Alternative?

Neue Geräteklasse oder nur eine Marketing-Idee?

Hersteller entwickelt Geräte zwischen Smartphone und Notebook
Von Ralf Trautmann /

"Eine neue Generation mobiler Geräte": Der Chip-Hersteller Qualcomm spart hier nicht mit großen Ankündigungen, wenn es um die von ihm initiierten, mutmaßlich neue Geräteklasse namens Smartbook geht. Der Name lässt die gewünschte Verwandtschaft zum Smartphone erahnen: Die entsprechenden Geräte sollen erweiterte Smartphones sein, die mit größerem Display und "echter Tastatur" daherkommen. Der ein oder andere mag bei der Kurz-Beschreibung an ein kleines Netbook denken, und liegt damit nicht unbedingt falsch: Qualcomm selbst spricht von einer Produkt-Bandbreite bis hin zu "größeren Sub-Notebooks" und Touchscreen-Tablet-Geräten. Allen ist gemeinsam, dass sie auf Basis eines Chips der zur ARM-Familie gehörenden Snapdragon-Plattform aus dem Hause Qualcomm arbeiten.

Einer Gerichtsentscheidung zufolge darf Qualcomm die neue Produktkategorie in Deutschland nicht mehr "Smartbook" nennen. Ende August 2009 hat der deutsche Notebook-Hersteller Smartbook AG eine einstweilige Verfügung gegen den amerikanischen Hersteller erwirkt. Demnach darf Qualcomm den Namen "Smartbook" nicht weiter auf Internetseiten verwenden, die in Deutschland abrufbar sind. Untersagt ist die Nennung des Namens "Smartbook" vor allem, wenn der Hinweis auf die Smartbook AG und ihr Markenrecht fehlt (Az: 31 O 482/09).

Qualcomm verweist seinerseits auf ein schwebendes Rechtsverfahren, das noch nicht final entschieden ist. Auf jeden Fall will der US-Hersteller die Snapdragon-Plattform fortentwickeln.

Allerdings ist der Name Netbook vor allem dank Intel, das sich diesen in jüngster Vergangenheit zur Vermarkung seiner Atom-Prozessoren zu eigen gemacht hat, eben schon vergeben und weitere Bezeichnungen wie Ultra-mobile PC (UMPC), Mobile Internet Devices (MID) haben den Sprung in den Wortschatz des IT-Laien nicht geschafft. Daher hat Qualcomm, offensichtlich um sich abzugrenzen, eben zu einem neuen Namen gegriffen. Somit gilt wohl grob: Was Intel sein Netbook ist, soll Qualcomm sein Smartbook werden.

Natürlich ist die Netbook-Assoziation mit Intel und seinen Atom-Chips nicht ganz korrekt: Netbooks kommen nicht nur mit Atom-Prozessoren daher, sondern auch mit Chips anderer Hersteller, die dann entweder auch zur x86-Familie gehören (was für den Endanwender schlicht und einfach "Windows-XP- oder Vista-fähig" bedeutet) oder eben auch nicht.

Snapdragon als Basis

Nach dem Willen Qualcomms ist der Chipsatz DAS Abgrenzungskriterium: Qualcomm "reserviert" den Namen für Geräte auf Basis seiner neuen, nicht zur x86-, sondern zur ARM-Familie gehörenden Snapdragon-Plattform. Diese soll vergleichsweise günstig sowie stromsparend sein und unterstützt von mobilen Geräten bekannte Features wie zum Beispiel WLAN, Bluetooth, mobiles Fernsehen, die Wiedergabe von HD-Videos, GPS und bieten zudem ein integriertes Modem für die Mobilfunkanbindung.

Ob Snapdragon und die neue Gerätekategorie eine Erfolgsgeschichte werden, ist allerdings noch offen. Potenziell kann Windows Mobile eingesetzt werden, da dieses auch die ARM-Familie unterstützt. Abseits dessen ist wohl vor allem Linux das System der Wahl, das sich in seinen verschiedenen Varianten auf fast alles und jeden portieren lässt. Wenn aber ein Gerät dann in Richtung Laptop-Ersatz positioniert werden soll, könnte dem Anwender schnell die Lust vergehen. Nicht ohne Grund ist der Netbook-Pionier Asus nach anfänglichen Linux-Experimenten fast vollständig auf die Windows-Linie umgeschwenkt.

Zumindest technisch hat Qualcomm für seine Snapdaron-Plattform schon einiges für die nächste Zeit geplant, so zum Beispiel höhere Taktfrequenzen oder HSPA+-Unterstützung mit bis zu 28 MBit/s im Downstream und bis zu 11 MBit/s im Upstream. Laut Qualcomm arbeiten aktuell bereits 15 Hersteller an mehr als 30 Endgeräten.