste Kunden wechseln zu congstar

Telekom Kunden, denen die aktuellen Tarife zu teuer vorkamen, sind oft zur Telekom-Tochter songstar gewechselt, hat man in Bonn festgestellt. Im vergangenen Quartal konnte die Deutsche Telekom-Mobilfunk 757 000 neue Vertragskunden hinzugewinnen, davon entfielen 147 000 auf die eigenen Marken. Netto blieben davon jedoch nur 609 000 bzw. 145 000 Kunden übrig. Die MagentaMobil-Tarife der Telekom sowie die AllnetFlat-Angebote bei congstar kamen gut an, berichtet man aus Bonn.

Turbulenzen bei Netzumbau und Erreichbarkeit der Hotline beim zahlenmäßig größten Mitbewerber Telefónica haben noch nicht sichtbar auf die Kundenzahlen der Telekom durchgeschlagen. Gleichwohl stellt die Telekom fest, dass es eine große Anzahl von Kunden gibt, die ganz bewusst die höheren Einstiegspreise in Kauf nehmen. Der kleinste Tarif bei der Telekom kostet immerhin 35 Euro im Monat. Begründet wird das damit, dass die Kunden eine bessere Netzqualität und einen besseren Service erwarten und dafür auch bereit sind diese Preise zu bezahlen. Nicht zu vergessen sei allerdings der MagentaEINS-Rabatt, wenn ein Telekom-Festnetzanschluss dazu kommt.

Traumhafte Zahlen aus den USA

Traumhafte Zahlen liefert T-Mobile USA: Hier beträgt der Durchschnittsumsatz eines Prepaid-Kunden 38 Dollar (rund 34 Euro) pro Monat, als Vertragskunde sind es noch einmal 10 Dollar (rund 9 Euro) mehr im Monat. US-Kunden können mit "MagentaOne" einen Tarif buchen, der eine (fast weltweite) Flat für Sprachtelefonie, SMS und Daten über LTE (4G) beinhaltet. Wer mehr als etwa 28 GB im Monat verbraucht, muss mit einer Geschwindigkeits­drosselung bis zur nächsten Rechnungsperiode rechnen. Video-Streams werden mit 480p (DVD Qualität) garantiert, Tethering soll mit 3G Max möglich bleiben.

Weitere Details zu den Zahlen der Mobilfunksparte der Telekom in Deutschland haben wir bereits gestern für Sie zusammengestellt.

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