Themenspezial: Verbraucher & Service Studie

Privatsphäre-Check bei Messengern ist wichtig

Viele Nutze­rinnen und Nutzer instal­lieren einen neuen Messenger und chatten gleich los. Ein Fehler, sagen Forscher. Denn wer die Einstel­lungen nicht anpasst, gibt im Zweifel unfrei­willig Daten preis.
Von dpa /

Sicherheit durch bessere Einstellungen bei Messengern Sicherheit durch bessere Einstellungen bei Messengern
Logo: WhatsApp, Montage: teltarif.de
Bei Messen­gern sollte man regel­mäßig die Privat­sphäre-Einstel­lungen über­prüfen und diese vor allem nach Instal­lation einer neuen Chat-App direkt anpassen. Das sei der effek­tivste Schutz gegen Angreifer, die den von vielen Messen­gern genutzten Kontakt­abgleich übers Smart­phone-Adress­buch miss­brau­chen. Zu diesem Fazit gelangen Forsche­rinnen und Forscher der Univer­sität Würz­burg und der Tech­nischen Univer­sität Darm­stadt im vergan­genen September in einer Studie.

Bei den unter­suchten Messen­gern Signal und WhatsApp, die aufs Handy-Adress­buch zugreifen und die Einträge regel­mäßig zum Abgleich auf die Server des Dienst­anbie­ters hoch­laden, habe sich gezeigt, dass Hacker im großen Stil und ohne nennens­werte Einschrän­kungen sensible Daten sammeln könnten. Das funk­tio­niere, indem sie bei den Messen­gern zur Kontak­ter­mitt­lung massen­haft zufäl­lige Tele­fon­num­mern abfragen (Craw­ling).

Bilder, Namen, Status­texte erbeutet

Sicherheit durch bessere Einstellungen bei Messengern Sicherheit durch bessere Einstellungen bei Messengern
Logo: WhatsApp, Montage: teltarif.de
Welche Infor­mationen während des Kontakt­abgleichs preis­gegeben und über Craw­ling-Angriffe gesam­melt werden können, hängt vom Messenger und den gewählten Privat­sphäre-Einstel­lungen ab. Zu den persön­lichen Daten und Meta­daten, an im Expe­riment abrufbar waren, gehören etwa Profil­bilder, Nutzer­namen, Status­texte oder die zuletzt online verbrachte Zeit.

Vor Veröf­fent­lichung haben die Forschenden ihre Studi­energeb­nisse den Diensten mitge­teilt. WhatsApp habe daraufhin nach eigenen Angaben die Schutz­maß­nahmen so verbes­sert, dass groß­ange­legte Angriffe künftig erkannt werden sollen. Und Signal habe die Anzahl mögli­cher Abfragen redu­ziert, um Craw­ling zu erschweren.

Für die Studie waren zehn Prozent aller US-Mobil­funk­num­mern für WhatsApp und 100 Prozent für Signal abge­fragt worden. Die analy­sierten Daten hätten auch inter­essante Statis­tiken über das Nutzer­ver­halten offen­bart: Rund 50 Prozent aller WhatsApp-Nutze­rinnen und -Nutzer in den USA haben ein öffent­liches Profil­bild, und sogar 90 Prozent einen öffent­lichen Info­text.

Viele Signal-Nutzer haben trotzdem WhatsApp

Und 40 Prozent aller bei Signal regis­trierten Nutzer verwenden auch WhatsApp - obwohl die Forsche­rinnen und Forscher vermutet hätten, dass mehr Signal-Nutzer auf ihre Privat­sphäre bedacht sind. Schließ­lich wertet Signal anders als WhatsApp keine Meta­daten der Messenger-Nutzung aus.

Werden die übers Craw­ling gewon­nenen Daten von Angrei­fern über längere Zeit verfolgt, ließen sich daraus genaue Verhal­tens­modelle erstellen, warnen die Forscher. Und würden diese Daten mit denen aus sozialen Netz­werken und anderen öffent­lichen Daten­quellen abge­gli­chen, ließen sich auch detail­lierte Profile erstellen und beispiels­weise für Betrugs­maschen nutzen.

Tele­gram jongliert mit Nicht-Kunden-Nummern

Über den Messenger Tele­gram fanden die Forsche­rinnen und Forscher bei einer Unter­suchung seiner Program­mier­schnitt­stelle (API) zudem heraus, dass der Dienst zur Kontak­ter­mitt­lung auch sensible Infor­mationen zu Besit­zerinnen und Besitzer von Tele­fon­num­mern preis­gibt, die gar nicht bei dem Messenger regis­triert sind.

Der Kontakt­abgleich zwischen Smart­phone-Adress­buch und den Servern des Messenger-Dienstes wird von Sicher­heits­for­schern und Daten­schüt­zern regel­mäßig kriti­siert. Die Messenger-Dienste fürchten aber, ohne diese Komfort­funk­tion Nutze­rinnen und Nutzer zu verlieren. Sicherer, unter Daten­schutz­aspekten unbe­denk­licher, aber auch umständ­licher wäre es, wenn erwünschte Kontakte einzeln hinzu­gefügt werden müssten.

Nach Kritik und einer Abwan­derung von Nutzern zu anderen Messen­gern wird die umstrit­tene Ände­rung der Daten­schutz­regeln bei WhatsApp um gut drei Monate verschoben. Face­book will die Zeit nutzen, um besser über die Ände­rungen aufzu­klären.

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